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Nordfeuer - Kriminalroman

Nordfeuer - Kriminalroman

Titel: Nordfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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herum hatte er bei seinem Besuch der Familie
ebenso wenig wie auf der Trauerfeier ein sehr inniges Verhältnis zwischen Erk Martensen
und seinem Vater feststellen können. Die beiden hatten sich kaum miteinander unterhalten
und auf der anschließenden Feier in der Gastwirtschaft nicht einmal am selben Tisch
gesessen, soweit er sich erinnerte. Und war es nicht Fritz Martensen gewesen, der
seinem Sohn den Mund verboten hatte, als der die recht zahlreichen Männerbekanntschaften
seiner Schwester bestätigte?
    »Und Ihr Vater hat Sie auch finanziell
unterstützt?«
    »Selbstverständlich.«
Das habe sein Vater gern getan. Wenigstens eines seiner Kinder sei erfolgreich.
Katrin habe ja nicht gewusst, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte.
    »Wahrscheinlich
hätte irgendeiner ihrer Männer sie sowieso über kurz oder lang geschwängert und
sie wäre als Hausfrau und Mutter in Risum versauert.«
    Thamsen empfand
die beleidigende Aussage des Bruders als ganz schön krass. Auch in Risum-Lindholm
konnte man doch als Hausfrau und Mutter glücklich sein. Nur weil es sich nicht um
die Weltstadt Hamburg handelte und man vielleicht keinen eigenen Laden führte, musste
man ja noch lange nicht unzufrieden mit seinem Leben sein. Vielleicht war es genau
das, was seine Schwester gewollt hatte.
    Und wenn er sich hier so umschaute,
glaubte er auch nicht, dass Erk Martensen besonders viel Erfolg mit seinem Geschäft
hatte. Sie waren bereits gut eine halbe Stunde hier und in dieser Zeit hatte sich
kein einziger Kunde blicken lassen, geschweige denn, dass ein Passant auch nur Interesse
an der Auslage gezeigt oder einmal das Telefon geklingelt hatte. Konnte man mit
diesen eher ausgefallenen Sachen wirklich reich werden? Thamsen bezweifelte das.
    »Wo waren Sie denn eigentlich, als
Ihre Schwester ermordet wurde?«
    »Ich?« Erk Martensen riss die Augen
weit auf und tat überrascht, aber Thamsen hatte den Eindruck, als spiele der Mann
seine Verblüffung nur.
    »Er war hier«, schoss es plötzlich
aus dem Freund heraus, der bis dahin das Gespräch stumm verfolgt hatte. »Ich kann
das bezeugen.«

20.
     
    »Also ich weiß nicht«, spekulierte Haie, als sie wieder draußen vor
dem Laden standen und Richtung Parkhaus gingen. »Dieser Freund wirkt irgendwie komisch.
Wie der schon läuft.« Haie watschelte demonstrativ ein Stück die Straße entlang.
    »Ich habe den Eindruck, der ist
schwul«, entgegnete Thamsen. »Und vermutlich ist der in Erk Martensen verliebt und
würde dem jedes Alibi geben.«
    »Meinen Sie?« Haie hatte für so
etwas keinen Riecher. Aber dass da etwas mit den beiden nicht stimmte, war ihm auch
aufgefallen. Thamsen blieb abrupt stehen.
    »Sollen wir das nicht langsam mal
lassen? Ich meine, dieses Siezen. Immerhin ermitteln wir hier quasi zusammen in
einem Mordfall.«
    Haie grinste. Er hatte auch schon
überlegt, Thamsen das Du anzubieten, aber irgendwie hatte sich ja nie der richtige
Zeitpunkt ergeben. Eigentlich hatte er gedacht, auf der Hochzeitsfeier könne es
vielleicht klappen, aber gleich war ja besser.
    »Haie«, er streckte Thamsen die
Hand entgegen, in die der Kommissar einschlug und sie kräftig drückte. »Dirk. Anstoßen
können wir ja nachher.«
    Haie nickte begeistert.
    »Aber nun noch mal zu Erk und seinem
Freund«, lenkte Thamsen das Gespräch zum Thema zurück. »Ja, ich glaube, der Freund
ist schwul und verliebt. Außerdem klang das Alibi so, hm …«
    Ihm wollte
das richtige Wort nicht einfallen.
    »Wie aus der
Pistole geschossen«, nickte Haie. Es war ihm auch aufgefallen, dass die Aussage,
die beiden hätten an diesem Wochenende gemeinsam Inventur gemacht und Erk Martensen
sei daher das gesamte Wochenende mit Ludger Böhme zusammen gewesen, wie abgesprochen
geklungen hatte. Beide hatten dazu bestätigend genickt. Selbst ohne langjährige
Erfahrungen war Haie aufgefallen, wie unglaubwürdig das Alibi war.
    Thamsen hatte
ja sogar nachgefragt, ob der Freund dies auch unter Eid wiederholen würde und ihn
auf die Folgen eines Meineides aufmerksam gemacht, aber Ludger Böhme hatte sie mit
seinen großen blauen Augen angeschaut, als wolle er damit ausdrücken »Können diese
Augen lügen?«
    Letztendlich hatten sie die Aussage
der beiden hinnehmen müssen. Es war ja auch nur ein vager Verdacht gewesen, der
die beiden zu Erk Martensen geführt hatte. Nach wie vor waren die anderen Männerbekanntschaften
der Toten, auf die Erk Martensen auch noch einmal explizit hingewiesen hatte, natürlich
weitaus

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