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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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darf.
    Das Kriegsgericht trat um elf Uhr Vormittags zur Verhandlung zusammen. Ein zahlreiches Publicum hatte die Bänke des Zuhörerraumes dicht besetzt und unter den Lautesten konnte man Freunde oder Parteigänger des Angeklagten voraussetzen.
    James und Gilbert Burbank, Mr. Stannard, seine Tochter und Mars nahmen die für die Zeugen reservirten Plätze ein, wobei ihnen sofort auffiel, daß kein einziger Entlastungszeuge zu sehen war. Es hatte den Anschein, als habe der Spanier sich überhaupt keine Mühe gegeben, Jemanden zu finden, der zu seinen Gunsten aussagte, doch blieb es ungewiß, ob er freiwillig auf jede Zeugenschaft verzichtete oder nur die Unmöglichkeit eingesehen hatte, seine Sache durch eine solche zu unterstützen. Bald sollte man das erfahren. Jedenfalls schien jedoch an dem Ausgange der Verhandlung Niemandem ein Zweifel beizukommen.
    James Burbank’s hatte sich immerhin eine Art unerklärlicher Vorahnung bemächtigt. In derselben Stadt war es ja gewesen, wo er schon einmal eine Klage gegen Texar angestrengt und wo der Spanier sich durch ein unbestreitbares Alibi der drohenden Bestrafung zu entziehen gewußt hatte. Auch im Zuhörerkreise mußte die Erinnerung daran noch wach sein, denn jene erste Verhandlung lag ja nur wenige Wochen gegen den heutigen Tag zurück.
    Durch Gerichtsdiener hereingeführt, erschien Texar sofort, als der Kriegsrath zur Sitzung zusammengetreten war. Man geleitete ihn zur Anklagebank, wo er sich, äußerlich sehr ruhig, niedersetzte. Ohne Zweifel konnte nichts und unter keinen Umständen auf seine natürliche Frechheit einen dämpfenden Einfluß üben. Seine Erscheinung bot nur ein verächtliches Lächeln gegenüber seinen Richtern, einen höchst zuversichtlichen Blick auf seine Freunde, die er im Saale erkannte, und einen solchen voll glühenden Hasses, den er James Burbank zusandte. So erwartete er den Beginn der gewöhnlichen Fragestellung seitens des Oberst Gardner.
    In Gegenwart dieses Mannes, der ihnen soviel Unheil zugefügt, konnten sich James Burbank, Gilbert und Mars kaum beherrschen.
    Die Vorfragen erfolgten gemäß den gewöhnlichen Formeln, um die Identität des Angeklagten zu constatiren.
     

    Der Spanier unter sicherer Bedeckung. (S. 286.)
     
    »Ihr Name? fragte Oberst Gardner.
    – Texar.
    – Ihr Alter?
    – Fünfunddreißig Jahre.
    – Wo wohnen Sie?
    – In Jacksonville, in der Tienda Torillo’s.
     

    »Beweisen Sie mir das!« erwiderte Texar. (S. 291.)
     
    Wie fühlten James Burbank und die Seinigen ihre Herzen schneller schlagen, als sie diese Antwort vernahmen, welche durch ihren Ton die feste Absicht des Angeklagten verrieth, auf keinen Fall seinen gewöhnlichen Aufenthaltsort kund zu geben.
    In der That beharrte Texar, trotz dringlicher Aufforderung des Vorsitzenden, dabei, keine feste Wohnung zu haben. Er stellte sich sozusagen als Nomaden dar, als Waldläufer, als Jäger in den ungeheueren Urwäldern des Landes, oder als Einsiedler in den Cypressendickichten, der sein Lager aufschlug, wo es der Zufall wollte, und der auf gut Glück von seiner Flinte und seinen Fallen und Schlingen lebte. Etwas Anderes konnte man aus seinen Aussagen nicht abnehmen
    »Nun, mag sein, antwortete Oberst Gardner; darauf kommt ja nicht allzu viel an.
    – In der That, darauf kommt gar nichts an, erklärte Texar unverschämt. Nehmen wir also, wenn es Ihnen recht ist, Herr Oberst, an, meine Wohnung befände sich jetzt im Fort Marion in Saint-Augustine, wo man mich gegen Recht und Gesetz zurückhält. – Wessen bin ich denn angeklagt, wenn es Ihnen beliebt? fügte er hinzu, als wolle er von Anfang herein die Verhandlung in seinem Sinn weiter führen.
    – Sie sind, erwiderte Oberst Gardner, nicht verhaftet worden wegen dessen, was in Jacksonville vorgefallen ist. Eine Proclamation des Commodore Dupont erklärt ausdrücklich, daß die Bundesregierung jede Einmischung verschmäht, so weit es sich um locale Revolutionen handelt, durch die an Stelle der gesetzmäßigen Behörden des Landes andere Beamte, wer sie auch sein mögen, eingesetzt worden sind. Florida ist jetzt wieder unter die Flagge des Bundes zurückgekehrt und die Regierung des Nordens wird die Reorganisation des Staates alsbald in die Hände nehmen.
    – Wenn man mich aber nicht verfolgt, weil ich die Behörden und zwar unter Zustimmung der Mehrheit der Einwohner verjagte, fragte Texar, warum bin ich dann überhaupt vor dieses Kriegsgericht gestellt worden?
    – Das will ich Ihnen sagen, da Sie sich

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