Nora Roberts
sodass seine Lippen
über die ihren rieben – ein erführerischer Reiz –, ehe seine Hände begannen, an
ihrem Körper hinunterzugleiten. Dru wurde plötzlich heiß.
Sie spürte,
wie eine sanfte Brise über ihre Wangen strich und hörte das Dröhnen der Musik,
als jemand die Stereoanlage erneut bis zum Anschlag aufdrehte. Und als sich
Seths harter Körper gegen sie presste, wurde ihr bewusst, dass sie es gewesen
war, die sich zuerst an ihn geschmiegt hatte.
Das Ziehen
in ihrem Bauch, ein Gefühl des Zerfließens, hätte ihr eine Warnung sein sollen,
aber trotzdem vergrub sie ihre Finger in seinem dichten Haar und ließ es zu,
dass seine Hände weiter über ihren Körper wanderten.
Er hatte
eigentlich vorgehabt, nur einen Kuss anzudeuten, um ihr ein Lächeln oder ein
Stirnrunzeln zu entlocken und dabei ihr Gesicht zu beobachten.
Noch nie
hatte eine Frau Seth so beeindruckt wie Dru.
»Lass uns
zu dir fahren, Drusilla.« Seine Lippen strichen über ihre Wange hinweg, an
ihrem Hals hinunter, wieder hinauf und über die kleine Vertiefung in ihrem Kinn
bis zu ihrem Mund. »Ich möchte mit dir zusammen sein, dich berühren.«
Sie
schüttelte den Kopf. Das ging ihr alles zu schnell.
»Ich bin
kein impulsiver Mensch, Seth. Ich überstürze nichts.« Sie legte ihre Hände auf
seine Schultern, um ihn wegzustoßen, blickte ihm dabei aber direkt in die
Augen. »Ich gebe mich keinem Mann hin, bloß weil ich Verlangen verspüre.«
»In
Ordnung.« Er presste seine Lippen auf ihre Stirn, bevor er zurücktrat. »Bleib.
Lass uns mit den anderen ein Spiel veranstalten, vielleicht ein bisschen Segeln
gehen. Mehr nicht. Versprochen.«
Bei einem
anderen Mann wäre dieser Vorschlag wahrscheinlich nur ein Trick gewesen, um
sie am Ende doch ins Bett zu bekommen, aber sie spürte, dass es bei Seth anders
war. Er meinte, was er sagte. »Ich könnte mich vielleicht nach einer Weile dazu
durchringen, dich zu mögen.«
»Und ob du
das wirst, darauf kannst du dich verlassen.«
»Aber ich
kann nicht bleiben. Ich habe einige Dinge unerledigt zurückgelassen, und ich
bin schon viel länger geblieben, als ich eigentlich wollte.«
»Hast du
denn früher nie die Schule geschwänzt?«
»Nein.«
Er stemmte
eine Hand gegen die Autotür, bevor sie sie öffnen konnte, und sein Gesicht trug
einen aufrichtig schockierten Ausdruck. »Nicht ein einziges Mal?«
»Ich
fürchte, nein.«
»Du hältst
dich also genau an die Spielregeln«, sagte er nachdenklich. »Sehr sexy.«
Sie musste
lachen. »Wenn ich dir gebeichtet hätte, dass ich einmal pro Woche die Schule
geschwänzt habe, hättest du mich eine kleine Rebellin genannt und behauptet, das sei sexy.«
»Erwischt
Wie wäre es morgen mit einem gemeinsamen Abendessen?«
»Nein.« Sie
winkte ihn von der Autotür weg. »Ich muss erst einmal über alles nachdenken.
Ich will mich eigentlich gar nicht für dich interessieren.«
»Was
bedeutet, dass du bereits interessiert bist.«
Sie
schlüpfte hinter das Steuer. »Was bedeutet, dass ich es nicht will. Ich werde
es dich wissen lassen, falls ich meine Meinung ändere. Geh wieder zu deiner
Familie zurück. Du bist ein Glückspilz, sie zu haben«, sagte sie und schloss
die Autotür.
Er
beobachtete, wie sie den Wagen zurücksetzte und davonfuhr. Sein Blut war immer
noch in Aufruhr von dem Kuss und seine Gedanken kreisten allein um sie und um
das, was werden könnte. So kam es, dass er den Wagen, der sich am Straßenrand
hinten bei den Bäumen in Bewegung setzte und Dru folgte, gar nicht bemerkte.
Fünf
Dru
wusste, dass er
eingezogen war. Ab und zu, wenn sie ins Hinterzimmer des Ladens ging, konnte
sie Musik durch den Lüftungsschacht hören. Es überraschte sie nicht, dass er
sie laut spielte oder dass seine Auswahl von hartem Rock über sanften Blues bis
hin zu leidenschaftlichen Opernarien reichte.
Nichts an
Seth Quinn überraschte sie.
In der
ersten Woche kam und ging er ohne jeden für sie erkennbaren Rhythmus.
Gelegentlich schaute er kurz im Laden vorbei, um sie zu fragen, ob sie etwas
brauche, und einmal teilte er ihr mit, dass er mit den Oberlichtern beginnen
würde. Eines Tages stellte er einige Dinge in den Allzweckraum, für den er sich
einen Zweitschlüssel hatte anfertigen lassen.
Er war
immer freundlich, schien niemals in besonderer Eile zu sein – und versuchte
nicht ein einziges Mal an jenen ersten, heißen Kuss anzuknüpfen.
Das ärgerte
Dru aus verschiedenen Gründen. Zum einen beraubte er sie der Möglichkeit,
jeglichen
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