Noch mehr Krimikatzen
Job los. Meine Aufgabe dabei war, ihn dafür zu gewinnen.
Ich heiße Matt Cobb. Auf dem Schild an meiner Tür steht Vize-Präsident – Sonderaufgaben, aber das hört sich eindrucksvoller an, als es tatsächlich ist. ›Sonderaufgaben‹ ist die beschönigende Umschreibung, auf die irgendein längst vergessener Schlaumeier kam, um unsere Arbeit zu charakterisieren. Sie umfaßt all das, was für die Abteilung Sicherheit zu heikel und für Public Relations zu unangenehm ist.
Auf jeden Fall war das Ganze zur Hälfte privat. Jack Hansen, ein alter Freund von mir, der den Sprung vom Lokalreporter zum Moderator einer Sendung in der Hauptsendezeit geschafft hatte und nicht zu seinen Ursprüngen zurück wollte, hatte mich gebeten, diese Aufgabe zu übernehmen. Jack hatte damals zu mir gesagt: »Du schaffst es, Matt. Schließlich hast du ihn ja schon einmal überzeugen können.«
»Ja«, pflichtete ich ihm bei, »aber damals war das wesentlich einfacher.«
Der Mann auf dieser Insel hieß Earl Rushton. Ja, der Earl Rushton. Nein, du kannst nicht einfach durch eine bestimmte schwere Tür an der Fifth Avenue in New York gehen und ihn sehen, wann immer dir danach ist. Bei Earl Rushton, genauso wie bei Harry Winston oder jedem anderen exklusiven Juwelier, wird erst die finanzielle Situation eines jeden geprüft, bevor man einen Blick auf die Steine werfen darf. Earl Rushton Limited ist immer noch unter derselben Adresse zu finden, auch wenn das Geschäft kurz nach der Katastrophe an ein belgisches Konglomerat verkauft wurde.
Die Boulevardblätter nannten es in ihrer typischen Art ›Das Inferno‹. Die Überschrift lautete DAS GOLDENE INFERNO, wahrscheinlich mit Hinblick auf das verwendete Giftgas. Für meine Begriffe ging das etwas zu weit.
Das Gemetzel war so schon schlimm genug gewesen. Die Bilanz umfaßte siebenundzwanzig Tote, vier Gelähmte und gestohlene Diamanten im Wert von mehreren zehn Millionen Dollar. In der Presse bezifferte man den Schaden schließlich auf fünfunddreißig Millionen Dollar, obwohl das wahrscheinlich zu hoch gegriffen ist.
Und ich kannte Earl Rushton. Zumindest hatte ich ihn mal getroffen und mit ihm zusammen gegessen.
Jedoch nicht als Kunde. Ich trage eine Uhr von Timex, und wahrscheinlich würde jede Diskussion zum Thema Schmuck nicht darüber hinausgehen. Aber Earl Rushton ist ein prominenter Absolvent des Whitten College im nördlichen Sewanka, New York, an dem ich auch studierte.
Ich studierte dort, weil ich das Sport-Stipendium bekam; das einzige, das aus akademischer Rechtschaffenheit heraus jährlich vergeben wird. Ein Teil des Auswahlprozesses bestand aus einem Essen mit einem Mitglied des Stipendienausschusses. Und in meinem Fall war das zufällig Earl Rushton. Er lud mich ins Vier Jahreszeiten ein. Vielleicht wollte er sehen, ob die Umgebung den armen Jungen nervös machte. Das einzige, was mich stark überraschte, war, daß auf meiner Speisekarte keine Preise zu finden waren. Später lernte ich, daß es spezielle Speisekarten für die Gastgeber gab, die mit Preisen versehen waren. Mir erschien es damals, als ob du erst bestellst und dir dann jemand einen geschätzten Preis nennt.
Auf jeden Fall erinnere ich mich, daß ich das Silberbesteck von außen nach innen benutzt und nach dem Essen nicht gerülpst habe. Herr Rushton schien zufrieden zu sein. Die Unterhaltung war sehr anspruchsvoll, da er nur über Basketball sprechen wollte und ich damals sogar im Schlaf von Basketball hätte reden können. Wenn ich etwas größer gewesen wäre (schließlich war ich ein Meter achtundachtzig groß), hätte ich mich an einer bekannteren Schule als Spieler beworben, mit oder ohne Ausbildung.
Rushton schien ein leidlich netter Kerl zu sein. Ich habe keine allzu lebhafte Erinnerung an ihn. Offensichtlich hatte er mich für geeignet befunden, aber er war nicht in Verbindung geblieben.
Ich hatte versucht, Mona und Jack Hansen das klar zu machen, aber verzweifelte Menschen sind schlechte Zuhörer. Es gibt das alte Sprichwort des Betrunkenen, der sich an einen Strohhalm klammert. Es wird erwartet, daß man traurig nickt und daß einem der arme Kerl leid tut. Meine Sicht der Dinge war jetzt die des Strohhalms, und das war auch nicht spaßig.
Ungefähr zehn Minuten später fanden wir den Abzweig zu der Landestelle. Ein etwa siebzehn Jahre alter Junge in abgeschnittenen Jeans, einem Arbeitshemd und nackten Füßen, die in abgenutzten Segelschuhen steckten, wartete auf uns.
Er bedeutete uns,
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