Nora Roberts
etwas zu feiern.«
»Bin schon dabei.« Aber zuvor gab er Maggie einen herzhaften Kuß.
»Das hat sie für dich getan«, murmelte Murphy Shannon zu, die neben ihm stand.
»Was?«
»Ihm und uns allen jetzt und hier gesagt, daB sie schwanger ist.« Während er sprach, löffelte er Tee in die Kanne. »Sie hat es für ihre Schwestern getan, denn sie wußte, dann würde ihnen leichter ums Herz.«
»Für Brianna«, setzte Shannon an, aber als sie Murphys stählernem Blick begegnete, verstummte sie.
»Ein solches Geschenk sollte man annehmen, meine Liebe. Ihre Ankündigung, daß sie ein Kind bekommt, hat dich zum Lächeln gebracht, und genau das hat sie gewollt.«
Shannon stopfte die Hände in die Hosentaschen. »Du hast das Talent, mir das Gefühl zu geben, ein ziemlich kleines Licht zu sein.«
Er legte die Hand unter ihr Kinn und zwang sie sanft, ihn anzusehen. »Ich hoffe doch eher, daß ich dir dabei behilflich sein kann, das zu erkennen, was sich unter der Oberfläche verbirgt.«
»Ich denke, es hat mir gefallen, oberflächlich zu sein.« Aber noch während sie das sagte, wandte sie sich von ihm ab und trat auf Maggie zu. »Gratuliere.« Sie nahm das Glas, das Gray ihr reichte, und stand ein wenig hilflos da. »Ich kenne keinen irischen Toast.«
»Versuch es mit Sláinte o Dhia duit!« schlug Maggie vor. Shannon öffnete den Mund und klappte ihn lachend wieder zu. »Ich glaube, das laß ich lieber.«
»Einfach sláinte reicht durchaus«, sagte Murphy und stellte die Teekanne auf den Tisch. »Sie will dich nur quälen, mach dir nichts draus.«
»Also dann, sláinte.« Shannon hob ihr Glas, und plötzlich fiel ihr ein Spruch aus ihrer Kindheit ein. »Oh, und daß du ein Dutzend Kinder bekommst, Maggie, die alle so werden wie du.«
»Ein Toast und ein Fluch zugleich«, grinste Gray. »Das hast du gut gemacht.«
»Allerdings.« Maggie lächelte. »Sie hat ihre Sache wirklich gut gemacht.«
9. Kapitel
Die Stunden, die Murphy mit seinen Pferden verbrachte, bedeuteten ihm das größte Glück. Die Felder hatte er schon immer bestellt, und das täte er wohl auch sein Leben lang. Die Arbeit bescherte ihm Freude und Frustrationen, Enttäuschungen und Stolz. Er genoß das Gefühl der Erde in seinen Händen, unter seinen Füßen und den Duft dessen, was aus dieser Erde wuchs. Auch das Wetter war gleichermaßen sein Freund wie sein Feind. Die Launen des Himmels erkannte er oft besser als die Launen, denen er selbst ausgeliefert war.
Er hatte sein Leben mit Pflügen, Pflanzen und Ernten verbracht. Es war etwas, das er beherrschte, seit er ein Junge gewesen war.
Der milde Frühling in diesem Jahr bedeutete harte, lange Arbeit für ihn, aber ohne das Leid und die Bitterkeit in durchweichter Erde verfaulenden Wurzelwerks oder von beißendem Frost und gierigen Schädlingen gepeinigten Korns.
Er bestellte seine Felder auf eine vernünftige Art, indem er die Methoden seines Vaters und Großvaters mit neueren, oft angelesenen Experimenten verband. Ob er nun auf seinem Traktor in Richtung der braunen Felder mit den Reihen dunkelgrüner Kartoffelpflanzen fuhr oder bei Tagesanbruch in den Kuhstall ging und mit dem Melken begann, wußte er immer, daß seine Arbeit wertvoll war.
Aber am glücklichsten war er, wenn er zu seinen Pferden kam.
Er schnalzte einem Einjährigen zu und beobachtete, wie der breitbrüstige Braune gemächlich mit dem Schweif wedelte. Sie kannten einander, und dies war ihr altes Spiel. Murphy wartete geduldig, wobei er die Routine genoß. Ein Stück weiter stand eine schimmernde Stute und graste friedlich, während ihr Fohlen gierig trank. Andere, auch die Mutter des Einjährigen, und Murphys ganzer Stolz, ein kastanienbraunes Stutenfohlen, spitzten die Ohren und sahen ihn aufmerksam an.
Murphy klopfte sich auf die Tasche, worauf der Einjährige mit stolz erhobenem Kopf näher kam.
»Du bist wirklich ein feiner Kerl, nicht wahr? So ist's brav.« Lachend strich er dem Tier über die Flanke, während es die Nüstern an seiner Tasche rieb, und langsam kamen auch die anderen Pferde heran. »Obwohl du durchaus bestechlich bist. Aber gut.« Er zog eins der Apfelviertel hervor und legte es auf seine flache Hand. »Ich hoffe, daß dir das Abenteuer, das dir bevorsteht, gefallen wird. Ich werde dich vermissen.« Er strich dem Fohlen über die Beine, wobei er automatisch nach den Knien sah. »Und wie ich dich vermissen werde. Aber schließlich bist du nicht auf die Welt gekommen, damit du dich den ganzen Tag
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