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Nordmord

Titel: Nordmord Kostenlos Bücher Online Lesen
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erklärte ihnen, dass sich Herr Thamsen bei einem Einsatz befand, er aber
ebenfalls mit dem Fall vertraut sei.
    Sie lehnte es jedoch vehement ab, mit dem Kollegen zu
sprechen.
    »Dann warten wir!«
    Sie setzte sich demonstrativ auf einen der Stühle in dem Gang
und blickte sich um.
    »Meinst du, der Kommissar ist vielleicht bei Malte?«
    Tom zuckte mit den Schultern. Vorstellen konnte er sich das
eigentlich nicht. Sie hatte ja keine Anzeige erstattet, woher sollte er also
von dem gestrigen Übergriff wissen? Außerdem hielt nicht einmal sie selbst ihn
für den Mörder, wieso also sollte die Polizei das tun?
    Er schlenderte durch den Gang. Am Besucher-WC blieb er
stehen. Gleich daneben lag die Verwahrzelle.
    »Meinst du, sie fangen hier richtige Verbrecher? So wie im
›Tatort‹?«
    Er konnte sich nicht
vorstellen, dass in dieser friedlichen Kleinstadt Kriminelle ihr Unwesen
trieben. Obwohl Heikes Mörder noch frei herumlief, hatte er nicht den Eindruck,
dass es in dieser Gegend viele Verbrechen gab. Der Mord an Marlenes Freundin
stellte sicherlich eine absolute Ausnahme da. Doch der Polizist, der ihnen von
Thamsens Einsatz erzählt hatte, belehrte ihn eines Besseren. Einbrüche,
Diebstähle, Trunkenheit am Steuer, Vergewaltigungen und Körperverletzungen
seien leider auch in Niebüll beinahe an der Tagesordnung. Die Kriminalität sei
halt in der letzten Zeit stetig angestiegen, da bilde auch die ehemalige
Kreisstadt keine Ausnahme.
    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, Dirk Thamsen stürmte ins
Polizeigebäude. Als er sie sah, wehrte er sofort ab.
    »Ich habe momentan keine Zeit.«
    Er lief in sein Büro. Riss den Telefonhörer von der Gabel.
    »Ist Anne inzwischen nach Hause gekommen?«
    Seine Mutter verneinte. Knapp erzählte er, wo er überall
gewesen war, fragte, ob sie noch eine Idee hätte. Seufzend warf er den Hörer
hin und blickte zu Tom und Marlene, die inzwischen in der Tür zu seinem Büro
standen.
    »Entschuldigung, aber meine Tochter ist verschwunden.«

     
    Haie drückte
auf den schwarzen Klingelknopf. Mira Martens öffnete ihm. Im Flur sah er
mehrere Pappkartons. Es hatte den Anschein, als sei die Familie am Packen.
    »Moin, Mira, ich wollte nur mal hören, wie es Lisa geht.«
    Die Frau blickte ihn überrascht an. Seit wann interessierte
sich der Hausmeister für ihre Tochter? Sie hatte ihm zwar von Lisas Krankheit
erzählt und ab und zu, wenn sie ihn an der Schule getroffen hatte, über den
Zustand berichtet, aber dass er nun vor ihrer Haustür stand, kam ihr merkwürdig
vor.
    »Besser«, erklärte sie
deshalb nur kurz angebunden.
    »Ihr seid am Packen?«
    Haie reckte seinen Hals, um einen besseren Blick auf die
Kartons zu bekommen. Mira wurde misstrauisch. Wieso war er gekommen?
    »Ja, ist das verboten?«
    Er schüttelte seinen Kopf.
Sebastian habe ihm erzählt, die Familie würde wegen Lisa umziehen. Er wolle
sich nur vergewissern, da nicht etwas missverstanden zu haben. Nicht, dass der
Junge irgendwelche Gerüchte in die Welt setzte. Am Schluss würden die Leute im
Dorf gar denken, sie hätten etwas mit dem Mord zu tun und würden deswegen
wegziehen. Haie schmunzelte.
    Auf Miras Hals bildeten sich hektische rote Flecken. Das sei
schon richtig, was Sebastian erzählt habe. Der Arzt war der Meinung, das Klima
in Süddeutschland würde Lisa besser bekommen. Sie blickte sich geschäftig um,
wollte den Anschein erwecken, sie sei in Eile. Doch Haie ließ sich nicht
abwimmeln.
    »Aber was hat denn das Klima mit einer Nierenkrankheit zu
tun? Außerdem hat sie doch jetzt eine neue Niere.«
    Sie blickte ihn mit großen Augen an. Woher wusste er davon?
Sie fühlte sich unwohl, spürte einen eiskalten Schauer am Rücken. Ihre Nerven
lagen blank.
    »Ich wüsste nicht, was dich das angeht!«
    Ihre Stimme klang schrill. Erstaunt blickte er sie an. Da
stimmte doch etwas nicht. Er setzte gerade zu einer weiteren Frage an, doch
Mira kam ihm zuvor.
    »Verschwinde!«, zischte sie und warf die Haustür mit einem
lauten Knall zu.
    Völlig überrumpelt blickte er auf die geschlossene Tür.

     
    Dirk Thamsen hatte sie gebeten, Platz zu nehmen,
und versuchte, sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Marlene berichtete
zunächst von dem gestrigen Treffen mit Malte, doch nach den ersten Sätzen
unterbrach er sie.
    »Herr Nielsen kommt als
Mörder nicht in Betracht.«
    Obwohl sie selbst geäußert hatte, dass sie den Krankenpfleger
nicht für den Täter hielt,

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