Noch ein Kuss
durchzuatmen, dann kehrte sie mit einem zweiten Sektglas zu ihm zurück und grinste ihn an. »Alles nur vom Feinsten.«
»Ich bin daran gewöhnt, aus Flaschen und Dosen zu trinken. Das hier ist purer Luxus.«
»Peter hat erzählt, dass du Fotoreporter bist.«
»Im Moment nicht«, meinte Mike.
»Und was machst du momentan … ?«
»Urlaub«, erwiderte er ausweichend. Mike sah sich nach einer Sitzgelegenheit um und entschied sich für einen bequemen Sessel in einer Ecke. Das Möbelstück gab unter seinem Gewicht etwas nach, was ihn zum Lachen brachte. »Ich liebe solche Sessel.«
Carly schmunzelte. »Ich auch.
»Sie sind viel gemütlicher als dieses harte Lederding, das Pete als Sofa bezeichnet.«
Als Carlys Lächeln gefror, bereute Mike es, dass er offenbar etwas Falsches gesagt hatte.
»Ich habe schon verstanden; du möchtest nicht über deine Arbeit reden.« Sie wollte das Gespräch also wieder auf ihn lenken.
»Nur, wenn es etwas gibt, was du unbedingt wissen willst.«
»Wo warst du kürzlich im Einsatz?«
»Hier und da«, sagte Mike, der nicht näher auf seinen letzten Auftrag eingehen wollte. Nicht einmal für Carly.
»Kannst du das nicht etwas präzisieren?«
. »Bei meiner Arbeit geht es um Nachrichten aus Krisengebieten. Ich wühle nicht in den Mülleimern von Prominenten herum.« Mike zwang sich zu einem Grinsen.
Carly lächelte verständnisvoll, und ihre braunen Augen suchten seinen Blick. In dem Mitgefühl, das sich darin ausdrückte, hätte er baden können. »Irgendwann würde ich gern etwas von deinen Arbeiten sehen«, sagte sie.
»Es wäre mir ein Vergnügen.« Dass er bereit war, ihr seine Lieblingsfotos zu zeigen, war ein deutlicher Hinweis darauf, wie sehr er sie mochte. Nämlich mehr, als gut für sie beide war, so viel war ihm schon klar. Für einen Mann, der emotionalen Verwicklungen gern aus dem Weg ging, kam diese Erkenntnis dennoch überraschend.
Mike zwang sich, an seinen Bruder zu denken, und unterdrückte ein Stöhnen. »Nachdem du heute Nachmittag gegangen warst, habe ich mich noch mit Pete unterhalten.«
»Und?«
»Da er im Moment damit beschäftigt ist, eine neue Mitarbeiterin einzuarbeiten, stehe ich dir für alles, was mit der Hochzeit zusammenhängt, zur Verfügung.« .
»Einarbeiten. Ist das das neue Wort dafür?«
»Wofür?«
»Siehst du das da?« Mit einer ausholenden Armbewegung deutete Carly auf den Couchtisch, der mit duftenden Leckereien beladen war. Nach dem Dosenfutter, von dem Mike in Übersee gelebt hatte, und all der Pizza, die er sich seit seiner Rückkehr einverleibt hatte, wirkte dieses Essen wie himmlisches Manna.
Und Carly wie ein köstlicher Nachtisch. Der zitronengelbe Seidenpyjama, der an ihrer glatten Haut herunterfloss, legte sich schmeichelnd um ihre weichen Kurven, und jedes Mal, wenn sie sich bewegte, raschelte der Stoff verführerisch.
»Hühnchen, Gourmetsalate, Kaviar und verschiedene Desserts. Alles, was dein Bruder ganz besonders mag.«
Mike riss den Blick von dem Essen los und sah Carly an. Sie schien traurig zu sein. »Hat er dich versetzt?« Der Gedanke war ebenso unerträglich wie die Vorstellung, dass sie seinen Bruder im Schlafanzug empfing.
»Nein, so gemein ist er nicht«, gab sie zu. »Es war nicht seine Schuld, sondern meine. Ich habe das letzte Tabu gebrochen.«
Sie war heftig errötet, und das Funkeln in ihren Augen verhieß nichts Gutes. Entweder war sie wütend oder sie hatte zu viel getrunken. Mike konnte es nicht genau sagen. Er schaute auf die Flasche, doch durch das tiefe Grün war nicht zu sehen, wie viel noch darin war.
Er wandte sich wieder Carly zu. »Und was ist das letzte Tabu?«, fragte er.
»Ich bin überraschend im Büro aufgetaucht, mit einem Abendessen für meinen überarbeiteten Verlobten.«
»Er hat dich wieder weggeschickt, weil er wollte?« . Mike stand auf und trat so nah an Carly heran, dass ihm ihr verlockender Vanilleduft in die Nase stieg. Wer brauchte Champagner, wenn er sich daran berauschen konnte?
»Nein. Rate weiter.«
Mike rieb sich die Stirn und überlegte, was sein blöder Bruder, der seine Verlobte zwar mochte, aber nicht richtig liebte, jetzt wohl wieder angestellt hatte. »Hat er dich ausgeschimpft, weil du ihn überrumpelt hast?«
»Nein. Weiter«, forderte Carly, die Mühe hatte, ein Schmunzeln zu unterdrücken. »Dreimal daneben und du bist raus.«
Resigniert warf Mike die Hände in die Luft. »Ich geb auf. Was ist passiert?« Wenn sein pedantischer Bruder ihr wehgetan
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