Noch ein Kuss
dich.«
»Das brauchst du nicht, denn es gibt kein Problem.« Ein Klopfen an der Tür hinderte Carly daran, diese Behauptung näher zu erläutern. Ein wahres Glück, da sie längst nicht so sicher war, wie sie klang. Nachdem Juliettes Sekretärin den Tee und zwei zarte Porzellantassen auf dem Couchtisch abgestellt hatte, schenkte Juliette ein und schob eine Tasse zu ihrer Freundin hinüber.
»Kamille?«, fragte Carly mit einem Blick auf die hellgelbe Flüssigkeit.
»Diese Woche ist es eine Mischung aus Lavendel und Patschuli. Das beruhigt die Nerven, und manche glauben, dass es auch als Aphrodisiakum wirkt. Aber das kannst du nur selbst herausfinden.«
Carly sah Juliette zweifelnd an.
Ihre Freundin zuckte die Achseln. »Was hast du zu verlieren? Trink einfach, vielleicht erlebst du ja heute Nacht eine Überraschung.«
»Alles ist möglich«, murmelte Carly. Dann griff sie nach der Tasse und nahm einen großen Schluck.
Freudig erregt und etwas übermütig packte Carly das Essen ein, das sie in Peters Lieblingsrestaurant bestellt hatte, und machte sich auf den Weg. Vor dem Wein- und Spirituosengeschäft gegenüber der Kanzlei zögerte sie, ging dann spontan hinein und kaufte den teuersten Champagner, den der kleine Laden zu bieten hatte. Vielleicht hatte Juliette ja recht und diese Nacht würde für sie und Peter etwas Besonderes werden.
Mit der Flasche unter dem Arm winkte sie dem rundlichen Wachmann zu, der seit ihrer Teenagerzeit die Nachtschicht übernahm. Er hatte sie aufwachsen sehen und bestand nicht mehr darauf, dass sie sich eintrug oder nach Feierabend telefonisch ankündigte.
Um acht Uhr abends war die Lobby menschenleer, aber Carly kannte sich aus. Als sie durch das stille Gebäude ging, waren aus dem großen Konferenzraum am Ende des langen Flurs gedämpfte Stimmen und das Lachen einer Frau zu hören. Carly bog um die Ecke und blieb im Türrahmen stehen. Sie hatte erwartet, Peter und einen oder mehrere Kollegen bei der Arbeit zu sehen, in das Verfassen eines wichtigen Schlussplädoyers für den nächsten Morgen vertieft.
Doch stattdessen stieß sie auf Peter und eine sehr weibliche, blutjunge Mitarbeiterin, die sich scherzend eine riesige Pizza teilten. Die Frau hatte die in Seidenstrümpfen steckenden Beine entspannt auf den Stuhl neben Peter gelegt. Und Carlys peinlich korrekter Verlobter hatte seine Krawatte gelockert und das Ende ins Hemd gesteckt, wohl um zu vermeiden, das sie Flecken bekam. Mit aufgekrempelten Ärmeln saß er zurückgelehnt, die Füße hochgelagert, auf einem bequem aussehenden Stuhl, während sich auf dem Konferenztisch ungeöffnete Prozessakten stapelten. So wie es aussah, würden sie auch noch eine Weile geschlossen bleiben.
Obwohl Carly überlegt hatte, ob sie unangekündigt vorbeikommen sollte, war sie nun froh, dass sie es getan hatte. Ihre Beziehung konnte offensichtlich etwas Pfeffer gebrauchen, und ihr überraschendes Auftauchen war schon mal ein guter Anfang.
»Entschuldigung.« Carly räusperte sich. »Ich hoffe, ich störe nicht.«
Erschrocken sprang Peter auf die Füße. »Carly.«
»Ja, genau.«
Peter sah sie erwartungsvoll an. Doch die lockeren Sprüche, die ihr bei Mike so leicht über die Lippen kamen, fielen ihr bei ihm nicht ein.
»Was für eine Überraschung«, sagte ihr Verlobter.
»Eine gute oder eine schlechte?«, fragte Carly.
Verwirrt zog Peter die Augenbrauen zusammen. »Nichts von beidem. Es ist einfach eine Überraschung.«
Carly zwang sich zur Ruhe. Keine leichte Aufgabe, wenn man mit einem Picknickkorb in der einen und einer Flasche Champagner in der anderen in einer Tür stand, schlechte Scherze machte und sich lächerlich fehl am Platze vorkam.
Peter hatte ihre Mitbringsel noch gar nicht bemerkt.
»Ist das deine Verlobte?« Die kleine Brünette erhob sich von ihrem Stuhl und wandte sich Carly zu.
»Ja. Das ist Rogers Tochter.« Peter zeigte von einer Frau zur anderen. »Carly Wexler, Regina Grey.«
»Nett, Sie kennenzulernen«, sagte Carly.
»Ganz meinerseits. Ich habe schon viel von Ihnen gehört.«
. »Nur Gutes hoffentlich.«
»Väter sagen immer nur Nettes über ihre Töchter.« Regina lächelte und nahm einen langen Schluck Mineralwasser. »Und natürlich«, fuhr sie fort, »spricht Peter auch sehr bewundernd von Ihnen.«
»Natürlich.« Wenn er nicht im Büro war, dachte Peter nur an die Arbeit. Und wenn er im Büro war, dachte er nur an Carly. Ja, sicher. Dieser Mini-Barracuda brauchte garantiert kein Training darin,
Weitere Kostenlose Bücher