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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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des Dämons noch die brennende Leidenschaft des Werwolfs glänzte in seinen Augen. Eine mir fremde, eisige Kälte war alles, was blieb. »Du wirst also wieder einmal tun, was du für richtig hältst«, grollte er schließlich verbittert. Nach einer kurzen Pause fragte er griesgrämig, ob Sunny zum Abendbrot bleibe, worauf sie mit einem zaghaften Nicken antwortete.
    »Das hätte besser laufen können, was?«, fragte ich Sunny, nachdem Dmitri in die Küche getrottet war.
    »Er ist nur besorgt um dich. Wirst sehen, er beruhigt sich wieder«, entgegnete Sunny wenig überzeugend.
    »Vergiss es«, brummte ich. »Jetzt wird es schwer werden, die Wendigos aufzuspüren. Was weißt du von ihnen? Bestehen ihre Körper immer aus Rauch und Qualm – und was ist mit diesem dauernden Hunger, den Dmitri erwähnt hat? Ich kann nur hoffen, dass sie nicht immer so angriffslustig sind.«
    »In Rhodas Texten stand, sie verbringen die meiste Zeit in ihrer menschlichen Hülle, und ein gewöhnlicher Mensch kann nur durch Blutkontakt in einen Wendigo verwandelt werden«, erläuterte Sunny. »Die Gestalt des Monsters nehmen sie nur an, wenn sie jagen, aber anscheinend jagen sie ziemlich häufig. Die wenigen Hexen, die eine Begegnung mit diesen Geschöpfen überlebten, beschreiben jedenfalls immer ein entsetzliches Monster.«
    Nach Sunnys Vortrag ging ich in die Küche, wo Dmitri mit einer Inbrunst Gemüse hackte, dass man hätte glauben können, die gesamte Flora hätte sein Rudel beleidigt. »Wo sind sie?«
    »Wer?«, grunzte er.
    »Die Wendigos! Du musst es wissen, selbst wenn die Redbacks nichts mit ihnen zu tun haben. Eine Gemeinschaft von Wesen verschwindet nicht einfach von einem Tag auf den anderen.« Auch wenn sie sich in den Wäldern nahe der Stadt verbargen, brauchten sie doch Nahrung, Unterkünfte und Sanitäreinrichtungen – und diese Dinge fielen für gewöhnlich auf.
    »Ich habe meine Meinung nicht geändert«, sagte Dmitri. »Ich helfe dir nicht, leichtsinnig dein Leben aufs Spiel zu setzen. Es gibt Gründe, warum Wendigos und Werwölfe einander aus dem Weg gehen. Vertrau mir.«
    »Gut, wenn du es schon nicht mir zuliebe tust …«, wechselte ich die Strategie, »… dann denk an die Mordopfer und sag es mir um ihretwillen! Mindestens drei von ihnen waren gute Leute.«
    Dmitri unterbrach die Schnipselei und rammte das Messer in die Arbeitsplatte. »Du kannst einfach nicht lockerlassen, was?«
    »Bitte.«
    »Das ehemalige Paiute-Reservat«, murmelte er. »Hinter der Feuerwerksfabrik geht die Abzweigung von der Interstate ab. Das war zumindest das Letzte, was ich hörte.«
    Dankbar streichelte ich seine Schulter und ging ins Vorzimmer, um meine Dienstmarke, meine Pistole und eine Karte von Las Rojas County zu holen.
    »He!«, rief Sunny. »Du willst da doch wohl nicht allein hinfahren?«
    »Falls du dich nicht zu Dörrfleisch verarbeiten lassen willst, doch«, entgegnete ich.
    »Es liegt mir fern, der Lunabrigade im Weg zu stehen, aber du blutest«, sagte Sunny. Als ich ihrem Blick folgte und die roten Abdrücke auf dem Boden sah, schlug ich ärgerlich mit der flachen Hand gegen die Wand.
    »Hex noch mal.« Sunny hatte recht: Ich konnte unmöglich mit einer blutenden Wunde ins Hauptquartier der Wendigo marschieren. Ich wusste nur allzu gut, was der Duft frischen Blutes mit einem Werwolf anstellte, und wollte mir gar nicht erst ausmalen, wie das Ding aus dem Wald – oder, Gott bewahre, ein ganzer Wendigo-Clan – reagieren würde. Obwohl es im Zimmer ziemlich warm war, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. »Ich hasse das«, sagte ich. »Mir sind die Hände gebunden. Ich komme nicht an die Fallakten, und von Bryson bekomme ich keine Informationen mehr. Mac und Morgan werden dafür gesorgt haben, dass er nicht mal im Traum daran denkt, mich anzurufen.«
    »Was soll ich tun?«, fragte Sunny und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich presste eine alte Socke auf die wieder aufgerissene Wunde an meinem Fuß und funkelte wütend in die Gegend. »Nun?«, verlangte sie zu wissen. Obwohl sie kleiner war als ich und durch ihre engelsgleichen Züge und die brave Frisur den Eindruck einer biederen Bauerstochter machte, verfügte sie über einen Schneid, der meine Kaltschnäuzigkeit locker in den Schatten stellte. Auf die eine oder andere Art bekam sie, was sie wollte – im Gegensatz zu mir trug sie allerdings meist ein höfliches Lächeln zur Schau.
    »Auch wenn ich volles Vertrauen in deine Hexenkräfte habe, glaube ich nicht,

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