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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Bescheid. Wie lange haben Sie Zeit?“
    „ So viel wie nötig.“
    „Gut. Die werden Sie auch brauchen. Mein Name ist übrigens Anna.“
    „Ich heiße Sara. Und vielen Dank. Ich dachte schon, ich müsste unter einem Baum nächtigen.“
    „Keine Ursache. Hier, Ihr Schlüssel. Zimmer Nummer vier ist das Netteste, d as ich Ihnen anbieten kann. Um Verpfl e gung müssen Sie sich selbst kümmern, aber keine hundert Meter Luftl i nie von hier gibt es einen kleinen Lebensmittelladen. Ich hoffe, Sie haben sich ein paar B ü cher mitgebracht. Hier steppt nicht gerade der Bär.“
    Diese gute Seele hatte ja keine Ahnung, wie sehr sie genau das brauc h te. Ein Plätzchen am Ende der Welt, das sich keiner Sensation rühmen konnte , außer himmlischer Ruhe. Mit neuem Enthusiasmus schnappte sich Sara ihr Gepäck. „Kein Problem. Ich werde sowieso erst mal drei Tage durchschlafen.“
    „Nun“, scherzte Anna, „da haben S ie sich das richtige Nest ausg e sucht. Laut wird ’ s hier nicht, es sei denn, jemand tritt auf einen Präri e hund.“
    Sara grinste. Als sie die knarzende Treppe zu den Zimmern hinau f stieg, fühlten sich ihre Beine wie Felsbrocken an. Vielleicht sollte sie sich besser an einen Tropf und einen Kathe t er anschließen lassen, um aus den drei Tagen drei Wochen zu machen. Ihr Handy besaß keinen Em p fang, ihr Laptop lag zu Hause. Perfekte Voraussetzungen. Im Zimmer Nummer v ier erwartete sie eine weitere positive Überr a schung. Es war nicht nobel, nicht mal im Ansatz, aber liebevoll gestaltet. Das Bett sah gemütlich aus, die Decke und das Kissen dufteten nach Weichspüler und strahlten in ungetrübtem Weiß. Es gab einen alten Polstersessel, einen noch älteren Fernseher, bei dem man die Sender offenbar mit einem Rädchen einstellte, einen runden Tisch und einen wack e ligen Schrank. Sonst nichts. Dafür bot das Fenster einen wunde r baren Ausblick auf verschneite Wiesen, Gatter und Weiden. Kahle Bä u me neigten sich im Wind. Glitzernde Schneewolken stoben durch wohltuende Trostlosi g keit. Sara genoss die Stille, die in ihren Ohren summte. Sie genoss den Geruch von Holz und Weichspüler, das weite Land, das sich draußen vor dem Fenster erstreckte, und vor allem das Gefühl der auf sie ei n strömenden Ruhe. Dieser Flecken Erde war voller Geheimni s se.
    Geheimnisse, die sie lösen würde.
    Eine herrlich ausgeleierte Matratze fing Sara auf, als sie sich auf das Bett fallen ließ. Ob sie wieder von dem Mädchen träumen würde? Und von Nocona? Während ihres Fluges war sie ein paar Mal eingenickt, ohne etwas gesehen zu haben. Vielleicht würde sie jetzt, da sie die nötige Ruhe fand, endlich zurückkehren können. Ihre Sehnsucht nach den Träumen war ebenso stark wie der Drang, Makah wiederzusehen. Den geheimnisvollen Fremden, der ihre Gefühle in Rekordgeschwindigkeit auf den Kopf gestellt hatte.
    Irgendwo im Haus gluckerte eine Kaffeemaschine, Saras Gedanken begannen zu schweben. Langsam sank ihr Körper in die Matratze, i m mer tiefer, bis sie umhüllt wurde von warmer Dunkelheit. Der Schlaf kam, und mit ihm ein nach Salbei duftender Wind.
     

Naduah, 1843
     
    B
    arfuß lief Naduah durch das Gras. Ihre Muskeln bebten vor Genuss. Sie streckten und dehnten sich, zitterten, wenn sie übermütige Sprünge vollführte, über stachelige Mesquitsträucher sprang oder Felsen erklomm, mühelos wie ein Eic h horn, und dachten nicht entferntesten daran, zu ermüden.
    Das neue Winterlager hätte schöner nicht sein können. Sie waren den Spuren einer gewaltigen Bisonherde gefolgt, so weit, bis nicht nur die Tiere, sondern auch die Instinkte ihnen gesagt hatten, dass dies der pe r fekte Ort war. Das Lager schmiegte sich an das Ufer des Flusses und war umgeben von Wäldern aus Wacholder, Zwergeichen und Pappeln. In diesen Hainen wuchsen wilder Wein, Pflaumenbäume und Beerensträ u cher, die sich noch immer vor Früchten bogen und ihre Schätze mit einer überschäumenden Lust an der Üppigkeit verschenkten. Überragt wurde das Lager von einem Tafelberg, der mittags golden, nachmittags ockerfarben und im Licht des Sonnenuntergangs blutrot leuchtete. Ganz besonders liebte Naduah die verborgene Stelle, an der sich das Wa s ser eines Nebenstromes staute und aussah wie grünes Glas. Ihr geheimer Tümpel. Er wurde an einer Seite geschützt von Felsen und war auf zwei weiteren von weißen Kalkterrassen umrahmt. Es war ihr Refugium. Ihr heiliger Ort. Um zu zeigen, dass er ihr gehörte, hatte sie oben auf den Felsen

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