Nora Roberts
ist ein bißchen heiß, Margaret Mary.«
»Er ist gerade von seinem Mittagsschlaf aufgewacht. Dann schneidest du den Kuchen also an, Brie?«
»Du solltest ein bißchen besser auf deine Ernährung achten, nun, da du wieder schwanger bist«, sagte Maeve in strengem Ton. »Der Arzt sagt, daß dies die Wochen sind, in denen den Frauen morgens am häufigsten übel wird.«
Es war fraglich, wer von den beiden von dieser Bemerkung überraschter war, Maeve oder Maggie. Und da Maeve sich bereits wünschte, sie hätte nichts gesagt, wandte sie sich wieder ihrem Enkel zu.
»Mir geht's gut.«
»Es vergeht kein Morgen, an dem ihr nicht hundeelend ist«, verbesserte Shannon und sah dabei Maeve an.
»Maggie, du hast gesagt, es wäre vorbei.« Briannas Stimme drückte einen Vorwurf ebenso wie Besorgnis aus.
Wütend und verlegen zugleich, bedachte Maggie Shannon mit einem vernichtenden Blick. »Mir geht's gut«, wiederholte sie.
»Sie hat es noch nie ertragen, Schwäche zu zeigen.«
Als Maggie Maeves ätzenden Kommentar vernahm, war es um ihre Beherrschung geschehen, doch ehe sie auch nur Luft holen konnte, nickte Shannon zustimmend mit dem Kopf. »Sie schnappt wie ein Terrier, wenn man versucht, ihr zu helfen. Meinen Sie nicht auch, Mrs. Concannon, daß es hart ist für eine starke Frau, wenn sie Hilfe braucht? Besonders für eine Frau wie Maggie, die es schafft, eine Familie und eine anspruchsvolle Arbeit unter einen Hut zu bringen, muß es erniedrigend sein, wenn sie jeden Morgen die Kontrolle über sich verliert.«
»Mir war drei Monate lang jeden Morgen übel, als ich mit ihr schwanger war«, sagte Maeve in barschem Ton. »Aber eine Frau lernt es, solche Dinge durchzustehen – einem Mann gelänge das nie.«
»Nein, ein Mann würde den ganzen Tag darüber jammern, was für ein armer Kerl er doch ist.«
»Keine meiner Töchter war je zimperlich.« Mit gerunzelter Stirn wandte sich Maeve an Brianna. »Willst du den ganzen Tag mit der Teekanne herumstehen, Brianna, oder schenkst du uns vielleicht heute noch ein?«
»Oh.« Brianna klappte den Mund wieder zu und trat mit der Kanne an den Tisch. »Tut mir leid.«
»Danke, meine Liebe.« Froh über den Verlauf des Gesprächs strahlte Lottie sie an. Seit über zwei Jahren versuchte sie, Maeve dazu zu bewegen, daß sie den Graben zwischen sich und ihren Töchtern überwand, und nun sah es endlich so aus, als wäre eine erste Annäherung erreicht.
»Weißt du, Maggie, Maeve und ich haben uns vorhin noch die Schnappschüsse von unserer Reise in euer Haus in Frankreich angesehen.«
»Diese Frau hat nicht mehr Stolz als ein Bettler«, murmelte Maeve, aber Lottie lächelte nur.
»Die Fotos haben uns beide daran erinnert, wie herrlich die Zeit dort war. Das Haus liegt in Südfrankreich«, erklärte sie Shannon. »Es ist der reinste Palast, und man hat einen wunderbaren Blick direkt aufs Mer.«
»Und Monat für Monat wird es von niemandem außer den Bediensteten bewohnt«, knurrte Maeve.
Maggie setzte zu einer scharfen Erwiderung an, doch als sie Briannas warnendem Blick begegnete, hielt sie sich zurück. Es kostete sie einige Überwindung, aber sie schluckte die bösen Worte herunter und wählte einen freundlicheren Ton. »Genau darüber haben Rogan und ich kürzlich erst gesprochen. Wir hatten gehofft, wir fänden vielleicht im Sommer ein paar Wochen Zeit, um hinzufahren, aber im Augenblick haben wir beide einfach zu viel zu tun.«
Sie atmete vorsichtig aus. Durch ihren Sanftmut hatte sie bei den Engeln sicher ein paar Punkte gemacht. »Ich bin ein bißchen in Sorge, weil niemand dort ist, der darauf achtet, daß das Personal sich ordentlich um das Haus kümmert.«
Was eine riesengroße Lüge war, von der sie nur hoffte, daß sie die soeben verdienten Punkte nicht wieder zunichte machte. »Ich glaube kaum, daß ihr beide euch die Zeit nehmen könntet, hinzufahren und nach dem Rechten zu sehen? Falls ja, würdet ihr mir damit einen großen Gefallen tun.«
Um ein Haar wäre Lottie von ihrem Stuhl gesprungen und hätte einen wilden Freudentanz aufgeführt, doch sie hielt sich zurück, legte statt dessen den Kopf auf die Seite und sah Maeve fragend an. »Was meinst du, Maeve? Hätten wir vielleicht Zeit?«
Obgleich Maeve die sonnige Villa, die aufmerksamen Bediensteten, den reinen Luxus des Ganzen bereits bildlich vor sich sah, zuckte sie mit den Schultern und hob Liam die Teetasse an den Mund.
»Wenn ich reise, bekomme ich immer Verdauungsprobleme. Aber ich nehme an, daß
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