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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Håkan Östlundh
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dahinterstecken, die mit ihren Eltern hier im Urlaub waren.«
    »Von mir aus gern«, sagte Malin. »Ich würde mich viel besser fühlen, wenn ich wüsste, dass purer Schwachsinn dahintersteckt. Aber ich habe das Gefühl, dass es sich hier um etwas anderes dreht. Etwas viel Schlimmeres.«

7
     
    Durchs Küchenfenster sah Malin die beiden Polizisten zum Auto gehen. Einen Augenblick lang kam sie sich lächerlich vor. War es wirklich so einfach? Handelte es sich tatsächlich um einen makabren Scherz? Hatten sich da ein paar Jugendliche gegenseitig dazu angestachelt, eine Grenze zu überschreiten?
    Nein. Sie waren bedroht worden. Sie waren von einem vierwöchigen Urlaub zurückgekehrt und hatten ein Familienporträt mit ausgestochenen Augen vorgefunden. Niemand konnte ihr einen Vorwurf machen, weil sie unbedingt herausfinden wollte, wer das getan hatte. Sie wohnten einsam und abgelegen. Von der Zivilisation trennte sie eine langsam tuckernde Autofähre.
    In Stockholm wäre es ihr leichter gefallen, mit den Achseln zu zucken und die Sache auf ein paar Jugendliche zu schieben, die es nicht besser wussten. Wenn sie in einem Haus voller Nachbarn mit Augen und Ohren wohnen würden. Und die nächste Polizeistation nur wenige Minuten entfernt wäre.
    Hinter sich spürte sie Henrik. Er legte ihr die Hände auf die Schultern und zog sie an sich. Sie ließ sich in seine zarte Umarmung fallen, und da kam ihr plötzlich ein anderes Bild in den Kopf, ein anderes Familienporträt: sie und Henrik voller Stolz vor dem neuen Studio. Das Blitzgerät des Fotografen auf einem Stativ war demonstrativ auch mit im Bild.
    »Glaubst du, es hat etwas mit dem Artikel zu tun?«
    »Die ganze Sache?«, fragte Henrik.
    »Ja.«
    Im Frühsommer hatte sie ein Reporter von Gotlands Allehanda interviewt: die neuen Unternehmer auf Fårö, die Fotografen und Models aus der ganzen Welt anlocken würden. Der Artikel wurde veröffentlicht, während sie auf dem Festland waren. Nicht nur das Foto, das vor dem Studio aufgenommen worden war, illustrierte den Text, sondern auch das Bild von Henrik mit den Models und der Elvis-Kopie.
    »Vielleicht fühlte sich jemand dadurch provoziert«, meinte Malin. »Jemand, dem dabei Sünde und nackte Mädchen in den Sinn gekommen sind.«
    Henrik verzog das Gesicht, als wäre sie vollkommen auf dem Holzweg.
    »Jetzt mal im Ernst«, fuhr sie mit einer gewissen Schärfe fort, »denk doch mal an die Leute, die zwischen den Raukarsteinen in Ljugarn Macbeth aufgeführt haben. Irgendein Verrückter hat während der Premiere das Stromkabel mit einer Axt durchtrennt. Hintergrund war ein Pornodreh, der vor ewigen Zeiten an der gleichen Stelle stattgefunden hat.«
    Wieder musste Henrik lachen. »Davon habe ich noch nie gehört.«
    »Es ist aber wahr. Ich kenne sogar jemanden, der dabei war.«
    »Mit einer Axt?«
    »Das ist nicht lustig.«
    Allmählich wurde sie ärgerlich.
    »Na gut.« Henrik wurde ernst. »In einem Naturschutzgebiet herumzurennen und zu Hause auf seinem eigenen Grundstück tätig zu sein ist aber trotzdem nicht das Gleiche.«
    »Stimmt, aber man kann auch nicht einen Pornofilm mit Macbeth in denselben Topf werfen. Wer weiß, was die Leute sich ausmalen, wenn sie hören, dass Fotomodels hierherkommen.«
    Henrik seufzte.
    »Oder?«, fragte Malin.
    »Keine Ahnung.«
    »Ich werde es der Polizei auf jeden Fall erzählen. Was dagegen?«
    »Nein, gar nicht. Du solltest das unbedingt tun.«
    Malin sah, wie die beiden Polizisten davonfuhren. »Ich werde sie anrufen.«
    Henriks Finger glitten zu ihren Brüsten hinunter. Rasch breitete sich die Wärme seiner Hände in ihrem ganzen Körper aus.
    »Ich muss zu einem Auftrag nach Barcelona.« Er schob eine Hand unter ihren Pullover.
    »Was? Und wie lange?«
    »Zwei Arbeitstage plus Hin- und Rückflug, ich werde also drei Nächte weg sein.«
    Die Wärme in Malins Körper verflog.
    »Wann ist das?«
    Sie bemühte sich, einen gelassenen Eindruck zu machen, und obwohl sie sich nun vollkommen leer und verlassen fühlte, gelang ihr das auch.
    »Am 30.«
    »Wie bitte? Das ist ja schon am Sonntag!«
    Henrik ließ seine Hand spielerisch auf ihren Hosenbund zuwandern, aber Malins Lust war verflogen. Sie konnte an nichts anderes mehr denken, als dass sie drei Nächte allein im Haus verbringen würde. Vorsichtig wand sie sich aus seinen Armen.
    »Wir brauchen das Geld«, sagte er. »Außerdem kann ich diesem Kunden nicht absagen.«
    »Ich weiß.«
    Er musste ihr das nicht erklären. Sie wusste,
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