Noch nicht mal alleinerziehend
arbeiten gegangen? Ich möchte eigentlich schnell wieder zurück in die Agentur.« Florentine arbeitete in einer Künstleragentur. »Ich möchte nicht zu viel von meinem Leben aufgeben. Ich möchte nicht plötzlich NUR Mutter sein. Ich will auch genügend Zeit für mich haben. Ich möchte beides.«
»Ich hab da letztens einen echt coolen Satz zu diesem Thema gelesen. Da hat eine Anwältin, die selbst drei Kinder hat und sich nach dem ersten selbständig gemacht hat, folgenden Rat erteilt: ›Haben Sie keine Angst, Ihre Kinder tagsüber loszulassen. Es gibt genügend andere nette Menschen, die sich um sie kümmern können!‹ So, oder so ähnlich. Fand ich super.« Florentine schickte Nora ein dankbares Lächeln.
»Phh.« Daggi wieder. »Sorry, aber du weißt doch gar nicht, wovon du da sprichst, Nora. Wie könntest du auch. Ich hatte nie das Gefühl, etwas aufgegeben zu haben. Ich bekomme so viel zurück.«
Mmmmh, dachte Nora. »Wutausbrüche, Geschrei, Beschimpfungen – Terror halt!« Wie gesagt, Axel war speziell. Und Daggi hatte nie auch nur versucht, nach dem Mutterschutz wieder zu arbeiten.
Nora stand auf, räumte die Suppenteller ab und fing an, in zwei Woks die Hauptspeisen zuzubereiten. In einem das Gemüse, im anderen das Huhn in Mango. Vorher stellte sie noch eine neue Flasche Prosecco vor Luna, öffnete sich selbst eine und nahm sie mit an den Herd. Frauke ergriff jetzt das Wort: »Flo«, sagte sie liebevoll, »du machst einfach alles so, wie es für dich passt. Dass das Leben vorbei ist mit Kindern, ist doch nur ein dummes Klischee. Aber das Leben verändert sich. Definitiv. Die Welt ist plötzlich eine andere. Und du erschaffst dir jetzt einfach deine – mit Mann und Kind. So wie es dir gefällt. Du bist doch ein patentes Mädchen.«
Es folgten noch einige Ratschläge, die von Kikis spitzer Bemerkung gekrönt wurden, ob die drei Schwangeren sich etwa abgesprochen hätten. »Nee, zum Poppen haben wir uns nicht verabredet. Obwohl, es könnte etwas mit unserem gemeinsamen Ausflug vor ein paar Wochen zu tun haben. Da waren wir alle im Swingerclub am Hönninger Weg«, antwortete Frauke trocken. Nora liebte Frauke. Sie konnte derart cool sein.
Das Mangohuhn mit gemischtem Gemüse war schnell zubereitet. Als alle ihre Teller vor sich hatten und zu essen begannen, sagte Senta: »Geil, Nora. Du überraschst mich immer wieder. Das schmeckt einfach gigantisch.«
Kira hatte schon nach der Suppe den Tisch verlassen und spielte mit Paloma auf der Coach. Luna war bereits betrunken und rauchte wie ein Dampfschiff, und Nora war ebenfalls schwer angeschlagen. »Und toll siehst du aus!«, sagte Kiki. »Ist das Kleid neu?«
»Ja, habe ich mir zum Geburtstag geschenkt. Das und das und das und das auch.« Nora zeigte auf die Ohrringe, auf die Kette, ließ ihren BH unter dem tiefen Ausschnitt aufblitzen und endete mit einer Kopfbewegung Richtung Schuhe. »Und Botox habe ich mir auch gegönnt. In die Stirn, jetzt, wo ich alt werde.«
Die Mädchenrunde schaute sie erschrocken an. Und sagte nichts.
Nur Luna klatschte in die Hände. »Du geiles Stück«, lallte sie. »Das schreit nach Wodka!« Sie stand auf, ging zum Kühlschrank und holte die Flasche, um kurz darauf mit Nora anzustoßen. Die Mädels schauten Nora immer noch zweifelnd an. Luna kicherte.
»Ja«, durchbrach Kiki als Erste das Schweigen. »Sieht super aus.«
»Mmmh«, machte Nina. »Du strahlst förmlich von innen. Hätte nie gedacht, dass Botox das tatsächlich kann.« Alle nickten zustimmend, aber immer noch verwirrt.
»Nee, das muss an meinem 25-jährigen argentinischen Lover liegen. Den habe ich mir vor zwei Wochen angelacht!«
Luna schrie jetzt vor Lachen und feuerte Nora mit den Armen und einem »Hey, hey, hey« an.
Frauke lachte. »Luna?! Schäm dich. Davon hast du ja noch gar nichts erzählt, Nora!«
»Mach ich doch gerade. Wollte nur abwarten, ob es sich auch lohnt. Aber ist nix Festes, Leute. Nur spielen.«
»Yes!«, schrie Luna und quietschte vor Vergnügen, während Daggi die Nase rümpfte. Kiki zwinkerte Nora zu und flüsterte so etwas wie »Du Stück!« über den Tisch. Senta und Florentine kicherten. Nina, peinlich berührt, hielt ihren Blick gesenkt, als Florentine sich an sie wandte. »Und wie geht’s deinem Sohn? Stefan, richtig? Ich habe den Kleinen ja noch nie gesehen. Wie alt ist er …« Weiter kam Florentine nicht. Ratzfatz zauberte Nina ein Fotoalbum aus ihrer Tasche, die sie neben ihrem Stuhl geparkt hatte. »Hier, könnt
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