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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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meinte er, unter dem Sofa im Wohnzimmer ein gelbes Augenpaar leuchten zu sehen.
    »Was haben Sie heute zwischen halb zwölf und halb eins gemacht?«, fragte er.
    »Ich war hier.« Stina betonte den Satz, als wäre Fredrik ein wenig schwer von Begriff.
    »Und haben was gemacht?«
    »Gelesen.«
    Sie zeigte auf einen Berg von Tageszeitungen und Zeitschriften. Mitten auf dem Stapel lag ein aufgeschlagenes Buch. Fredrik hatte an mehreren Stellen in der Wohnung Zeitungen und Bücher entdeckt.
    »Haben Sie etwas Besonderes gelesen?«
    »Nein. Nur Gotlands Allehanda, und dann habe ich in ein paar Zeitschriften geblättert. Ich habe lange geschlafen.«
    »Aha. Bis wann denn?«
    »Halb zehn.«
    »Und Sie haben hier am Tisch gesessen?«, fragte er. »Zwischen halb zwölf und halb eins, meine ich.«
    »Ja«, antwortete Stina. Sie sah mit jeder Frage verwirrter aus.
    »Gibt es hier im Haus oder in der Umgebung Nachbarn, die das bestätigen können? Hat Sie jemand gesehen?«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Stina, »aber Sie können die Leute ja trotzdem fragen. Können Sie mir jetzt sagen, worum es eigentlich geht?«
    »Das sind Routinefragen«, schaltete sich Sara Oskarsson ein. »Wir haben mehrere Personen hier in der Gegend befragt.«
    »Ah ja.«
    Stina Hansson wirkte nicht überzeugt.
    »Kennen Sie Henrik Kjellander?«, fragte Sara.
    Stina schwieg eine Weile. Sie lehnte sich zurück.
    »Ja«, antwortete sie dann zögerlich. »Ich habe ihn mal gekannt. Wir sind hier in Fårösund auf dieselbe Schule gegangen. Und ein Jahr auf die Säve.«
    »Stimmt es, dass Sie eine Beziehung hatten?«, fragte Sara, als Stina nicht weitersprach.
    Stina musste lachen.
    »Mein Gott«, seufzte sie. »Ja, das hatten wir. Aber das ist Ewigkeiten her. Ich war neunzehn oder zwanzig und gerade erst nach Stockholm gezogen.«
    Der erste Eindruck, den er von der gesunden jungen Frau gehabt hatte, hatte sich ein wenig verändert, nachdem Fredrik ihr nun eine Weile gegenübergesessen hatte. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, das Stina Hansson nicht oft vor die Tür ging oder sich zumindest gerne zurückzog. Er war nicht sicher, ob dieser Gedanke von ihrer trockenen Haut, den Bücherstapeln, dem Katzengeruch, den vollständigen Serienstaffeln von Friends im Bücherregal oder etwas anderem herrührte.
    »Haben Sie zusammen gewohnt?«, setzte Sara die Befragung fort.
    »Ja, aber nur ein paar Monate. Vor allem aus praktischen Gründen. Ich hatte eine Zeit lang keine Unterkunft.«
    »Wie lange dauerte Ihre Beziehung?«
    »Ungefähr ein Jahr.«
    »Wer hat sie beendet?«
    »Das war er. Henrik.«
    Aus ihrem Mund klang der Name so vertraut, als spräche sie von einer nahestehenden Person, dachte Fredrik.
    »Haben Sie bei ihm gewohnt?«, fragte Sara.
    »Ja, aber dann habe ich ein Zimmer im Studentenwohnheim bekommen. Manchmal frage ich mich, ob er mit dem Schlussmachen gewartet hat, bis ich ein eigenes Zuhause hatte. Um mir einen Gefallen zu tun.«
    Stina lachte leise und sah Sara direkt und ungerührt an. »Interessieren Sie sich wirklich für die Beziehung, die ich vor fünfzehn Jahren mit Henrik Kjellander hatte?«
    Manchmal frage ich mich wirklich, dachte Fredrik.
    Sie hörten die Fähre ablegen. Das metallene Knirschen der Klappe, die Dieselmotoren, die auf Hochtouren kamen. Es war halb sechs.
    »Wir interessieren uns für Henrik Kjellander und alles, was seine Person betriff«, sagte Fredrik. »Er wird keines Vergehens verdächtigt, aber aus verschiedenen Gründen, auf die ich hier nicht näher eingehen kann, könnte jede Information von Bedeutung sein.«
    Stina sah ihn mit offenem Mund an. »Damit muss ich mich wohl zufriedengeben«, sagte sie.
    »Vorläufig ja.«
    Wahrscheinlich würde es nicht lange dauern, bis der Dorfklatsch auch bis zu ihr durchdrang, oder sie würde von dem Fall in der Zeitung lesen.
    Sara fragte Stina Hansson weiter hartnäckig zu ihrer Beziehung mit Henrik aus. Wie sie aus dem Telefonat mit ihm wussten, war ihr die Trennung ziemlich an die Nieren gegangen.
    »Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es nichts mit mir als Person zu tun hatte.« Stina Hansson rieb sich die Wange. »Ich passte nicht in sein Leben, weil ich aus Fårösund stamme.«
    »Aber Henrik ist doch auch von hier.«
    »Genau«, Stina grinste schief, »aber er wollte weg von hier. Nicht nur von Fårösund und Gotland. Er wollte ein anderer Mensch werden: ein erfolgreicher Fotograf, jemand, der sich mühelos in der großen weiten Welt bewegt und mit wichtigen

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