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Noch Einmal Sollst Du Buessen

Noch Einmal Sollst Du Buessen

Titel: Noch Einmal Sollst Du Buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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auch in mich verliebt sei. Wie blöd von mir, ihm nachzulaufen! Gerade eben hat der Schuft mir ins Gesicht gesagt, dass er nie Gefühle für mich hatte. Wahrscheinlich war ich nur für eine Sache gut.“
    Marnie hörte plötzlich zwei Stockwerke höher Schritte auf der Treppe. „Möchten Sie, dass wir woanders weiterreden?“
    „Wir beide? Das kann nicht Ihr Ernst sein. Ihretwegen hat Kent ja Schluss mit mir gemacht. Er hat mir die Schuld gegeben, dass er Sie verloren hat. Können Sie sich das vorstellen? Meine Schuld!“ Jetzt schien auch sie die Schritte zu hören. Sie ordnete ihre Kleider und ihr Haar und trat die Zigarette aus.
    „Falls es Ihnen ein Trost ist“, sagte Marnie, „Sie haben mir einen großen Gefallen getan.“
    „Wieso?“, fragte Dolores und zwang sich zu einer gefassten Haltung, als einige Männer aus der Personalabteilung an ihnen vorbeigingen. Irgendwo weit unten schlug eine Tür zu, und das Echo erfüllte das Treppenhaus. Dann war es wieder still.
    „Oh, jetzt weiß ich“, sagte Dolores. Ihre verweinten Augen leuchteten. „Das hat mit Adam Drake zu tun, nicht?“ Sie lächelte leicht. „Das hat Kent schwer mitgenommen. Dass Sie sich für Drake interessieren.“
    „Weil Adam Firmengeld unterschlagen hat, oder warum?“ Marnie bemerkte eine abrupte Veränderung in Dolores’ Ausdruck. Sie sah auf einmal auffällig schuldbewusst aus. War sie vielleicht die geheimnisvolle Frau, mit der Kent in der Buchhaltung gesprochen hatte?
    „Sie wissen, dass Adam es nicht getan hat“, sagte Marnie, woraufhin Dolores ihre Handtasche packte und zurückwich. „Sie wissen, dass Fred Ainger in die Unterschlagung verwickelt ist. Und Kent.“
    Dolores umklammerte das Treppengeländer und ging rückwärts die Stufen hinunter. „Ich weiß überhaupt nichts“, verteidigte sie sich, aber in ihren Augen flackerte das schlechte Gewissen.
    „Das können Sie mir nicht weismachen, Dolores. Es steht Ihnen ins Gesicht geschrieben. Außerdem hat Gerald Henderson mit angehört, wie Kent und Sie in der Buchhaltung miteinander gesprochen haben.“
    „Das war ich nicht! Ich war überhaupt noch nie in der Rechnungsabteilung.“
    „Wer war es dann?“ Marnie folgte Dolores die Treppe hinunter. „Sie wissen etwas, das sehe ich Ihnen an.“
    „Ich … ich weiß es nicht“, kam es mit schwacher Stimme.
    Marnie umschloss Dolores’ Handgelenk. „Wovor haben Sie Angst?“ Als Dolores nicht antwortete, sagte sie: „Sie stecken in der Sache mit drin.“
    „Nein!“
    Einen langen Moment fixierte Marnie Kents Exgeliebte, die kreidebleich geworden war. Sie glaubte der Frau. Aber irgendetwas verbarg sie, etwas sehr Wichtiges. „Ich werde mit meinem Vater über diese Sache reden.“
    „Um Gottes willen, bitte nicht“, flehte Dolores. „Wirklich, Miss Montgomery, ich weiß nichts.“
    Marnie kam sich vor wie eine Inquisitorin und bekam selbst ein schlechtes Gewissen. Aber sie setzte Dolores weiter unter Druck, denn dies war eine einmalige Chance, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. „Dann würde es Ihnen also nichts ausmachen, dies vor meinem Vater zu wiederholen? Oder vor dem Vorstand oder der Polizei?“
    Dolores schien einer Ohnmacht nahe. Sie zitterte am ganzen Körper, und sekundenlang hatte Marnie Angst, sie könnte das Gleichgewicht verlieren und die Treppe hinabstürzen.
    „Hören Sie, Dolores, warum erzählen Sie mir nicht einfach alles, was Sie über den Diebstahl wissen? Dann werde ich mir überlegen, ob mein Vater etwas von Ihrer Rolle erfährt.“
    „Ich habe nichts damit zu tun!“, rief Dolores verzweifelt.
    „Wen schützen Sie dann? Kent?“, fragte Marnie spöttisch. „Nachdem er Sie so verletzt hat? Glauben Sie mir, Dolores, er ist es nicht wert.“
    Dolores wurde schwankend. Sie nagte an ihrer Unterlippe und sah Marnie ängstlich an. „Wenn ich Ihnen helfe …“
    „Dann werde ich meinem Vater erklären, dass Sie nur eine unschuldige Statistin waren – ein Opfer. Aber Sie müssen mir die volle Wahrheit sagen, und versprechen kann ich Ihnen nicht, dass Sie nicht angeklagt werden. Falls sich herausstellen sollte, dass Sie tiefer in der Sache drinhängen, als sie behaupten, dann schaut es nicht gut für Sie aus.“
    Dolores schluckte, aber sie hielt Marnies Blick stand. Zum ersten Mal, seit sie aufeinandergeprallt waren, schien ein Fünkchen gegenseitigen Verstehens überzuspringen. „Sie müssen mir glauben, ich habe nichts getan und keinen einzigen Cent bekommen“, flüsterte sie und

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