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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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etwas Tolles im Kindergarten gemacht?«
    »
Vorschule
«
,
sagte Kalle. »Hab ich doch gesagt, wir haben eine Seifenkiste gebaut. Und ich durfte mitmachen, weil das Fräulein gesagt hat, dass alle mitmachen dürfen …«
    Plötzlich standen dem Jungen Tränen in den Augen, die Unterlippe ein Stück vorgeschoben. Thomas fuhr ihm durch das dunkle Haar.
    »Natürlich darfst du mitmachen«, sagte er. »Du bist doch ein echter Rallyefahrer. Und Ihr, Prinzessin Ellen vom Vinterviksvägen, wie ist es Euch ergangen?«
    Er hob das Mädchen und seine Kuscheltiere hoch, bis es quiekte.
    »Papa, du kitzelst mich …«
    Er setzte sie ab, und sie wand sich aus seinen Armen, weil aus dem Fernseher die Titelmelodie von
Tom & Jerry
erklang.
    Thomas atmete für einen Moment auf, löste seine Schnürsenkel und entledigte sich dankbar seiner Schuhe. Er nahm seine Aktentasche mit in den ersten Stock, damit sie unten nicht im Weg herumstand, und stellte sie neben den Schreibtisch im Arbeitszimmer. Wieder ein Arbeitszimmer zu haben war wirklich praktisch, es war ihm entfallen, wie selbstverständlich das früher gewesen war. Unten hörte er Annika mit dem Geschirr klappern, er zögerte einen Augenblick, dann stellte er schnell den Computer an und loggte sich in seine Mailbox ein. Er hatte am Montag, zu seinem vermeintlich letzten Tag, ein paar Kollegen nach Hause eingeladen und wollte sehen, wer zugesagt hatte.
    Cramne natürlich, der verpasste keine Party, und zwei weitere Sachbearbeiter von seiner Etage mit ihren Partnerinnen.
    Und dann Halenius, der Staatssekretär.
    Thomas las die Mail noch einmal. Tatsächlich, Halenius teilte mit, dass er kommen wolle, obwohl Thomas ihn nur aus reiner Höflichkeit eingeladen hatte. Er hatte mit ein paar anderen Kollegen über den Abend gesprochen, und es war ihm unfein erschienen, Halenius nicht dazuzubitten. Thomas war davon ausgegangen, dass er absagen würde. Die politische Ebene pflegte normalerweise keinen privaten Umgang mit den Angestellten, vor allem nicht der Staatssekretär und der Minister.
    Na ja, dann würden sie eben zu acht sein, die Kinder könnten vielleicht ein bisschen früher essen, perfekt!
    Er schälte sich aus dem Anzug und hängte ihn auf einen Bügel, sowohl das Rückenteil als auch das linke Hosenbein waren völlig verdreckt. Verdammter Mist. Er durfte nicht vergessen, Annika darum zu bitten, den Anzug in die Reinigung zu bringen.
    Er steckte das Hemd in den Wäschekorb und zog sich Jeans und Sweatshirt an.
    Annika stand mit dem Rücken zu ihm, als er die Küche betrat.
    »Hallo«, flüsterte er, umfasste ihre Schultern und blies ihr in den Nacken. »Wie geht es meinem Lieblingsmädchen?«
    Sie erstarrte unter seinem Griff und ließ die Spülbürste ins Becken fallen.
    »Gut«, sagte sie. »Wir haben schon gegessen. Die Kinder hatten solchen Hunger, dass wir nicht auf dich warten konnten.«
    Er beugte sich über sie und nahm eine halb gegessene Karotte von einem der Teller.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Der Verkehr war saumäßig.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Ich war bei der Zeitung und habe mich mit Schyman getroffen.«
    »Wie ist es gelaufen?«, sagte er und kaute wie wild auf der Karotte herum.
    »Gut«, sagte sie. »Am Dienstag fange ich wieder an zu arbeiten.«
    Jetzt erstarrte er. Er hörte auf zu kauen, ihm schossen die Konsequenzen durch den Kopf.
    »Aha«, sagte er. »Du meinst nicht, dass wir erst darüber hätten reden sollen?«
    »Worüber?«, fragte sie aggressiv. »Inwieweit ich die Erlaubnis habe, das Haus zu verlassen?«
    »Mach dich nicht lächerlich«, erwiderte er.
    »Im Übrigen ist dein Auftrag ja bald beendet«, sagte sie. »War es nicht ein Halbjahresprojekt?«
    »Es ist verlängert worden. Habe heute Bescheid bekommen.«
    Sie knallte den Spüllappen auf die Arbeitsplatte, dass es nur so platschte.
    »Und darüber müssen wir nicht reden? Hier stehen nur ich und meine Arbeit zur Diskussion?«
    Er nahm sich ein Glas von der Anrichte, spülte es aus und füllte es mit Leitungswasser.
    »In Ordnung«, sagte er. »Fangen wir mit mir an. Worüber willst du sprechen?«
    Sie wandte sich um und lehnte sich gegen die Spülmaschine.
    »Warum will man überhaupt dieses neue Terroristengesetz, an dem du arbeitest?«
    Er seufzte.
    »Ich dachte, wir wollten über Arbeitszeiten sprechen«, sagte er.
    »Warum soll ausgerechnet Schweden für diesen Abhörscheiß in die Bresche springen? Warum sind wir diejenigen in der EU, die sich mit solchen Fragen

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