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Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Titel: Nocturne City 01 - Schattenwoelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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lässig am Rahmen der Tür lehnte, spannte sich an. „Was, zum Teufel, war das?“
    Ich gab ihm mit einer Geste zu verstehen, dass er schweigen sollte, und zog die Pistole aus meinem Hosenbund. In der gegenüberliegenden Wand befand sich eine kleine Tür, die offenbar auf den Dachboden des Hauses führte. Vorsichtig ging ich an den toten Mädchen vorbei auf die Tür zu, die zwar fest verschlossen, aber nicht abgeschlossen war, und zog sie auf.
    „Vorsichtig …“, flüsterte Dmitri.
    Ich winkte ab und drückte auf den Lichtschalter am Treppenanfang. Das Licht funktionierte nicht, und so musste ich wohl oder übel im Dunkeln auf den Dachboden eines Bluthexers hinaufsteigen – müßig zu erwähnen, wie mir zumute war.
    Im Unterschied zum Rest des komfortablen alten Hauses war die Dachbodentreppe schmal und nicht mit Teppich ausgelegt, sondern mit alten Nägeln gespickt, die in den eigenartigsten Winkeln aus dem Holz ragten und für einen unvorsichtigen Fuß böse Überraschungen bargen.
    Mit meiner Stiftlampe tastete ich mich langsam vor und stieß neben Spinnennetzen auch noch auf jede Menge Pappkartons mit Aufschriften wie WEIHNACHTEN, STEPHEN und DIANES PROJEKTE. Diane Duncan war Alistairs Frau gewesen, und ich fragte mich beim Anblick des Kartons, ob sie gewusst hatte, was ihr Mann die ganze Zeit über im Schilde führte. Es gibt durchaus Frauen, die derartige Aktivitäten bei Männern absolut unwiderstehlich finden und in gewissem Maße Rockgroupies gleichen. Der feine Unterschied besteht darin, dass sie ihr Liebster unter Umständen einer herbeigerufenen Wesenheit zum Fraß vorwirft oder sie als Vehikel oder Kanal für einen Zauber ihres Angebeteten herhalten müssen. Am besten eignet sich dafür das unschuldige Blut einer schönen Frau, wenn irgend möglich einer Jungfrau ohne magische Fähigkeiten.
    Ich nieste in den Ärmel meines Shirts. Der Dachboden war dunkel, staubig und schien absolut menschenleer. Allerdings war ich mir sicher, dass ich mir das Geräusch nicht eingebildet hatte. Ich reckte meine Nase vor, um noch einmal Witterung aufzunehmen, bevor der Staub mein Riechorgan vollends verstopfte.
    Just in diesem Moment hörte ich ein Winseln aus der Ecke am Ende des Dachbodens, und auch meine Nase sagte mir jetzt, dass hier ein lebender Mensch sein musste. Als ich ein paar Schritte in Richtung des Winselns machte, sah ich im Schein meiner Lampe ein blutverschmiertes Gesicht mit blondem Haar.
    „Nun, Stephen“, sagte ich, ohne meine Pistole von ihm abzuwenden. „Mir scheint, wir sollten langsam aufhören, uns immer wieder unter solch unerfreulichen Umständen zu treffen! Jedes Mal, wenn wir uns sehen, sind Sie von oben bis unten mit Blut besudelt, und jedes Mal halte ich Ihnen eine Knarre an den Kopf.“
    „Gehen Sie weg“, fauchte er mich an.
    „Das ist ja mal eine ganz originelle Antwort. Haben Sie vielleicht noch ein paar Klassiker auf Lager, Stephen? Wie wärs mit Der Werwolf hat ihr das angetan? An dem Spruch hatte ich nämlich eine ganze Weile zu knabbern.“
    „Ich habe es Ihnen gesagt“, flüsterte er. „Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich es nicht gewesen bin.“
    „Und das glaube ich Ihnen auch“, versuchte ich ihn zu beschwichtigen. Ich war allerdings noch nie gut darin gewesen, Leute durch Reden zu besänftigen – bei Selbstmördern und Geiselnehmern würde ich auf ganzer Linie versagen. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich mich bei der Mordermittlung ganz gut schlug. Dort gab es keine aufgebrachten Leute mehr, die es zu beruhigen galt, da meine Kunden in der Regel tot waren.
    Nachdem Stephens wilde Augen mich gemustert hatten, kauerte er sich noch tiefer in seine Ecke. „Verschwinden Sie!“, schrie er. „Er sieht alles, was ich tue!“
    „Wenn Sie von Lockhart sprechen – der ist im Moment nicht da. Auch dieser billige Robert-Smith-Abklatsch, den Alistair auf Sie angesetzt hat, ist nicht hier. Nur Sie und ich. Zwei Personen, die sich unterhalten.“
    „Sie verstehen das nicht“, sagte Stephen.
    „Dann erklären Sie s mir doch“, erwiderte ich leise. Hinter mir knirschten die Treppenstufen unter schweren Bikerstiefeln, und als Dmitri Stephen erblickte, musste er tief Luft holen.
    „Bei den Hex Riots!“
    „Die Phasen, die Wandlung …“, stammelte Stephen. „Ich kann es nicht kontrollieren. Er bestimmt, wann es über mich kommt. Er benutzt mich. Mein Vater. Er hat mich gezwungen. Ich habe diese Mädchen da unten getötet. Die Nutte auf der Straße.

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