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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Abhören von Telefonaten oder Belauschen von Kriminellen ansammelten. Was passierte, wenn Dope-Dodi sagte: Gestern habe ich fünfzig Kilo Stoff an Ole verkauft, und dann habe ich meine Alte vermöbelt?
    Oder, eine andere Alternative: Morgen
werde
ich fünfzig Kilo Stoff an Ole verkaufen, und dann vermöbel ich meine Alte?
    Wie die Polizei mit Informationen umgehen sollte, die nicht direkt mit dem Drogendeal zu tun hatten, mit solchen Fragen beschäftigte er sich.
    Er fand, dass er die Sache ganz gut gelöst hatte.
    Im ersten Fall, in welchem Dodi die Drogen bereits verkauft und seine Frau verprügelt hat, würde er in Zukunft für den Verkauf, nicht aber für die Körperverletzung bestraft werden können.
    Im zweiten Fall hingegen, in welchem sowohl der Verkauf als auch die Misshandlung noch
nicht stattgefunden
haben, sollte die Polizei eingreifen können, um die Körperverletzung zu verhindern. Alles andere wäre unmoralisch und ungerecht, das war für die meisten einzusehen.
    Aber nicht für alle, das wusste er.
    Er nahm die Kritik ernst.
    Der Verkehr auf dem Weg aus der Stadt heraus war entsetzlich. Bis er die Autobahn Richtung Norrtälje erreicht hatte, war eine Dreiviertelstunde vergangen, und als er bei Danderyds Kirche abfuhr, war es schon nach halb sieben Uhr.
    Morgen würde er Staatssekretär Jimmy Halenius treffen und ihm die ganze Sache vorlegen, und wenn der damit einverstanden war, ging es am Montag in die Konferenz.
    Er freute sich darauf. Für alle Beamten schien die Ministerkonferenz im Blauen Raum etwas Besonderes zu sein.
    Er selbst hatte nur einmal mit dem Staatsrat gesprochen.
    Eines Tages, kurz nach der Mittagspause, war er in Thomas’ Büro in der vierten Etage gekommen, hatte Hallo gesagt, sich gesetzt und gefragt, wie es gehe. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger tat er so etwas gelegentlich, das hatte der Ministeriumsklatsch Thomas bereits zugetragen. Thomas war steif und nervös gewesen, hatte ein bisschen in den Unterlagen gekramt, aber dann erklärt, wie die Dinge lagen.
    »Vergessen Sie nicht, dass es in Bars und Bordellen unschuldige Menschen gibt«, sagte der Minister, als Thomas geendet hatte.
    »Nicht alle, die dort arbeiten, sind Kriminelle, und es wird ihnen nicht gefallen, abgehört zu werden. Wir verletzen ihre Integrität, und das ist das schwerste Argument gegen dieses Gesetz.«
    Thomas hatte geantwortet, dass er sich darüber im Klaren sei.
    Der Minister hatte sich erhoben, war aber in der Tür stehen geblieben.
    »Einer meiner ersten Fälle als Jurist war so eine Abhörgeschichte«, sagte er mehr zu sich selbst als zu Thomas. »Ich war der Rechtsbeistand der Klägerpartei, Kurden, die in der Ebbe-Carlsson-Affäre abgehört worden waren. Ich glaube, ich habe während des gesamten Prozesses keine einzige Frage gestellt.«
    Ohne ein weiteres Wort ging er hinaus.
    Thomas fuhr weiter, bog in den Vinterviksvägen ein und ließ den Wagen langsam in die Einfahrt rollen. Wir sollten eine Garage bauen, dachte er. Am besten noch vor dem nächsten Winter. Er nahm seine Aktentasche, machte sich nicht die Mühe, den Regenschirm aufzupannen, und lief zum Haus.
    »Hallo«, rief er, während er sich das Wasser abschüttelte. »Gibt es hier eine Familie?«
    Die Kinder hatten vor dem Fernseher gesessen und kamen angelaufen, Kalle voran mit dem Tempo und der Kraft eines Leoparden auf der Jagd, Ellen hinterher, hüpfend und mit Ludde und Poppy unter dem Arm.
    »Na, ihr Racker«, sagte er, beugte sich hinunter und fing sie beide auf, und sie kreischten verzückt und küssten ihn, Papa, Papa, weißt du, was, Papa, wir haben eine Seifenkiste gebaut, eine echte, mit Steuerrad, und Papa, Papa, heute habe ich den Salat gemacht, Papa, Papa, Papa, hast du gesehen, dass Poppy ein bisschen kaputt ist, kannst du sie reparieren?
    Er konnte die beiden nicht länger umarmen, sondern musste sich auf den Boden setzen.
    »He, passt auf«, sagte er. »Lasst mich den Mantel ausziehen.«
    Aber sie warfen sich auf ihn, kitzelten ihn am Bauch, Papa, Papa, und er spürte, wie die Nässe und der Dreck vom Flurboden durch seine Anzughose drang.
    »Lasst mich doch mal aufstehen, hört ihr, bitte …«
    Und sie ließen ihn los und halfen ihm auf, Kalle, der seiner Mutter so ähnlich war, und die kleine Ellen, die genauso aussah wie er, als er in ihrem Alter war. Sie zogen jeder an einem Finger, bis er wieder auf den Füßen stand und sich den Dreck abwischen konnte.
    »Hattet ihr einen schönen Tag?«, fragte er. »Habt ihr

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