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Norddeutschland, Morddeutschland - 3 Krimis von der Küste (German Edition)

Norddeutschland, Morddeutschland - 3 Krimis von der Küste (German Edition)

Titel: Norddeutschland, Morddeutschland - 3 Krimis von der Küste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hendrik M. Bekker , Albert Baeumer , Alfred Bekker
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auch mitziehen. Sonst hat das Ganze keinen Sinn!“
    Er sagte ,Klienten‘, fiel Benecke auf, nicht ,Patienten‘. Dr.
    Benecke wusste von seiner Frau, die auch Diplompsychologin war, dass das Wort ‚Patient‘ in Fachkreisen für Menschen, die eine psychotherapeutische oder psychiatrische Behandlung aufsuchten, benutzt wurde. Im Unterschied dazu wurden Menschen, die sich wie die Manager einer psychologischen Beratung oder Unterstützung unterzogen, um ihre Lebens-oder Arbeitsqualität zu verbessern, ,Klienten‘ genannt.
    „Wie läuft so ein Seminar denn ab?“, fragte George neugierig.

„Die Teilnehmer wohnen in Gruppen zu viert, manchmal zu sechst in den Häusern. Wir treffen uns zwischenzeitlich zur Gruppenarbeit, und ich gebe dann Impulse in die Gruppen hinein. Gemeinsame Aktivitäten unter Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind, das ist der Schlüssel. Die Teilnehmer lernen, dass sie mit ihren geheimen Sorgen nicht allein sind und dass ihre Ängste auch nichts mit irgendeiner krankhaften Veränderung ihrer Psyche zu tun haben, sondern dass sie den Umständen geschuldet sind, unter denen sie Tag für Tag hart arbeiten müssen. Diese Gruppe bestand fast ausschließlich aus Führungskräften der Finanzbranche.
    Mittleres bis gehobenes Management, würde ich sagen.
    Menschen, die jeden Tag unter einem enormen Entscheidungsdruck stehen und keine Schwächen zeigen dürfen, weil man sie dann für inkompetent hält.“
    „Vier Teilnehmer wurden dann plötzlich vermisst!“, rekapitulierte Benecke. „Das ist doch richtig?“
    „Sie sind einfach nicht von einem Spaziergang zurückgekehrt.
    Das vermutete ich. Genau weiß das niemand, sie haben sich nicht abgemeldet oder so. Es gibt innerhalb des Seminars eben auch immer wieder frei gestaltbare Phasen, über die niemand Rechenschaft abzulegen braucht.“
    „Wo sind die anderen Teilnehmer?“
    „Nach Hause gefahren“, erklärte Störens und seine bisher recht kontrolliert wirkenden Gesichtszüge ließen jetzt die Maske fallen. Er sah ziemlich mitgenommen aus. „Morgen wäre der letzte Tag gewesen, aber nachdem die vier verschwunden sind, war das Seminar natürlich nicht mehr durchzuführen. Und als dann diese Geschichte mit dem geköpften Frank Schneider noch die Runde machte …“ Er winkte ab und schüttelte den Kopf. „Na ja, jetzt sitze ich hier vor einem Scherbenhaufen. Juristisch gesehen kann natürlich niemand die Kursgebühren zurückverlangen. Aber von denen, die dieses Mal hier waren, wird wohl niemand wiederkommen. Das Schlimme ist, so etwas spricht sich natürlich herum! So viele Entscheider in dieser Liga und in dieser Branche gibt es nun auch nicht, dass man da ein unerschöpfliches Reservoir anzapfen könnte! Und vor allem kennt man sich auch untereinander.“
    Er schüttelte nochmals den Kopf und machte einen wirklich besorgten Eindruck.
    Das also war es, was der Tod von Frank Schneider für ihn bedeutete. Eine schlechte Reklame für seine Seminare.
    Benecke war froh von seiner Frau zu wissen, dass die meisten Psychologen ihren Beruf mit starkem Engagement für ihre Patienten oder Klienten ausübten. Daher würden sie keineswegs berechnend und kühl auf den Tod eines ihnen anvertrauten Menschen reagieren.
    Plötzlich durchlief den Psychologen ein Ruck. Er starrte aufgeregt zum Fernseher. Dann griff er zur Fernbedienung und schaltete den Ton ein.
    Am Kap Arkona interviewte ein Lokalmoderator eine Frau mit roten Haaren, die sich ziemlich aufregte und mit den Händen herumfuchtelte. Sie schimpfte über die Finanzbranche.
     
    „Diese Frau kenne ich!“, stieß Störens hervor. „Die war hier und hat Frank Schneider mächtig zugesetzt! Meine Güte, war die hartnäckig! Das grenzte schon an Stalking!“ Das Interview – wenn man es denn so nennen wollte – war zu Ende. Der Moderator wirkte etwas hilflos und gab entnervt ins Studio zurück.
    „Die Beschreibung passt auf diese Gerlinde Grasmück, die Frau Schneider erwähnte!“, stellte George fest, dessen Gedächtnis für solche Details geradezu sprichwörtlich war.
    „Eine Frau in mittleren Jahren mit roten Haaren – wenn eine Beinahe-Namensvetterin so etwas sagt, dann höre ich immer ganz besonders genau zu.“
    „Und die hat nach Aussage von Frau Schneider doch schon vorher ihren Mann und sie bedroht …“, stellte Jensen einigermaßen überrascht fest. „Wenn diese Gerlinde Grasmück zu den angenommenen Mordzeiten hier auf der Insel war, dann ändert das alles und wir haben

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