Nora Roberts
noch?«
»Möchtest du es denn?«
»Ich habe
den ganzen Tag an dich gedacht und mich darauf gefreut, mit dir zusammen zu
sein.«
Dru wurde
warm ums Herz. »Stell dir vor, hin und wieder habe auch ich einen flüchtigen
Gedanken an dich verschwendet, obwohl ich heute einiges zu tun hatte.«
»Habe ich
schon gehört. Aub wäre beinahe in Ohnmacht gefallen, als Will mit seinem
Riesenstrauß in der Werkstatt vorbeikam.«
»Haben ihr
die Rosen denn gefallen?«
»Sie ist
vor Rührung fast zerflossen, und das will bei Aubrey schon etwas heißen. Will
andererseits sah aus, als würde er jeden Moment umfallen. Er muss es schon ganz
schön ernst mit ihr meinen, wenn er hier vorbeikommt, Blumen kauft und sie ihr
bringt, obwohl er offenbar seit einer geschlagenen Woche kein Auge mehr zugetan
hat.«
»Ich mag
ihn. Und seinen Bruder auch. Du hast Glück, solche Freunde zu haben, die du
schon seit der Kindheit kennst.«
»Hat du
denn keine alten Freunde?«
»Nicht
wirklich. Ach, übrigens«, fuhr sie fort, um das Thema zu wechseln, »unmittelbar
bevor dein Freund Will hereinkam, hatte ich noch eine Kundin, die sich etwas
seltsam aufführte.« Dru nahm die Tageseinnahmen aus der Kasse und steckte sie
ein. »Sie behauptete, meine Mutter zu kennen, aber sobald sie zu reden begann,
wusste ich, dass das nicht sein konnte. Es lag nicht nur am dem, was sie sagte,
sondern auch an ihrem Aussehen. Das mag jetzt versnobt klingen, ist aber nichts
weiter als eine logische Schlussfolgerung. «
»Wie sah
sie denn aus?«
»Harte
Züge, billig und ganz bestimmt nicht wie jemand, der einmal mit meiner Mutter
in einem Wohltätigkeitskomitee gesessen hat. Sie hat versucht mich
auszuhorchen.« Dru zuckte mit den Schultern. »Nichts Ungewöhnliches eigentlich,
wenn man aus einer einflussreichen Familie kommt. «
Ein eisiges
Gefühl breitete sich in Seths Magengrube aus. »Was hat sie gesagt?«
»Nicht
viel. Ich glaube, sie wollte irgendetwas herausbekommen, aber dann kam Will in
den Laden. Sie hat ein paar Nelken gekauft und ist verschwunden. Komischerweise
sagte Will, sie komme ihm bekannt vor, aber er konnte sich nicht genau
erinnern.«
Jetzt stieg
Übelkeit in Seths Kehle auf. »Hat sie ihren Namen genannt?«
»Hm?
Ja, Harrow, Glo Harrow. Jetzt
muss ich aber wirklich los.« Dru warf einen letzten Blick in die Runde und
griff nach ihrer Handtasche und den Schlüsseln.
Sie
erstarrte vor Überraschung, als sich Seths Hand wie ein Schraubstock um ihren
Arm legte. »Was ist los?«
»Ich
möchte, dass du mich sofort anrufst, wenn diese Frau jemals wiederkommen
sollte.«
»Aber warum
denn? Das ist doch nur eine Frau, die versucht, sich etwas Geld oder die
Bekanntschaft mit meinem Großvater zu ermogeln. Glaub mir, mit solchen Leuten
muss ich schon mein ganzes Leben fertig werden.«
»Ich
möchte, dass du es mir versprichst. Es ist mein Ernst. Wenn sie wieder hier
auftaucht, gehst du nach hinten, greifst zum Telefon und rufst mich an.«
Dru wollte
ihm antworten, dass sie keinen Schutz benötige, aber da war ein solches Feuer,
eine solche Dringlichkeit in seiner Stimme, dass sie stattdessen zustimmend
nickte. »Na schön. Ich verspreche es dir.«
Vierzehn
Seth
wartete bis zum
Morgen, bis Dru nach unten gelaufen war, um ihre täglichen Bestellungen
vorzubereiten. Er hatte kaum geschlafen. Obwohl er sich nach Kräften bemüht
hatte, den Tumult in seinem Inneren zu ignorieren, war ihm dies für den größten
Teil der Nacht einfach nicht gelungen.
Selbst das
Vergnügen, Dru zusammengerollt neben sich liegen zu haben, war getrübt worden.
Er musste
Gewissheit haben.
Auch wenn
ihm sein Instinkt bereits sagte, dass sich Gloria wieder einmal in sein Leben
gedrängt hatte, klopfte er an die Wohnungstür der McLean-Brüder. Er wollte es
einfach genau wissen.
Dan öffnete
ihm. Er war fertig angezogen, um zur Arbeit zu gehen, und hielt eine riesige
Tasse mit Kaffee in der Hand. »Hallo, was gibt's denn? Du hast Glück, dass du
mich noch erwischst. Ich habe eine frühe Besprechung.«
»Ich muss
mit Will reden.«
»Der ist
ausnahmsweise auch mal da. Der tote Mann im Zimmer am Ende des Flurs. Ich nehme
an, dass Will so um die Mittagszeit wieder von den Toten auferstehen wird.
Möchtest du in der Zwischenzeit einen Kaffee?«
»Ich kann
aber nicht warten.«
»Mensch,
Seth, der Junge ist völlig fertig.« Doch Seth durchquerte bereits schnurstracks
den Flur. Dan eilte ihm hinterher. »Nein, das ist mein Zimmer.« Resigniert
deutete Dan auf eine
Weitere Kostenlose Bücher