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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Steig noch nicht kannte, »dass eine Bäuerin in diesem Kaff dort oben vermutlich unseren Mann gesehen hat.«
    »Ach?«, staunte Stock. »Wieso sagt mir denn das keiner?« Er mimte den Beleidigten.
    Der Chefermittler ging nicht darauf ein, sondern fuhr fort: »Der Unbekannte soll dort oben am Hangwald aufgetaucht und kurz zur Straße gegangen sein.«
    »Und was hat er dann getan?«, fragte Stock.
    »Ab in den Wald, sagt die Frau.«
    Maggy sah den Pressesprecher charmant von der Seite an: »Wir schließen daraus, dass er sich am Ortsschild orientieren wollte.«
    Stock überspielte seine kurze Ratlosigkeit. »Das ist mir schon klar. Dann können wir davon ausgehen, dass er keine Ortskenntnis besitzt.«
    Schmittke lächelte. »Ist ja keine Schande. Wer um Gottes willen kennt schon Hofstett am Steig?«
    Stock konterte: »Morgen ist es für die Medien der Nabel der Welt.«
    Noch ehe jemand aus der Runde etwas sagen konnte, erschien an der offen stehenden Bürotür eine junge Kollegin, die im Rahmen ihrer Ausbildung zur Kriminalpolizei abgeordnet war. »Entschuldigung«, meldete sich der Blondschopf zaghaft zu Wort. Die Köpfe drehten sich zu ihr. »Ich soll Ihnen sagen«, fuhr sie fort, »wir haben einige Telefonnummern vom Notizblock des Getöteten angerufen.« Es schien so, als warte sie darauf, die Antwort geben zu dürfen.
    »Und?«, sah Häberle sie auffordernd an.
    »Es sind alles Ärzte oder Apotheker. Zumindest die, die wir bisher gecheckt haben.«
    Staunendes Schweigen. Die junge Polizistin sah verunsichert von einem zum anderen.
    »Ach«, entfuhr es Schmittke, der diesen Anflug von Emotion auch schon wieder bereute.
    »Ja«, nickte die junge Frau eifrig und war sich der Bedeutung ihrer Botschaft offenbar bewusst. »Alle aus dem Raum Ulm, Stuttgart, Heilbronn und Mannheim.«
    Häberle sah sofort eine Gelegenheit für weitere Recherchen: »Auch jemand aus unserer Gegend?«
    »Auch das. Ein Hautarzt und ein Apotheker.« Der Polizistin war klar gewesen, dass sie zuerst danach gefragt werden würde.
    »Dann gucken wir uns die Herrschaften doch mal an«, schlug Häberle vor und blickte auffordernd zu Linkohr hinüber. »Vielleicht haben die heute Besuch erwartet – könnte doch sein?«
    »Nun«, lächelte ihm Maggy zu, »der ICE wär’ ja wohl an Geislingen vorbeigerauscht. Gelegenheit zum Aussteigen hätte es im Normalfall nicht gegeben.«
    Häberle wollte nicht widersprechen, bemerkte jedoch, dass die junge Polizistin noch etwas parat hatte, weshalb er sie mit einer Geste ermunterte, alles zu sagen.
    »Da ist noch was«, erklärte sie verunsichert, »eine der Telefonnummern ist eine ausländische.«
    »So?«, zeigte sich Maggy interessiert.
    »Ja, wir haben die Vorwahl überprüft.«
    Häberle lächelte. »Und wozu gehört sie?«
    »China«, antwortet die Frau und sah erwartungsvoll in die Runde. »China«, wiederholte sie, »und die Stadtvorwahl von Peking.«
    Jetzt konnte sich Linkohr nicht mehr zurückhalten: »Da haut’s dir ’s Blech weg.«

7
    Sylvia Ringeltaube hatte den teuren Mercedes wieder in der Tiefgarage des Unternehmens auf dem Chefparkplatz abgestellt und war mit dem als Geschenk verpackten Weinkistchen im Aufzug hochgefahren. Als sie ihr Büro betrat, stand die schallgedämmte Tür zu Konstantin Rieders Residenz offen. Er kam mit finstrer Miene auf seine Sekretärin zu, die davon unbeeindruckt die Plastiktasche mit dem Eingekauften mit einem kühlen »Hallo« auf einen flachen Aktenschrank stellte. Rieder blieb vor ihrem Schreibtisch stehen.
    »Hat sich eigentlich Horschak noch gemeldet?«
    Sylvia zog ihre blaue Jacke aus und warf sie über die Stuhllehne. »Nein«, gab sie zurück. »Hätte er das tun sollen?«
    Rieder, dessen weißes Hemd unter den Achseln kleine Schwitzflecken aufwies, sah ihr für einen Moment in die Augen. Sie hielt aber seinem Blick stand und setzte sich.
    »Hat’s mit dem Wein geklappt?«, wechselte er sofort das Thema.
    »Ja, natürlich. Hier ist die Quittung.« Sie zog das Stück Papier aus der Handtasche und reichte es ihm. Er ging wortlos in sein Büro zurück und drückte die Tür ungewöhnlich zaghaft ins Schloss.
    Sylvia wandte sich ihrem Computer zu, klickte den Internetexplorer an und las die neuesten Nachrichten des Südwestrundfunks. Sie fand sofort, was sie suchte, hielt aber den Mauszeiger auf dem roten Feld mit dem weißen X rechts oben, um die Seite sofort wegklicken zu können, falls Rieder wieder zurückkam. ›Mord im ICE‹, lautete die Überschrift.

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