Nora Roberts
Werbezeichnerin.«
»Du malst Bilder für Anzeigen?«
»Mehr oder weniger.«
Nachdenklich griff er nach ihrem Skizzenblock und blätterte darin herum. »Warum malst du lieber Bilder von Schuhen oder Bierflaschen, wenn du auch so etwas malen kannst?«
Sie griff nach einem Lappen und beträufelte ihn mit Terpentin. »Ich möchte mein eigenes Geld verdienen, und wenn möglich, genug.« Sie rieb an dem grauen Farbfleck an ihrer Hand herum. »Vor meinem Urlaub habe ich gerade einen wichtigen Kunden übernommen, und es bedeutet wahrscheinlich einen ziemlichen Karrieresprung, wenn die Sache klappt.«
»Schön für dich.« Er blätterte weiter und lächelte, als er die Skizze von Brianna in ihrem Garten sah. »Und was sollst du für diesen Kunden verkaufen, wenn ich fragen darf?«
»Mineralwasser.« Ihre Stimme war nicht mehr als ein Murmeln, denn hier draußen, inmitten der weiten Felder und der duftenden Luft, erschien ihr der Auftrag mit einem Mal ziemlich lächerlich.
»Wasser?« Er tat genau, was sie erwartet hatte, indem er den Mund zu einem breiten Grinsen verzog. »Das Zeug mit der Kohlensäure drin? Warum denkst du, daß die Leute Wasser trinken wollen, das Blasen wirft und das aus einer Flasche kommt?«
»Weil es rein ist. Nicht jeder hat einen Brunnen im Hinterhof oder eine Quelle oder was weiß ich. Die Mineralwasserindustrie macht riesige Umsätze, und bei all der Umweltverschmutzung und der zunehmenden Verstädterung ist anzunehmen, daß sie ihre Geschäfte im Laufe der Jahre noch ausweiten wird.«
Er grinste immer noch. »Ich wollte dich nicht ärgern. Die Frage war durchaus ernst gemeint.« Er drehte den Skizzenblock in ihre Richtung. »Das hier gefällt mir.«
Mit einem Schulterzucken legte sie den Lappen wieder fort. Es war ein Sketch von ihm im Pub, die Konzertina auf dem Schoß, ein halbvolles Bierglas vor sich auf dem Tisch. »Das sollte es auch. Ich finde, es ist durchaus schmeichelhaft.«
»Sehr freundlich von dir.« Er legte den Block neben sich. »Gleich kommt jemand, der sich den Einjährigen ansehen will, so daß ich dich leider nicht auf einen Tee einladen kann. Aber vielleicht kommst du ja statt dessen heute zum Abendessen vorbei?«
»Zum Abendessen?« Als er sich erhob, trat sie automatisch einen Schritt zurück.
»Du könntest ein bißchen früher kommen, sagen wir gegen halb sechs. Dann zeige ich dir vor dem Essen noch den Hof.« Er nahm ihre Hand, und sie entdeckte eine gefährliche Belustigung in seinem Blick. »Warum weichst du vor mir zurück?«
»Das tue ich ja gar nicht.« Zumindest jetzt nicht mehr, da er sie daran hinderte. »Ich denke nach. Vielleicht hat Brianna ja schon irgend etwas für heute abend geplant.«
»Brie ist da ziemlich flexibel.« Ein leichtes Ziehen an ihrer Hand zwang Shannon, einen Schritt näher an ihn heranzugehen. »Komm heute abend zu mir. Oder hast du etwa Angst davor, mit mir alleine zu sein?«
»Natürlich nicht.« Das wäre einfach lächerlich. »Ich weiß nur nicht, ob du kochen kannst.«
»Wenn du kommst, wirst du es sehen.«
Es war nichts weiter als ein Abendessen, sagte sie sich. Und auf jeden Fall war sie neugierig, zu erfahren, wie es bei ihm zu Hause war. »Also gut. Ich komme.«
»Gut.« Während er mit einer Hand immer noch ihre Finger umklammert hielt, umfaßte er mit der anderen ihren Kopf und zog ihr Gesicht näher an sich heran. Obgleich ihr ein wohliger Schauder über den Rücken rann, legte sie abwehrend eine Hand auf seine Brust.
»Murphy ...«
»Ich will dich nur küssen«, murmelte er.
Von nur konnte wohl kaum die Rede sein. Den Blick auf sie gerichtet, legte er seine Lippen auf ihren Mund, und das leuchtende, verwirrende Blau seiner Augen war das letzte, was sie sah, ehe sie blind wurde, taub und stumm.
Zu Anfang war es nur der Hauch einer Berührung, ein sanftes Streicheln von Mund zu Mund. Er hielt sie, als wolle er mit ihr tanzen, und ihr schwindelte, so sanft und weich war dieser erste Kontakt.
Dann löste er seine Lippen, und zum Klang ihres überraschten Seufzers begann er eine langsame, genüßliche Reise über ihr Gesicht. Unter der zärtlichen Erforschung ihrer Wangen, ihrer Schläfen, ihrer Lider wurden ihre Knie weich, und ein Zittern durchlief ihren Körper, so daß sie, als er ihren Mund endlich wiederfand, völlig außer Atem war.
Der zweite Kuß war inniger, sorgfältiger, und mit einem wohligen Schnurren öffnete sie den Mund. Ihre Hand glitt seine Schulter hinauf, umfaßte sie und wurde schlaff. Er
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