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Noch nicht mal alleinerziehend

Noch nicht mal alleinerziehend

Titel: Noch nicht mal alleinerziehend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dunja M Pechner
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in der Hinterhand, der schon seit Tagen in irgendwelchen Vorbereitungen für ihren Geburtstag steckte und ein riesiges Tamtam darum machte. Alles andere würde sich schon finden, beschloss sie, und ihre Stimmung hellte sich auf.
    Als sie um kurz vor 18 Uhr gerade dabei war, ihre Wohnungstür aufzuschließen, klingelte ihr Telefon. Bepackt mit Bilderrahmen, Handtasche, einer Tasche mit Geschenken und einer Plastiktüte Essen fürs Tiefkühlfach, die ihre Mutter ihr mitgegeben hatte, stürmte Nora in den Hausflur und nahm umständlich den Hörer aus der Station.
    »Halloooo?!« Sie war etwas gestresst.
    »Amore! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Nur das Beste von allem für dich. Das meine ich ganz ernst, No!« Es war Tobi. Zur großen Freude seiner jetzigen Freundin hatte Tobi nie aufgehört, sie mit diesen aus ihren Beziehungstagen übrig gebliebenen Kosenamen anzusprechen. Dies trug wohl auch dazu bei, dass die Freundin jedes Mal ein riesiges Theater veranstaltete, wenn die beiden sich treffen wollten. Irgendwie verständlich, fand Nora, aber auch völlig unnötig, weil das, was in diesem »Amore« oder in »No« mal steckte, zwischen Tobi und ihr gar keinen Platz mehr fand. Es war mehr Gewohnheit. Auch wenn sie getrennt waren, hatten sie es geschafft, sich ein tiefes freundschaftliches, fast familiäres Gefühl füreinander zu bewahren. Nora hatte nie verstanden, warum man Leute, die man mal geliebt hatte, plötzlich hassen und gänzlich aus dem Leben verbannen sollte. Nach einer Phase des Trennungsschmerzes hatte sie es mit fast all ihren Ex-Freunden geschafft, sich auf der Freundschaftsebene wiederzutreffen. Gut, das waren auch nicht viele. Abgesehen von Jugendflirts, die nicht zählten, war sie immer in langen und festen Beziehungen gewesen. Dabei war Nora eine echte Spätzünderin: Ihren ersten echten Freund hatte sie erst mit 18 gehabt. Jakob, ein guter Freund von Sven und Frauke. Drei Jahre waren sie zusammengewesen. Danach war sie mit André zusammen – etwas über drei Jahre. Und dann war Tobi gekommen. Witzigerweise waren alle ihre Freunde blond, obwohl Nora auf dunkelhaarige Männer stand. Tobi war nicht nur blond, sondern er hatte fast schneeweißes Haar, blaue Augen, war groß, von mittelbreiter Statur – der typische Skandinavier halt. War er aber nicht. Tobi kam aus Mannheim. Ihn hatte sie damals während seines Sportstudiums in Köln über eine Nachbarin kennengelernt. Es war keine Liebe auf den ersten Blick gewesen. Aber Tobi hatte sich, ziemlich selbstbewusst, richtig ins Zeug gelegt. Wie sie, wollte er Journalist werden. Sportjournalist. Als solcher arbeitete er heute beim Fernsehen in Mainz. Tobi hatte sie über die Humorschiene erobert. Stundenlang hatten sie sich einfach nur Blödsinn erzählt, gelacht und gelacht. So hatte sie sich erst in ihn verliebt, bis sie ihn liebte. Fast zehn Jahre lang. Sieben davon hatten sie zusammengewohnt. Doch am Ende waren sie mehr so eine Art WG , in der sie lebten wie Bruder und Schwester oder beste Freunde. Bis dato war Tobi der wichtigste Mann in Noras Leben. »Die besten Jahre meines Lebens habe ich dir geschenkt, bevor du mich für eine Jüngere verlassen hast«, pflegte sie immer scherzhaft zu sagen, wohl wissend, dass dies in keinstem Fall der Wahrheit entsprach. Sie hatten sich einfach auseinandergelebt und sich ganz ruhig und friedlich, ohne große Skandale, Betrügereien oder Lügen, getrennt.
    »Tobi! Wie schön, dass du an mich denkst!«
    »Hallo? Wann hätte ich je deinen Geburtstag vergessen, No?! Ich habe schon diese Nacht angerufen, aber da ging nur der AB an. Hast du gefeiert?!«
    »Ja, mit den Mädels!«
    »Oh je …«, sagte Tobi, dem die Mädchengelage seiner Ex-Freundin noch gut in Erinnerung waren.
    »Nee, war ganz harmlos. Die meisten sind schwanger oder stillen.«
    »Tja, so ist das heute wohl …Wir sind alle erwachsen geworden!«
    »Ja, anscheinend.«
    »No?«
    »Ja?!«
    »Ich wollte eigentlich diese Woche nach Köln kommen und mit dir deinen Geburtstag nachfeiern.«
    »Lass mich raten? Bei unserem Chinesen?«
    »Same procedure as every year, James!«
    Nora lachte. »Na klar.«
    »Aber leider bin ich nächste Woche geschäftlich unterwegs. Können wir es verschieben? Auf die Woche danach? Ist das o.k., oder bist du dann sauer?«
    »Quatsch, an welchen Tag hast du denn gedacht?«
    »Mittwoch, den 5. Mai, halb acht?!«
    Nora schmunzelte, Tobi war derart durchorganisiert, immer schon gewesen. Im Gegensatz zu ihr.
    »Geht klar«,

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