Noch nicht mal alleinerziehend
ihr mal gucken. Habe ich heute extra mitgebracht.« Das Fotoalbum ging reihum und bündelte für die nächsten 30 Minuten alle Aufmerksamkeit.
»Du«, wandte sich Nora an Luna, kurz bevor das Album sie erreichen würde. »Isch hab neue Klammodn. Willste-ma-sen?«, lallte sie und steckte sich noch eine Kippe in den Mund. »Auf jeden. Schnnnnnell.« Luna goß ihnen Wodka nach, nahm die zwei Gläser und folgte Nora, die mit Zigaretten und Aschenbecher bewaffnet war, ins Schlafzimmer. Nora schloss vorsorglich die Küchentür und die zum Schlafzimmer. Hier brachen die beiden Freundinnen vor Lachen beinahe zusammen. Sie wussten gar nicht, was sie komischer fanden: die Schwangerschaftsgespräche, die Reaktionen auf Botox, auf den jungen Lover aus Argentinien, oder die Tatsache, dass Nina tatsächlich ein Fotoalbum von Stefan mitgebracht hatte. Als sie sich wieder beruhigt hatten, zeigte Nora gerade ihre im Schrank versteckten neuen Schätze, als Luna mit ihrer rechten Hand an Noras linke Wange griff und sie streichelte. »Baby, du machs das alllllles jenau rischtich! Bleib su, wie de bischt. Der Haaaammer.« Sie drückte Nora einen dicken Kuss auf die Wange und fiel ihr dann um den Hals.
»Weinst du?!«, fragte Nora erschrocken.
»Nääää, aber isch hab dich sooo lieb. Die Paloma auch und der Linus auch. Wir liebn disch!«
Als Nora und Luna wieder aus dem Schlafzimmer kamen, machten sie einen kurzen Abstecher ins Wohnzimmer: Kira und Paloma lagen eng aneinandergekuschelt auf Noras Sofa und schliefen zufrieden und tief.
»Frauke, Kira schläft. Willste die nich ins Bett …«
»Nee, das machen wir gleich, sonst wecke ich sie jetzt nur unnötig auf.«
Stefans Fotoalbum lag auf Noras Platz. Sie ignorierte es und begann, die in Honig gebratenen Bananen mit Vanilleeis zuzubereiten. Das Paulaner war alle. Aber das war nicht Noras Schuld. Man hätte ihr ja auch ruhig eher Bescheid geben können. Die restliche Zeit bis Mitternacht verging wie üblich in dieser Runde: Man erzählte sich Geschichten aus der Vergangenheit. Ein großer Spaß, denn die Versionen dessen, was sie gemeinsam erlebt hatten, waren immer wieder ganz neue und wurden unter amüsiertem Gekreische von allen Seiten korrigiert. Um Mitternacht stießen alle auf Nora an. Es wurde umarmt und geküsst, nur die besten Wünsche überbracht und Geschenke überreicht, die Nora aber erst am nächsten Tag auspacken wollte. Ab 1 Uhr machte sich die große Aufbruchstimmung wegen »Müde, weil schwanger« oder »Kind wacht ja schon in fünf Stunden auf« breit. Früher wären sie jetzt noch in die Stadt gefahren, um richtig durchzustarten. Frauke, Luna und Nora blieben zurück.
»Noch eiiiiinen Averna, Luna?!«
»Eiiiinen, mit Eisch-un-sitron«, stammelte die.
Nora goss ein, schüttete die Hälfte daneben und reichte Luna ein Glas.
»Auf disch, Nola«, sagte Luna. »Auf uns! Auf-uns-alle! Isch freu meusch, misch …« Frauke lachte und stieß mit ihrer Cranberry-Schorle an. Wenig später torkelte Luna mit Paloma auf dem Arm das Treppenhaus runter, Frauke brachte Kira ins Bett, und Nora bereitete ihr Nachtlager auf dem Sofa vor. Als sie im Bad war, um sich abzuschminken, kam Frauke dazu. Nora war still geworden.
»Alles gut bei dir, Süße?«, fragte Frauke und drückte sich Zahnpasta auf die Zahnbürste.
»Mmmmh, glaub scho, suuufiiiiel gedrunken.«
Schweigend machten sie sich bettfertig.
»Wir sprechen morgen. Ich hab morgen ganz viel Zeit! Nacht!« Frauke verschwand ins Schlafzimmer, Nora stand auf dem Flur. Ihr AB blinkte, sie hatte ihr Telefon gar nicht gehört. Ihre Eltern hatten pünktlich um 00:00 Uhr angerufen. Und Mariano: »¡Hola ricura! Ich wollte dir wünschen alles Liebe zu deinem Geburtstag. Von meinem Herz. Ich bin so, so glucklich, dass wir uns kennen. Du bist so eine tolle Frau, so sexy – egal, wie viele años! Ich kann kaum erwarten morgen Abend. Ich küsse dich … überall! ¡Adiós!«
Die Schlafzimmertür wurde geöffnet. Frauke schaute grinsend durch den schmalen Spalt. »Hört sich nett an. Und sexy!«
»Morgen, Frauke, morgen!«
»Schschschscht, die Nora schläft noch, Süße. Wir gehen jetzt erst mal Brötchen holen, ja? Und du darfst aussuchen und bezahlen.«
»Jaaaaa!«
»Schscht. Komm.«
Die Tür fiel ins Schloss. Nora war bereits wach, konnte sich aber noch nicht rühren. Essen? Auf keinen Fall. Was für ein Abend. Wann hatten eigentlich all ihre Freunde beschlossen, Kinder zu kriegen? Und warum waren alle Kommune-1-mäßig
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