Noch ein Kuss
seufzte. »Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt.« Er legte eine Pause ein. »Ich hätte gern etwas mit mehr … Ausstrahlung.« Stumm musterte er die Auslage. Dann klopfte er nachdenklich an das Glas. »Etwas Dezentes, das aber dennoch auffällt.«
»So wie die da?« Carlys Stimme hatte jeden Enthusiasmus verloren, doch Peter, der zu sehr mit seinen eigenen Bedürfnissen beschäftigt war, merkte es gar nicht.
»Nein , so wie … die!«
Carly schauderte, als sie sah, was Peter sich ausgesucht hatte – einen Ring voller glitzernder Diamanten, der für ihre schmale Hand viel zu groß war.
. Hatte Mike vielleicht recht? War sie zu nachgiebig? Carly schüttelte den Kopf. Nein! Dass Peter einen auffälligeren Ring haben wollte, lag an seinem Status und dem Bedürfnis, seinen Kollegen zu imponieren. Sie verstand das eben, und Mike nicht.
Was wusste denn dieser Weltenbummler, der es nicht schaffte, länger als bis zum nächsten Auftrag im Land zu bleiben, schon von Verpflichtungen?
Aber sie und Peter hatten unterschiedliche Vorstellungen. So viel stand fest. Carly wünschte, sie bekäme die Chance, Peter davon zu überzeugen, dass zu einer Verlobung mehr gehörte als nur ein schöner Ring und ein Versprechen. Dass Gefühle wichtiger waren als die Punkte, die man bei seinen Kollegen sammeln konnte.
Und als er nach ihrer Hand griff und sie in den Laden zog, hatte sie fest vor, genau das zu tun.
»Na, habt ihr zwei euch heute auf Trauringe einigen können?« Mike nippte an seinem Scotch mit Soda und ignorierte Carlys wütenden Blick. Er fragte sich, von welchem Elternteil sie diese ausdrucksvollen Augen wohl geerbt hatte, dann erst fiel ihm ein, dass er es schon sehr bald herausfinden würde.
»Ja, wir haben die perfekten Ringe gefunden«, antwortete sein Bruder, ehe er sich der Bar zuwandte. »Ich hätte gern dasselbe und ein Glas Weißwein für die Lady.«
»Lass mich raten«, erwiderte Mike. »Sind sie vielleicht zweifarbig, aus Platin und Gold?«
»Um ehrlich zu sein … «, begann Peter.
»Als ich sie mir heute nochmal angeschaut habe, fand ich sie gar nicht mehr so schön. Peter hat dann ein Paar ausgesucht, das wesentlich besser zu uns passt«, sagte Carly mit einem gezwungenen Lächeln auf den Lippen.
. Wahrscheinlich war sie in ihrer gutmütigen Art von Petes gut gemeintem, aber übermächtigen Bedürfnis, andere zu beeindrucken, einfach überrollt worden. »Auch gut. Denn es würde mir gar nicht gefallen, zusehen zu müssen, wie einer Braut ein Ehering angesteckt wird, der ihr nicht gefällt. Ein Ring, den sie für den Rest ihres Lebens tragen müsste. Wenn sie einen Kompromiss eingegangen wäre, nur … «
»Wir haben schon verstanden«, sagte Carly mit zusammengebissenen Zähnen. »Wenn ihr zwei mich entschuldigen würdet, ich habe gerade ein paar Freunde gesehen, die ich begrüßen möchte.« Carly gab Peter einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Einen Kuss, der so keusch war, dass er eher für einen Freund der Familie als für ihren Verlobten geeignet gewesen wäre. Nicht zum ersten Mal fragte sich Mike, was mit den beiden bloß los war.
»Wir werden hier auf dich warten«, sagte Peter.
Mike sah nur kopfschüttelnd zu, wie Carly sich einen Weg durch den überfüllten Club bahnte. Ihr schwarzes Kleid war zwar sehr schlicht, aber hauteng. Hastig kippte er einen großen Schluck Scotch herunter.
Peter stützte einen Ellbogen auf die Theke. »Danke, dass du heute Abend gekommen bist. Wexler und Greene ist eine ziemlich große Kanzlei, trotzdem hat man es sich zur Regel gemacht, die Partner gut kennenzulernen.«
Mike unterdrückte ein Stöhnen. »Eine Heirat ist nicht dasselbe wie ein geschäftlicher Zusammenschluss, Pete. Wahrscheinlich hat deine Arbeit gar nichts mit dem Essen zu tun. Um Himmels willen, du heiratest die Tochter dieses Mannes.«
»Was? Meinst du, er will dich über mich ausfragen?«
Mike zuckte die Achseln. »Durchaus möglich. Vielleicht sieht er sich deine Familie an, um sich zu vergewissern, dass Carly sich nicht mit den falschen Leuten einlässt.« Er klopfte seinem Bruder auf die Schulter. »Dann bist du ja auf der sicheren Seite. Bei zwei Waisenkindern wie uns braucht der Mann sich ja wohl keine großen Sorgen zu machen. Was meinst du?«
Peter verzog die Lippen zu einem trockenen Lächeln. »Stimmt. Solange du dich von deiner besten Seite zeigst, kann nicht viel passieren. Und vielleicht werde ich dann Teilhaber.«
»Das liebe ich so an dir,
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