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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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dir gehorchen muss. Jeder hat doch einen, nicht? Mein Schatten heißt Leonarda, sie war dreizehn, wie ich jetzt, als sie gebissen wurde. Das war vor fünf Jahren. Seitdem dient sie nur mir.«
    Alisa sah zu dem grau gewandeten Mädchen hinüber, das sich mit gesenktem Kopf an die Wand drückte. »Weißt du, bei uns ist das ein wenig anders«, begann sie vorsichtig. »Marieke und Hindrik sind Servienten und sie sind als Begleitung mit uns hergekommen, aber ich fürchte, es ist eher so, dass wir tun müssen, was sie sagen. Sie sollen schließlich für unsere Sicherheit sorgen. Sie haben ja schon viel mehr Erfahrung als wir.«
    Chiara riss die Augen auf und schüttelte fassungslos den Kopf. »Das ist ja wirklich seltsam. Habt ihr keine Angst, sie könnten die Herrschaft an sich reißen, wenn ihr ihnen so viele Freiheiten lasst?«
    Alisa hob die Schultern. »Warum sollten sie? Wir leben alle zusammen und Dame Elina ist uns ein weises Oberhaupt.«
    In diesem Moment trat eine streng aussehende Vampirin in die Kammer, die ein Mädchen vor sich herschob, das sie als Joanne vom Clan der Pyras aus Paris vorstellte. Joanne war ein kräftiges Mädchen mit einem breiten Gesicht. Ihre dunklen Haare trug sie zu zwei unordentlichen Zöpfen geflochten. Die Kleider waren aus grobem Stoff und an mehreren Stellen geflickt. Als sie die anderen angrinste, enthüllte sie zwei Zahnlücken.
    »Der Tag naht. Eure Särge warten«, sagte die Vampirin und rückte mit einem kräftigen Stoß eine der Steinplatten zur Seite. Sie winkte Joanne, die mit einem einzigen Satz hineinsprang, sich auf den Rücken legte und die Hände vor der Brust verschränkte. Dann wurde der Deckel geschlossen. Die zierliche Leonarda hatte bereits Chiaras Schlafstatt geöffnet. Marieke half Alisa in den Sarg neben Chiaras.
    »Ich will aber lieber in meine Kiste«, protestierte sie. »Hier kann ich nicht raus, wenn ich es will, sondern muss darauf warten, dass mir jemand den Deckel öffnet!«
    »Vielleicht ist das ja im Sinne des Erfinders«, erwiderte Marieke und schob den Deckel zu. »Nur Geduld, ihr jungen Vampire werdet schnell an Kraft gewinnen, und schon bald ist so eine Steinplatte kein Hindernis mehr für euch.«
    »Nun ruht Kinder. Wir sehen uns heute Abend. Oh ja, wir werden viel miteinander zu tun haben!«, sagte die strenge Dame, dann entfernten sich ihre Schritte, die Tür schlug zu, und Stille senkte sich über die Kammer.
     

EINE KLEINE VORSTELLUNG
    Alisa wartete schon ungeduldig, als Marieke am Abend endlich den Deckel zur Seite schob. Sie war so zappelig, dass die Servientin sie dreimal ermahnen musste, stillzuhalten, ehe es ihr gelang, Alisa die Haare zu flechten und aufzustecken. Sie bürstete ihr noch das Kleid aus und schüttelte die Falten des Rockes auf, ehe sie ihrem Schützling erlaubte, in den Saal mit der goldenen Decke zu gehen, wo sich die jungen Vampire bereits zum Blutmahl versammelten. Inzwischen hatte Leonarda auch Chiaras Toilette beendet, während sich Joanne nicht die Mühe machte, ihre Zöpfe frisch zu flechten. Gemeinsam gingen sie los. Tammo und Sören waren schon da, als sie mit den beiden anderen eintrat. Der vierte Sarg in ihrer Kammer war auch am Abend leer gewesen. Doch im Saal sahen sie noch vier weitere junge Vampirinnen. Chiara beugte sich zu ihr herüber.
    »Die beiden Rotblonden sind Ireen und Rowena aus London. Ich kann nichts über sie sagen. Wir haben bisher kaum mehr als drei Worte gewechselt.«
    »Und der große Junge neben ihnen?«, wollte Alisa sogleich wissen. Er gefiel ihr. Er war wohlproportioniert und seine Bewegungen wirkten ruhig und überlegt. Das blonde Haar schimmerte ein wenig kupfern im Lampenschein. Die Züge waren edel und fast schon männlich. Er musste mindestens drei Jahre älter sein als sie.
    »Das ist Malcolm«, sagte Chiara. »Er ist sechzehn und wird uns wahrscheinlich keines Blickes würdigen!« Alisa musste ihr im Stillen recht geben. Sie wollte noch etwas zu den Londonern fragen, aber Chiara deutete auf zwei andere Schülerinnen und fuhr mit ihren Erklärungen fort.
    »Schaut euch diese beiden dunklen Schönheiten aus Wien an! Sie sehen unvergleichlich aus, doch sie sind Dämonen der übelsten Sorte. Seid gewarnt! Ich habe zwar auch mit ihnen noch nicht viel zu tun gehabt, aber das Wenige hat gereicht, dass ich dafür gesorgt habe, die Kammer nicht mit ihnen teilen zu müssen. Ich glaube, die Kleine heißt Marie Luise und die Ältere Anna Christina.«
    »Die Jüngere ist wirklich

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