Noch Einmal Sollst Du Buessen
befeuchtete nervös ihre Lippen.
„Aber Sie wissen, dass Kent es getan hat …“
„Ich … ähm … ich habe gesehen, wie er die Buchungen gefälscht hat.“ Dolores sank auf die Stufe und vergrub das Gesicht in den Händen. „Es ist alles so schrecklich“, schluchzte sie. „Ich liebte Kent so sehr, dass ich … dass ich ihn nicht verpfeifen konnte.“
„Und Fred? Steckt er auch mit drin?“
„Das weiß ich nicht, aber ich glaube nicht.“ Dolores schüttelte langsam den Kopf. „Ich bin ziemlich sicher, dass noch jemand beteiligt war, aber ich weiß wirklich nicht, wer.“ Sie presste die Lippen zusammen und begann, vor Wut zu beben. „Er hat sich nie etwas aus mir gemacht. Nicht das Geringste.“ Ihre Hände ballten sich zu Fäusten.
„Würden Sie gegen Kent aussagen?“, fragte Marnie sanft.
Dolores sah sie nachdenklich an. „Ich kann viel mehr tun“, sagte sie langsam und warf endlich ihr Los in die Waagschale. „Ich weiß, wo die Beweise sind.“
Marnie musste sich hinsetzen. „Wo?“
Dolores lächelte durch ihre Tränen. „Auf dem Schiff.“
„Schiff?“
„Auf dem verdammten Schiff. Auf Ihrer Jacht. Auf der ‚Marnie Lee‘. Alle Schuldbeweise gegen Kent liegen im Safe Ihres Schiffes.“
13. KAPITEL
Marnies Telefon läutete, aber Adam nahm nicht ab, sondern ließ den Anrufbeantworter den Anruf aufnehmen. Er ging grundsätzlich nicht an ihr Telefon oder tat bewusst nichts, was sie als Paar ausgewiesen hätte. Denn er respektierte Marnies Privatsphäre, was jedoch nicht der einzige Grund für seine Zurückhaltung war. Er durfte sich nicht zu stark an diese Frau binden, weder mit Gefühlen noch mit Gesten. So viel Marnie ihm bedeutete, bevor er nicht seine Unschuld bewiesen hätte, konnte er ihr nichts bieten.
Nach dem vierten Läuten begann das Band des Anrufbeantworters zu laufen, und nach einer kurzen Pause hörte Adam Marnies aufgeregte Stimme. „Adam, wenn du da bist, nimm ab. Es ist sehr wichtig.“
Er musste unwillkürlich lächeln. „He, Lady“, sagte er gedehnt und in verführerischem Ton. „Hört sich an, als brauchten Sie dringend männliche Gesellschaft. Was kann ich für Sie tun?“
„Ein Glück, dass du da bist“, flüsterte sie atemlos.
„Natürlich bin ich da. Der ausgehaltene Mann, der in deiner Wohnung herumhängt und nichts zu tun hat, als auf dich zu warten.“ Tatsächlich konnte er es nicht abwarten, Marnie in die Arme zu nehmen. Sie schien in aufgekratzter Laune zu sein, und er stellte sich ihr Gesicht vor: die klaren, lachenden Augen, den voll geschwungenen Mund, das glänzende blonde Haar.
„Komm schnell zur ‚Marnie Lee‘! Ich bin in einer halben Stunde dort.“
„Moment, immer mit der Ruhe. Warum?“
„Das erkläre ich dir nachher.“ Adam hörte ein Lachen in ihrer Stimme. „Beeil dich.“ Es klickte in der Leitung, und er legte langsam auf. So wie Marnie geklungen hatte, musste sie ihm etwas Erfreuliches mitzuteilen haben. Vielleicht hatte sie einen Auftrag erhalten und wollte den Erfolg mit ihm auf der „Marnie Lee“ feiern.
Er blickte auf den Tisch, wo die Computerbögen ausgebreitet lagen. Wieder hatte er stundenlang über den Papieren gebrütet und nicht die geringste Spur von Zahlenmanipulationen gefunden. Er war müde, sein Kopf und Nacken schmerzten, und er hatte von den unzähligen Tassen Kaffee einen schalen Geschmack im Mund. Eine Bootsfahrt wäre genau das Richtige, um ihn auf andere Gedanken zu bringen.
Als er die Schlüssel vom Tisch nahm, fiel sein Blick auf einen Personalbogen mit Kents Namen. „Ich werde dich schon kriegen, du Schuft!“, murmelte er, aber so sicher war er sich seiner Sache nicht mehr. Ein brillantes Gehirn musste diese Geldtransaktionen ausgeklügelt haben, so raffiniert und geschickt, dass alle Spuren verwischt waren. Wenn Kate Delany nicht auf die Fehler gestoßen wäre, hätten die Diebe Millionen von den Konten abschöpfen können.
Kate! Warum war er nicht früher auf den Gedanken gekommen, dass sie ihm helfen könnte? Wenn sie ihm erklärte, wie sie die Diskrepanzen in den Büchern entdeckt hatte, wäre das ein wertvoller Fingerzeig. Blieb nur das Problem, eine Audienz bei der Dame zu erhalten, die ihm deutlich gezeigt hatte, was sie von ihm hielt.
Adam griff nach seiner Jacke, und im Moment, als er die Tür öffnete, läutete es. „Marnie, bist du fertig?“ Victors Stimme, unverkennbar.
Und dann standen die beiden Männer sich gegenüber, zwischen sich die Türschwelle als Symbol für die
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