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Nordmord

Titel: Nordmord Kostenlos Bücher Online Lesen
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verbracht.
Nach dem Übergriff auf Marlene hatte er sich nicht nach Hause getraut.
Sicherlich hatte sie die Polizei verständigt.
    Er parkte den Wagen im Zentrum der Stadt und tauchte in der
Menge unter. Wie zufällig schlenderte er immer weiter, betrachtete Schaufenster
und blickte sich dabei verstohlen um. Ob sie ihn beschatteten? Er konnte
niemanden entdecken.
    Bei der Deutschen Bank am Markt hob er seine gesamten
Ersparnisse ab. Kurz dachte er darüber nach, die Konten aufzulösen, aber das
erschien ihm doch zu auffällig.
    Durch den Schlossgang ging er in Richtung Park und bog dann
in die Straße ein, die zu seiner Wohnung führte. Aus sicherer Entfernung
beobachtete er eine Zeit lang das Geschehen vor der Häuserzeile, doch er konnte
wieder nichts Auffälliges erkennen.
    Als er sich sicher war, dass das Haus nicht überwacht wurde,
lief er schnell die Stufen zum Eingang hinauf. Mit zitternden Händen schloss er
die Tür auf.

     
    Das Geld war noch an seinem Platz. Malte warf
eilig ein paar Kleidungsstücke in eine Reisetasche, nahm den Umschlag mit dem
Geld und verließ das Haus. Auf der Straße wusste er zunächst nicht, wohin er
gehen sollte. Der Polizei war bestimmt sein Auto bekannt. Vermutlich fahndete
sie bereits nach ihm. Hätte er sich doch nur nicht darauf eingelassen. Er hatte
doch gewusst, dass die Sache illegal war. Aber so viel Geld nur für ein paar
Fahrten, da hatte er nicht ›Nein‹ sagen können. Dass sie allerdings nun Heike
umgebracht hatten, gab dem Ganzen eine völlig andere Dimension. Vor allem, weil
sie wahrscheinlich versuchen würden, ihm den Mord in die Schuhe zu schieben.

     
    Hals über Kopf hatte Dirk Thamsen sein Büro
verlassen und war zu der Schule seiner Tochter gefahren.
    Dort war sie zumindest gewesen und die Lehrerin hatte sie
nach dem Unterricht mit zwei Freundinnen vom Schulhof gehen sehen.
    »Und meine Exfrau? Haben Sie die zufällig gesehen?«
    Die Lehrerin schüttelte erstaunt ihren Kopf. Er rannte zu
seinem Wagen und raste wie ein Wilder zur Adresse seiner Exfrau.
    Das Haus wirkte verlassen. Er klingelte Sturm, hämmerte mit
den Händen gegen die Eingangstür. Nichts. Aber so schnell gab er nicht auf. Er
rannte um das Haus herum, spähte durch die Fenster, trommelte mit den Fäusten
gegen die Verandatür. Ratlos ließ er sich schließlich auf dem Mauervorsprung im
Vorgarten nieder. Wo konnte Anne nur sein? Nicht auszudenken, wenn Iris die
Kleine vor der Schule abgefangen und einfach mitgenommen hatte. Wer wusste
schon, was sie im Suff mit ihr anstellen würde? Er schloss die Augen, fuhr sich
verzweifelt mit den Fingern durchs Haar, als die Nachbarin plötzlich vor ihm
stand.
    »Ihre Exfrau ist nicht da, verreist.«
    Er erhob sich.
    »Verreist? Aber wohin?«
    Die junge Frau, die er nur
flüchtig aus der Zeit kannte, als er selbst hier gewohnt hatte, räusperte sich.
    »Na ja«, druckste sie herum, »es ging ihr ja in den letzten
Wochen nicht besonders.«
    Er nickte und wartete ungeduldig,
dass sie fortfuhr.
    »Erst seit die Kinder weg sind, ist ihr bewusst geworden,
dass es so nicht weitergehen kann, hat sie gesagt. Heute Morgen hat sie mir die
Schlüssel gebracht. Ich soll mich ums Haus kümmern. Sie wäre eine Weile fort.
Entziehungskur.«
    Das letzte Wort hatte sie beinahe geflüstert. Sie warf ihm
einen mitleidigen Blick zu.
    »Und was ist mit ihrem Freund? Wo ist der?«
    Die Nachbarin zuckte nur mit den Schultern.

     
    Er stieg in den Wagen und fuhr zu einigen Orten,
von welchen er wusste, dass Anne sie öfter besuchte. Einen Spielplatz, die
Fußgängerzone und den Rathausplatz, sogar beim Reiterhof schaute er vorbei,
aber weit und breit gab es keine Spur von ihr.
    Schließlich machte er sich auf den Weg zu ihrer Freundin.
Jedenfalls nahm er an, dass Silke Thalmayer ihre Freundin war. Seine Tochter
hatte mehrere Male von ihr erzählt.

     
    Doch auch
Silke wusste nicht genau, wo Anne war. Sie waren zwar zusammen vom Unterricht
ein Stück weit zusammen nach Hause gegangen, aber bereits auf dem Marktplatz
hatte Anne sich von ihr verabschiedet. Angeblich hatte sie etwas Dringendes zu
erledigen. Was, das hatte sie nicht erzählen wollen, obwohl die Freundin
neugierig nachgefragt hatte.
    Das sei geheim, hatte sie nur geantwortet.

     
    »Wir möchten mit Kommissar Thamsen sprechen.«
    Marlene hielt ihre Handtasche, in welcher sich die Diskette
mit Heikes Dateien befand, fest vor ihre Brust gepresst. Der Polizeibeamte

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