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Noras Erziehung

Noras Erziehung

Titel: Noras Erziehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Belle
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französischen Wein noch Zigarren oder Cognac. Und abgesehen von Tischen und vielleicht noch den Glastüren, gab es dort nicht viel, was man ohne schwere Werkzeuge verwüsten konnte. Aber andererseits lag das Restaurant so abgelegen wie nur wenige Orte sonst in Südengland und gehörte außerdem Leuten, die Giles persönlich kannte. Als wir vor ein paar Tagen dort gewesen waren, hatten er und sein Freund Nigel sich sehr lange allein unterhalten. Und zwar direkt unter einer kleinen Tafel, die das Lokal auch für private Feierlichkeiten anbot. Und obendrein war Gilesderjenige, der ein Auto besaß – einen Zweisitzer   –, aber es war Stephen, der die Autoschlüssel hatte. Höchstwahrscheinlich hatten sie sich also extra einen größeren Wagen gemietet. Das alles zusammen mit Lucys frisch gereinigtem Ballkleid ließ nur einen Schluss zu: Sie hatten vor, einen Rudelbums mit ihr zu veranstalten.
    Zunächst konnte ich es gar nicht recht glauben. Die Vorstellung war einfach zu ungeheuerlich. Oder auch nicht. Schließlich hatte ich oft genug mit Lucy gesprochen, um zu wissen, dass sie Sex mochte und praktisch keine moralischen Skrupel kannte. Außerdem war sie total verknallt in Giles und überaus leicht betrunken zu machen. Hinzu kam noch, dass mich die Sache eigentlich gar nichts anging. Aber immerhin war Stephen dabei, der mich trotz all der Verwirrungen gerade gebeten hatte, seine Frau zu werden. Und die Vorstellung, dass Lucy vielleicht gar nicht zugestimmt hatte, sondern dass man sie einfach mit Bier abfüllen und damit zum Sex gefügig machen würde, konnte ich einfach nicht verdrängen. Ich sah praktisch schon, wie Giles sich über sie hermachte, denn trotz all seines spitzbübischen Charmes war er doch nichts weiter als ein fieser Mistkerl.
    Also war das Mindeste, was ich tun konnte, mit ihr zu reden. Ich folgte der Gruppe in einiger Entfernung, bis sie das Ende der Parks Road erreichte. Dort bogen Giles und Stephen Richtung Norden ab, und Lucy ging über die Hollywell Street in Richtung St.   Mary’s. Ich rannte dem ahnungslosen Mädchen hinterher und holte sie auch ziemlich schnell ein.
    «Hi, Lucy. Das ist aber hübsch.»
    «Sieht es nicht hinreißend aus? Hat Giles mir gekauft.»
    «Beneidenswert!»
    «Er ist sehr großzügig, aber   …» Sie stockte, als sie den Ring an meinem Finger bemerkte. «Du bist verlobt!»
    Ich zuckte mit den Schultern, um das Thema irgendwie zu vermeiden. «Wo gehst du denn hin? Er nimmt dich doch wohl nicht zum Dinner der Hawkubites mit, oder?»
    Sie zögerte einen Moment, sodass ich sofort wusste, ich hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Jetzt brauchte ich nur noch detaillierte Angaben über das Treffen von Giles’ Truppe. Einfach danach fragen konnte ich sie nicht – besonders dann nicht, wenn sie für ihre Anwesenheit bezahlt wurde. Also entschloss ich mich zu bluffen.
    «Schon okay, ich weiß, was da abgeht. Ich wurde im ersten Trimester auch eingeladen, aber   …»
    Ich brach meinen Satz in der Hoffnung ab, dass sie ihn vollenden würde, aber sie blieb stumm. Stattdessen wurde sie ein bisschen röter, sodass ich mich zum Weiterreden gezwungen sah.
    «Na ja, wenn Stephen damals schon Mitglied gewesen wäre, hätte ich auch mitgemacht.»
    Jetzt lächelte sie immerhin schon, klang aber immer noch recht vorsichtig, als sie sagte: «Ich bin froh, dass du Verständnis dafür hast. Die meisten Leute in dieser Gegend sind schrecklich arrogant. Ich meine, na gut, vielleicht wird es ein bisschen unanständig. Aber was ist daran schließlich verkehrt? Ist doch nur ein bisschen Spaß.»
    Ich lachte. «Ja, na klar. Aber ich nehme schon an, dass es ein bisschen mehr als nur unanständig werden wird.»
    Lucy kicherte und schaute mich direkt an. Ihr Blick verriet, dass sie gern ein paar ermutigende Worte gehört hätte, und ich konnte nicht anders, als ihr beizustehen. Denn obwohl ich mich niemals von einem Dutzend Männer durchnehmen lassen würde, wusste ich doch, dass die meistenMenschen meine Spiele als noch viel schlimmer erachteten. Eine ganz offene Frage schien hier das Vernünftigste zu sein.
    «Und du bist auch damit einverstanden, oder? Du weißt, dass ungefähr zwölf Männer anwesend sein werden?»
    Ich war mir nicht mal sicher, womit genau sie sich einverstanden erklärt hatte, und erwartete eigentlich, dass sie zumindest ein bisschen Nervosität zeigte. Aber zu meiner Überraschung zuckte sie lediglich mit den Schultern und antwortete mit einem gewissen Schalk in der

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