Noch ein Kuss
wurde von hinten angerempelt und gegen Mike gedrückt , wobei sie entdeckte, dass er sie ebenso sehr begehrte wie sie ihn. Der Beweis für etwas, das sie in der ganzen vergangenen Woche abwechselnd verleugnet und verdrängt hatte, erschütterte sie. Sofort löste sie sich von Mike.
»Carly, warte.«
Sie drehte sich um. »Bitte sag jetzt nichts.«
»Aber … «
»Kein Wort.« Sie legte einen Finger auf seine Lippen und zog ihn dann so hastig zurück, als hätte sie sich verbrannt. Mit einer einzigen Berührung, einem einzigen Blick konnte dieser Mann ihre Haut zum Prickeln und ihren Körper zum Beben bringen, und zwar in einer Weise, die zugleich neu und vertraut war.
Carly ballte die Fäuste, damit sie nicht zu zittern begann. »Ich gehe zum Tisch zurück, ehe uns jemand vermisst.«
Mike klappte den Mund auf, um etwas zu sagen.
»Nein, bitte«, brachte sie ihn mit flehender Stimme zum Schweigen.
Mike, der nicht die Kraft hatte, dieser Frau etwas abzuschlagen, gehorchte und folgte ihr stumm zum Tisch. Ein einfacher Tanz hatte seinen Körper in helle Aufregung versetzt.
Er hielt Carly den Stuhl, ehe er sich wieder neben sie setzte, und musste einen Fluch unterdrücken, als sein Bruder seine Hand auf ihre legte.
»Das ist die beste Neuigkeit, die ich in letzter Zeit gehört habe.« Peter strahlte vor Begeisterung, die ehrlichste Gefühlsregung, die Mike seit seiner Rückkehr an ihm gesehen hatte.
»Was gibt es denn?«, fragte Carly und legte eine Hand auf Peters Arm. Mike spannte die Muskeln an, hielt sich aber zurück.
»Es wird neue Teilhaber geben«, sagte Roger. »In beinahe jeder Abteilung ist es bergauf gegangen, und wir möchten den Beförderungsstopp der letzten paar Jahre wieder wettmachen. In ungefähr anderthalb Wochen werden die letzten Entscheidungen getroffen.«
»Das ist eine großartige Neuigkeit, Pete.« Mike wusste, dass sein Bruder in erster Linie für die Arbeit lebte. Diese Entwicklung der Dinge musste ihn euphorisch stimmen.
»Carly?« Anne sah ihre Tochter an. Offensichtlich erwartete sie eine Reaktion von der baldigen Rechtsanwalts- und vielleicht sogar Juniorchefgattin.
»Das ist großartig«, wiederholte Carly.
Ehrlich erfreut, aber nicht enthusiastisch. Anne schien das nicht zu bemerken, Mike schon.
»Nachdem das nun erledigt ist … « Anne lächelte, dann räusperte sie sich. »Ich meine, fast erledigt. Was ist mit den Hochzeitsvorbereitungen? Ist alles bereit?«
Carly nickte. »Im Großen und Ganzen.« Sie neigte sich Mike zu, damit der Kellner Platz zum Hantieren hatte.
Caesar-Salat war immer Mikes Lieblingsgericht gewesen, und als alle anderen bedient waren, griff er erwartungsvoll nach seiner Gabel.
»Alles, was jetzt noch fehlt, sind die letzten Änderungen an meinem Kleid.«
Das verschlug Mike den Appetit. Als er sah, dass Carly ein Salatblatt auf ihrem Teller hin- und herschob, ahnte er, dass sie genauso wenig Hunger hatte wie er.
»Ich würde gern dabei sein«, sagte Anne mit Augen, die vor Vorfreude glänzten. »Schließlich heiratet meine einzige Tochter nicht jeden Tag.«
Sein erster Eindruck von Anne Wexler war offensichtlich genauso falsch gewesen wie die Fassade, hinter der sie sich verbarg. Jetzt war deutlich zu erkennen, dass sie ihre Tochter liebte, jedoch befürchtete, von ihr zurückgewiesen zu werden.
»Nein danke, Mom. Ich brauche deine Hilfe nicht. Es gibt noch tausend Dinge zu tun und viele kurzfristige Termine vor dem Schuljahresende.«
»Die allesamt nichts mit mir zu tun haben. Ich möchte dabei sein. Sag mir einfach die Zeit.«
Carly sah von ihrem Teller auf und schaute ihre Mutter an. »Wahrscheinlich gehe ich Freitag in der Mittagspause kurz zur Anprobe.«
»Am Freitag lädt die Anwaltskammer zu Ehren deines Vaters zum Mittagessen ein.« Annes Enttäuschung war deutlich zu spüren.
»Ich weiß, und ich komme allein zurecht. Schließlich ist das Kleid längst ausgesucht. Es geht nur noch um die letzten Änderungen.«
»Aber jede Braut braucht jemanden, der ihr dabei zur Seite steht.« Anne überlegte. »Deine Brautjungfern?«, fragte sie hoffnungsvoll.
»Kommen von außerhalb, das weißt du doch. Und Juliette hat ein Geschäftsessen.«
Anne wandte sich ihrem Gatten zu. Man sah ihr an, was sie vorhatte.
»Nein! Du gehörst zu Dad. Ich kann das alleine. Ich bin erwachsen, Mom.«
Mike fand, dass es nun reichte. Für beide. »Falls eine zweite Meinung benötigt wird, könnte ich ja einspringen.« Er legte einen Arm über Carlys Stuhl
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