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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Belgien und hier in Schweden zugelassen.«
    »Und die religiösen Fanatiker in den USA unterstellen, dass sie ein Frankenstein-Monster erschaffen und Gott spielen wollen.«
    »Nicht nur die Fanatiker, es waren auch noch andere dieser Meinung, aber die haben sich etwas milder ausgedrückt. Das ist kein einfaches Thema.«
    Annikas Gabel klapperte gegen ihren Teller.
    »Was ist übrigens mit Watson, dem anderen Preisträger, passiert?«
    »Er ist noch vergangene Nacht mit einem Privatflugzeug in die USA geflogen worden. Ich glaube, das machen sie auch mit Wiesel, sobald er transportfähig ist.«
    Ein Reporter, dessen Namen sie nicht kannten, hatte Caroline von Behrings Leben und Wirken rasch zusammengefasst.
    »Muss einer aus der Webredaktion sein«, sagte Annika.
    Der Artikel war platt und schlecht geschrieben. Es ging daraus hervor, dass die Vorsitzende des Nobelkomitees im Alter von vierundfünfzig Jahren gestorben war. Sie war mit dem ersten Nobelpreisträger für Medizin indirekt verwandt gewesen, dem deutschen Militärarzt Emil Adolf von Behring.
    Emil Adolf von Behring war der Mann, der die Serumtherapie mitbegründete, er erfand den modernen Impfstoff in Form eines Diphterieantitoxins. Dafür erhielt er 1901 den Nobelpreis für Medizin.
    Die junge Caroline trat in die Fußstapfen ihrer Familie und wurde Expertin auf dem Gebiet der Immunologie. Schon in jungen Jahren gelang ihr der Durchbruch, und sie machte schnell eine glänzende Karriere am Karolinska-Institut. Im Alter von achtunddreißig habilitierte sie und wurde in die Nobelversammlung gewählt. Drei Jahre später wurde sie auf Beschluss des sechsköpfigen Organs Associate Member im Nobelkomitee. Als sie zweiundfünfzig war, übernahm sie für drei Jahre den Vorsitz.
    Sie war zum zweiten Mal verheiratet und kinderlos.
    Der Hof hatte die Beileidsbezeugungen des königlichen Paares verlautbaren lassen, von dieser Seite war also wahrscheinlich nicht mehr zu erwarten.
    »Über den Israeli steht fast nichts Privates«, sagte Annika. »Was wissen wir über ihn?«
    »Ledig, keine Kinder, arbeitet in Brüssel, gemeinsam mit dem Amerikaner. Ziemlich weltlich, wenn du mich fragst.«
    »Schwul?«, fragte Annika und fuhr mit einem Stück Brot über den Teller, um den letzten Rest Soße aufzusaugen.
    »Vermutlich. Ich glaube, dass er mit Watson liiert ist. Die beiden sind supersüß zusammen.«
    Große Teile der Zeitung widmeten sich der ergebnislosen Mörderjagd. Es gab Bilder von Polizisten auf Brücken, Polizisten in Tunneln und Polizisten an diversen Gewässern. Das Phantombild war auf Seite eins zu sehen und füllte noch eine ganze Seite, weiter hinten in der Zeitung. Aus dem Text ging hervor, dass es von »Zeugen am Tatort« erstellt worden sei, kein Wort über Annika. Nahezu alle Artikel über die Verfolgungsjagd der Polizei waren von dem Reporter Patrik Nilsson geschrieben, der zusammen mit Berit die Kriminalredaktion bildete.
    »Hast du den
Konkurrenten
gesehen?«, fragte Berit.
    Annika nahm die Zeitung und blätterte sie rasch durch.
    Beim
Konkurrenten
verfolgten sie ungefähr dasselbe Konzept mit Bildern und Texten, mit einer Ausnahme: Bosses Artikel.
    Annika spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde, als sie seinen Text entdeckte. Er lief über drei ganze Seiten und beschrieb alles, was sich im Goldenen Saal ereignet hatte, aus einer persönlichen Perspektive. Gespenstisch und lebendig. Er hatte den Täter offensichtlich nicht gesehen, nicht registriert, wie das angeschossene Paar hinfiel, nicht bemerkt, wie der Mörder den Saal verließ. Dennoch war ihm der Artikel gelungen: der Saal und das Licht, der Tanz und die Wärme, das Blut und der Schrei.
    Und sie tanzt mit mir, wir tanzen im Goldenen Saal unter den Augen der Mälarkönigin, sie liegt so leicht in meinen Armen, und ich möchte ewig hierbleiben …
    Annika las den Satz drei Mal und spürte, wie ihr Puls sich beschleunigte.
    »Willst du auch einen Kaffee?«
    Annika nickte.
    Mit ihren Bechern und Zeitungen ließen sie sich auf dem Sofa ganz hinten an der Wand nieder.
    »Welche Sicherheitsvorkehrungen gab es am Eingang?«, fragte Berit und stellte ihren Kaffeebecher auf eine weiße Serviette. »Gab es Metalldetektoren? Wurden die Taschen durchleuchtet? Leibesvisitation?«
    Annika faltete den
Konkurrenten
zusammen und kicherte.
    »Überhaupt nichts dergleichen. Man ging durch das große Entree, du weißt schon, die Toreinfahrt von der Hantverkargatan, durch den Bürgerpark und dann zum Portal, das direkt

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