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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Kind in den Arm, nickte Nocona zu, damit er ihr folgte, und wandte sich zum Gehen. Ganz in der Nähe standen Makamnaya und Icabu. Sie grinsten und winkten.
    „Unser dicker Freund träumt jede Nacht von Kehala“, raunte Nocona ihr zu. „Er kann an nichts anderes mehr denken und bindet sich schon Ringe aus Kakteenstacheln um die Quelle seiner Qual.“
    „Wirklich?“
    „Oh ja. Ich hoffe, sie erhört ihn. Aber es wäre, als liebte ein Bisonbulle einen zarten Schmetterling. Er würde sie zerquetschen.“
    „Makamnaya ist sanft und gemütlich wie eine Schildkröte. Immerzu lacht er. Vielleicht findet Kehala daran Gefallen.“
    „Du könntest r echt haben. Jemand sollte ihm Peyote unter das Essen mischen. Sonst wird er alt und grau, ehe er es wagt, zu meiner Schwester zu gehen.“
    Naduah lachte und küsste ihren Sohn auf die winzige Stirn. Seine e r staunlich grauen Augen musterten sie, als würde er sie ebenso besta u nen, wie Naduah ihn bestaunte. Warm schien die Sonne vom Himmel. Als sie den Fluss erreicht hatten, übergab sie ihrem Mann das Kind und ging ins Wasser, um Schweiß und Blut von ihrem Körper zu waschen. Nocona setzte sich in den Schatten eines Walnussbaumes, hielt seinen Sohn im Arm und sang ihm das älteste aller Lieder vor:
     
    „Ich will dich in eine Decke aus Wind hüllen.
    Ich will dich in einer Wiege aus Träumen schaukeln.
    Ich werde dir ein Lied vom Gras singen.
    Wenn der Wind mir durchs Haar weht,
    weiß ich, dass du dich in meinem Herzen bewegst.“
     
    Erfrischt und sauber setzte sie sich neben ihrem Mann ins Gras und ließ die Sonne auf ihren nackten Körper scheinen. Ihr Bauch fühlte sich leer und schlaff an , ganz im Gegensatz zu ihrem Herzen, das bis zum Bersten mit Glück gefüllt war . Lautes Plätschern ließ sie auf blick en . Im Schatten des Ufers schnellte ein großer, silberner Fisch aus dem Wasser und tauchte in einer Kaskade funkelnder Tropfen wi e der ab.
    „Ein gutes Zeichen.“ Nocona reichte ihr den Kleinen mit einer so l chen Vorsicht, als könn t e er zerbrechen. „Selbst die großen Stromschne l len fürchtet dieser Fisch nicht. Die Flussgeister werden sich glüc k lich schätzen, bald das Kanu unseres Sohnes tragen zu dürfen, und Flussgei s ter sind mächtige Beschützer. Weißt du schon einen Namen, mein Blauauge?“
    Sie legte den Jungen an ihre Brust und seufzte genüsslich, als sie das zarte Saugen seines Mu ndes spürte. Noconas staunender Blick machte ihr e Wonne vollkommen. Damals hatte sich ihr Blut vermischt, jetzt war es gänzlich zu einer Einheit g e worden. Der Herbstwind strich über ihren Körper, doch erschien ihr sein Name zu flüchtig und zu launisch. Am Himmel tanzten die let z ten Schwalben, aber sie würden bald das Land verlassen und in die Ferne ziehen. Schließlich sah Naduah am Ufer des Flusses einen See aus blauen Astern und violettem Herbstsalbei. Das Aroma der Blumen schwängerte die Luft. Lieblich und schwerelos.
    „Wir nennen ihn Quanah“, entschied sie. „Süßer Duft.“
     

Makah, 2011
     
    D
    er Himmel war ein wenig blauer, der Wind ein wenig süßer, das Zwitschern der Vögel melodischer. Er war verliebt. Wirklich verliebt. Hals über Kopf, wie man s o schön sagte. Zum ersten Mal i n diesem Leben.
    Nie zuvor hatte er den Moment so bewusst erlebt, sich selbst und die Welt so deutlich empfunden. Alles hatte sich verändert. Sein Blickwinkel war nun ein anderer. E r war v ollkommen glücklich in seinem eigenen Vakuum, und selbst Isabella lag irgendwo hinter dieser Blase.
    Sara schlief seit gestern Abend, als er sie ins Bett getragen hatte, wie der sprichwörtliche Stein. Auf den Bauch gedreht, das Kissen umkla m mer t , den Rosenknospenmund auf unerträglich niedliche Weise verz o gen. Dreiviertel der Nacht hatte er damit verbracht, sie anzustarren, überwältigt von der Tatsache, wer sie war. Wie sie sich g e funden hatten. Und was sie miteinander teilten.
    Isabella saß in Untersuchungshaft, ein paar Dutzend Meilen entfernt. Er musste keine Angst mehr um Sara haben. Erleichterung und Glück fühlten sich seltsam an, wenn die Gefühle darin begründet lag en , dass man sich grandios in einem geliebten Menschen getäuscht hatte. Sie mussten Bella besuchen. Gemeinsam. Sobald es Sara besser ging und sie sich dazu in der Lage fühlte. Ganz gleich, was sie getan hatte , zumindest das waren sie ihr schuldig. Und vielleicht, ja vielleicht, würde er sogar in der Lage sein, ihr zu vergeben.
    Dort, wo der Bach sich zu der Breite

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