Noch mehr Krimikatzen
Fischen«, rief ich zu ihm hinüber.
Er öffnete die Tür und holte drei mit Bindfäden zusammengebundene Angelruten und ein Netz herein und lehnte alles gegen den Drehständer mit Comic-Büchern, der direkt neben der Tür plaziert war. »Wenn die Fische es überleben, warum sollten wir es dann nicht auch schaffen«, antwortete er. » Einen solchen Tag sitze ich auf einer Backe ab«, fügte er hinzu. »Aber der Wetterbericht sagt, daß es noch länger dauert.«
Ted ging zur Bar und ließ sich auf dem Hocker neben Jeff nieder. Ich folgte mit meinem Kaffee in der Hand und setzte mich an Jeffs andere Seite. »Sie leben davon?« fragte ich und lehnte mich vor. »Genau das tue ich«, antwortete er lächelnd. »Ich lebe davon… allerdings mehr schlecht als recht. Eine Million werde ich auf diese Weise wohl nie zusammenkriegen.« Er ließ seinen Blick über unsere Gesichter schweifen, blieb an Jeffs Miene hängen und streckte die Hand aus. »Ted Chambers«, stellte er sich vor.
Wir schüttelten nacheinander seine Rechte und nannten unsere Namen.
»Wo kommt ihr Jungs her?«
»Daytona«, übernahm Jeff die Antwort. »Er«, mit dem Daumen wies er in meine Richtung, »kommt aus New York. Vom Wetter und so hat er also keine Ahnung.«
»Mag sein«, stimmte Ted ihm zu. »Und was tut ihr zwei hier?«
Jeff erzählte ihm die Geschichte, während Rosie eine Tasse dampfenden Kaffee vor Ted hinstellte – zusammen mit dem riesigsten Schokoladen-Donut, den ich jemals gesehen habe. Plötzlich wurde Ted hellhörig.
»Yeah, natürlich kenn’ ich Irma«, sagte er und verteilte einige Krümel über Jeff. »Nette Lady. Wirklich nett. Hat sie nicht dieses Stinktier Wilberton geheiratet?«
Jeff nickte und bedeutete Rosie, ihm Kaffee nachzuschenken.
»Ja, Stinktier ist wirklich ein passender Name für ihn, nicht wahr?« Ted grinste. »Ich habe einige Stinktiere kennengelernt, die weiß Gott besser gerochen haben als er. Und einfach zu handhaben ist er wohl auch nicht. Ich kann schon verstehen, daß Irma schließlich genug von ihm hatte.«
»Sie wußten also nicht, daß sie ihn verlassen hat?« Vergewisserte ich mich.
Ted schüttelte den Kopf und nahm einen Schluck Kaffee. »Nein. Ich seh’ sie nicht regelmäßig, wissen Sie. Nur hin und wieder. Aber sie ist nicht glücklich, soviel weiß ich. Da hilft auch das ganze Essen nichts – ich hoffe, ihr seid nicht wütend, wenn ich das so sage.«
»Auf keinen Fall«, erwiderte Jeff. »Sie aß, weil sie unglücklich war.«
»So ist es«, stimmte Ted zu. »Wenn einem das Leben sonst schon nichts gibt… Jedenfalls hat sie mächtig dabei zugenommen.«
»Immerhin hatte sie noch ihre Katze«, warf ich ein.
Ted warf den Kopf zurück und lachte lauthals. »Ja, die Katze! Jesus Christus, dieses verdammte Vieh folgte ihr überallhin. Sie war ein ziemliches Biest, das eine Ratte oder einen Vogel einfach so in Null Komma nichts erledigen konnte.« Er schnippte mit den Fingern. Ich sah ihm neidisch dabei zu, denn genau das hatte ich auch immer können wollen, aber es nie bis zu dieser Perfektion gebracht. Und was ist schon ein Privatdetektiv, der noch nicht einmal richtig mit den Fingern schnippen kann.
Während der nächsten halben Stunde sprachen wir übers Fischen und darüber, wie lange es wohl so weiterregnen würde. Schließlich erzählte ich über das Leben in New York, und Ted hörte zu wie ein aufmerksamer kleiner Junge, während ich ihm den Central Park, die U-Bahn, das Empire State Building und Radio City beschrieb. Schließlich machte er sich am Reißverschluß seiner Öljacke zu schaffen und sammelte seine Siebensachen ein, um gleich darauf dem Unwetter draußen die Stirn zu bieten.
»Ihr könntet mal in den Häusern unten an der Straße nachfragen, ob jemand Irma gesehen hat. Die meisten Leute hier kennen sie. Nach ungefähr einer Meile kommt man in dieser Richtung zur Route 11, die nach Hattiesburg führt, und zur Einundfünfzig, die bis Jackson durchgeht. Vielleicht hat ja jemand gesehen, wie sie von da aus versucht hat, mitgenommen zu werden.« Er zuckte mit den Schultern, als ob er sich von dieser Möglichkeit trotz allem nicht viel versprach, und stapfte nach draußen geradewegs in den Sturm.
Jeff zahlte, und ein paar Minuten später verließen auch wir das Lokal. Wir hatten nicht viel Hoffnung, vorangekommen zu sein.
Der Tag ging weiter, wie er begonnen hatte: naß.
Wir rannten zurück zu Wilbertons Haus und holten unsere wetterfesten Jacken aus dem Kofferraum des
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