Noch Einmal Sollst Du Buessen
Nachrichten gedruckt werden“, belehrte die Reporterin Kent lächelnd.
Der fuhr, sichtlich nervös, zu Adam herum. „Was immer Sie wollen, Drake“, sagte er so leise, dass Judith Marx Mühe hatte, ihn zu verstehen, „es kann bis später warten.“
Inzwischen hatte die interessante Gruppe mehr Gäste angezogen. Immer mehr Neugierige strömten in den Raum. Die Blicke, das herumschwirrende Geflüster, das sich wie Nebelfetzen verdichtete und wieder auflöste, versetzte Kent in Panik.
Judith Marx spürte, dass etwas in der Luft lag. Sie witterte eine Story und dachte nicht daran, sie sich entgehen zu lassen. „Mr. Drake? Hatten Sie nach dieser dummen Geschichte nicht Rache geschworen?“, fragte sie unumwunden.
„Ich habe gesagt, dass ich meine Unschuld beweisen würde“, antwortete Adam ruhig. Er sah aus dem Augenwinkel, wie Kent einem bei der Tür stehenden Wachmann ein Zeichen gab.
„Ist das nicht geschehen?“, fragte die Reporterin. „Sie wurden doch nicht einmal angeklagt.“ Sie griff in ihre Tasche, um ihren Rekorder herauszunehmen. Doch Adam kam nicht mehr dazu, ihr zu antworten.
In Sekundenschnelle packten zwei Männer ihn an den Handgelenken und führten ihn mit sanfter Gewalt durch eine Hintertür hinaus.
Er wehrte sich nicht. Wozu auch? Er hätte doch nur den Kürzeren gezogen. Aber er gab sich nicht geschlagen, o nein. Sein nächster Schritt würde geschickter sein.
Seine Bewacher schleiften ihn durch die Küche und dann aus dem Personaleingang. Nicht gerade behutsam deponierten sie ihn auf dem nassen Asphalt im Hof.
Einer der beiden, ein Bär von einem Mann mit strähnigem bräunlichem Haar und breitem Gesicht, schüttelte verächtlich den Kopf. „Sie können’s nicht lassen, was? Mussten sich unbedingt wieder in Schwierigkeiten bringen.“ Sam Dillinger hatte vor dem Skandal Jahre für Adam gearbeitet.
„Sieht ganz so aus, Sam.“ Adam stand auf und klopfte den Dreck von seiner Hose. Er rang sich ein grimmiges Lächeln ab.
„Tut mir wirklich leid, Mr. Drake. Sie wissen ja, ich hab nie geglaubt, dass Sie mit dieser Gaunerei was zu tun hatten.“
„Danke, Sam.“
Der andere Wächter, ein untersetzter, bulliger Mann mit kurz gestutztem angegrautem Haar, schnaubte verächtlich. Er fingerte an der Pistole an seinem Gürtel. „Machen Sie, dass Sie wegkommen!“, bellte er, „und lassen Sie sich nicht wieder hier blicken!“
„Sie waren schon mal freundlicher, Jim“, bemerkte Adam trocken. „Richten Sie Mr. Simms aus, dass er mich nicht zum letzten Mal gesehen hat.“ Er nickte Sam zu. „Bis bald, Sam.“
„Klar, Mr. Drake. Viel Glück!“
„Danke.“ Mit eingezogenem Kopf lief Adam durch den Regen auf den Bootssteg zu. Noch eine ganze Weile hörte er die Stimmen der beiden Wachmänner, die lautstark über seine Schuld oder Unschuld stritten. Der gute Sam, noch genauso treu wie früher.
Glück, ja, das konnte er gebrauchen. Aber er wollte sich nicht auf sein Glück verlassen. Was er brauchte, waren knallharte Fakten.
Der Wind schnitt Adam kalt ins Gesicht, als er über den glitschigen Steg zum Boot ging. Weit hatte ihn diese Aktion nicht gebracht, außer dass seine Vermutungen über Kent Simms sich bestätigt hatten. So wie Simms sich heute Abend benommen hatte, wusste er mehr, als er vorgab. Adam hatte kaum noch Zweifel, dass Kent in die Unterschlagung verwickelt war.
Zwar verdächtigte er einen ganzen Kreis von Personen, aber warum nicht bei Simms anfangen? Die Art, wie der Bursche mit Marnie umging, gefiel ihm nicht. Es würde dem frischgebackenen Vizepräsidenten von der Montgomery-Hotelkette nicht schaden, auch einmal grob angefasst zu werden.
Der nächste Schritt wäre also eine kleine Unterhaltung mit Kent Simms. Bei dem Gedanken, sich Victors Wunderknaben vorzuknöpfen, lächelte Adam in sich hinein. Je mehr Informationen er Montgomery vorsetzen konnte, desto besser. Und irgendwie spürte er, dass Kent Simms ihm eine Menge erzählen könnte. Vielleicht noch an diesem Abend.
Adam verlor keine Zeit. Er blickte über die Schulter und vergewisserte sich, dass die beiden Wachmänner ihn beobachteten, als er sein Boot bestieg. Nachdem er die Leinen losgemacht hatte, startete er den Motor und fuhr in Richtung Seattle davon.
Das jedenfalls dachten die Wachen, die nach getaner Pflicht wieder auf ihre Posten ins Hotel gingen. Doch nach zwanzigminütiger Fahrt wendete Adam und steuerte wieder auf Port Stanton zu, auf die Anlegepiers des Hotels.
Prachtvolle Luxusschiffe
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