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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Töchter der See
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Woche, nachdem er sie hatte davongehen sehen, betrat er Briannas Garten, wo Shannon vor ihrer Leinwand stand. Sie trug ihr verkleckstes College-Sweatshirt und ein Paar schlabberiger, an den Knien zerschlissener Jeans.
    Sie sah wie ein Engel aus.
    Mit zusammengekniffenen Augen, das Ende ihres Pinsels an den Lippen, musterte sie ihre Arbeit, doch ohne daß er etwas sagte, spürte sie, daß er hinter ihr stand, was er an der Veränderung ihres Blicks und dem bedachten Sinkenlassen ihres Pinsels sah.
    Immer noch sagte er kein Wort. Er wußte, daß er dazu im Augenblick einfach nicht in der Lage war. Nach einem Moment verlegenen Schweigens trat er näher an sie heran und starrte auf ihr Gemälde.
    Es war die rückseitige Fassade der Pension mit ihrem hübschen Mauerwerk und den geöffneten Fenstern, durch die man auf Briannas leuchtenden Garten sah. Die Küchentür war weit geöffnet, so daß der Betrachter den Eindruck hatte, willkommen zu sein.
    Shannon wünschte, sie hätte ihren Pinsel nicht fortgelegt, und um ihre Hände zu beschäftigen, griff sie nach einem Lappen und wischte sich die Farbe von den Fingern.
    »Und, gefällt es dir?«
    »Es ist schön.« Etwas Besseres fiel ihm nicht ein. »Es sieht fertig aus.«
    »Ist es auch.«
    »Tja.« Er nahm die Eierkartons, die er trug, in die andere Hand. »Es ist wirklich schön.«
    Sie wandte sich ab und ordnete die Tuben und Pinsel auf dem kleinen, von Gray gezimmerten Tisch. »Ich schätze, daß du ziemlich beschäftigt bist.«
    »Allerdings, ja.« Sie blickte auf, sah ihm ins Gesicht, und er hatte das Gefühl, daß ihm auch das letzte bißchen Verstand abhanden kam. »Beschäftigt.« Wütend auf sich selbst, starrte er stirnrunzelnd auf die Kartons. »Eier«, murmelte er. »Brianna hat angerufen und gesagt, daß sie Eier braucht.«
    »Oh!« Jetzt starrte Shannon auf die Kartons. »Ich verstehe.«
    An ihrem Platz hinter dem Küchenfenster rollte Brianna die Augen himmelwärts. »Man sehe sich die beiden bloß an. Führen sich wie zwei kleine Kinder auf.«
    Da die beiden so jämmerlich wirkten, änderte sie ihren Plan und eilte, statt die beiden allein zu lassen, in den Garten hinaus.
    »Ah, da bist du ja, Murphy. Und du hast die Eier mitgebracht. Du bist wirklich ein Schatz. Komm rein und probier ein Stück von dem Strudel, den ich gebacken habe.«
    »Ich muß ...« Aber sie war bereits in die Küche zurückgeeilt, und er starrte verlegen auf die Tür, durch die sie entschwunden war. Die Eierkartons immer noch in der Hand, sah er Shannon an. »Ich, äh ...« Zur Hölle mit seinem trägen Hirn, dachte er. »Warum nimmst du sie nicht einfach mit rein, und ich mache mich wieder auf den Weg?«
    »Murphy.« So konnte es nicht weitergehen, sagte sich Shannon und legte ihm vorsichtig eine Hand auf den Arm. Er wurde stocksteif, was sie ihm nicht übelnahm. »Du bist seit einer Woche nicht mehr hier gewesen, und ich weiß, daß du Brianna und Gray normalerweise regelmäßig besuchst.«
    Er blickte auf ihre Hand und dann wieder in ihr Gesicht. »Ich dachte, es wäre das beste, wenn ich nicht in deine Nähe komme.«
    »Das tut mir leid. Das möchte ich nicht. Ich dachte, daß wir immer noch Freunde sind.«
    Er sah sie reglos an. »Du bist nicht mehr über die Felder spaziert.«
    »Nein, bin ich nicht. Ich dachte ebenfalls, es wäre das beste, wenn ich nicht in deine Nähe komme, und auch das tut mir leid.« Sie wollte ihm sagen, daß sie ihn vermißt hatte, doch gleichzeitig fürchtete sie sich davor. »Bist du böse auf mich?«
    »Wohl eher auf mich selbst.« Er atmete tief ein. Ihre Augen, dachte er, das stumme Flehen in ihrem Blick wären wohl zuviel für jeden Mann. »Möchtest du nicht auch ein Stück Strudel?« Endlich zeigte sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht. »Ja. Sehr gern.«
    Als sie gemeinsam die Küche betraten, atmete Brianna erleichtert auf. »Danke für die Eier, Murphy.« Sie nahm die Kartons und öffnete die Kühlschranktür. »Ich brauche sie für ein Gericht, das ich für den Ceili machen will. Hast du Shannons Bild gesehen? Großartig, nicht wahr?«
    »Allerdings.« Er nahm seine Mütze ab und hängte sie an einen Haken an der Tür.
    »Dieser Strudel ist nach einem Rezept von der deutschen Frau gemacht, die letzte Woche hier gewesen ist. Du erinnerst dich doch an sie, Shannon, Mrs. Metz? Die, die immer so laut geredet hat.«
    »Der Oberfeldmarschall«, sagte Shannon und lächelte abermals. »Jeden Morgen hat sie ihre drei Kinder – und ihren Mann – zur

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