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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Kopf eine entsprechende Bewegung in die genannte Richtung. »Und dann isch er zur Stroß vor.«
    Die Beamten drehten sich um und sahen zur Rückseite des gelben Ortsschildes hinüber.
    »Und dann?«, hakte einer von ihnen nach.
    »Er isch nur ein kurzes Stück zur Stroß rüber und dann glei wieder zum Wald.«
    Damit schien alles gesagt zu sein.
    »Wohin ist er dann?«, wollte der zweite Beamte wissen.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Woher soll ich des wissa? Er isch in Wald nei. Mehr weiß i net.«
    »Und wie hat er ausgesehen?«
    Sie zuckte wieder mit den Schultern, sodass ihre dunkelblaue und zu groß geratene Kittelschürze von oben bis unten flatterte. »Ich hab ihn doch net aus d’r Nähe g’seh. Aber er war net so anzoga wie a Wanderer.«
    Die beiden Beamten sahen sich zufrieden an und nickten der Frau aufmunternd zu. »Danke, Sie haben uns sehr geholfen.«
     
    Die Vernehmung der ICE-Passagiere dauerte bis zur Mittagszeit und erbrachte keine neuen Erkenntnisse. Viele Reisende waren bereits mit nachfolgenden Zügen weitergefahren.
    Den Erschossenen hatte der örtliche Leichenbestatter zur Gerichtsmedizin nach Ulm gebracht. Und Häberle entschied nach Rücksprache mit seiner Chefin, eine Sonderkommission einzurichten. Obwohl Geislingen offenbar nur zufällig die Tatortgemeinde war, sollten die Ermittlungsfäden zunächst hier zusammenlaufen. Möglicherweise, so Häberles erste Einschätzung, hatte die Straftat in Ulm ihren Anfang genommen. Denn dort war laut Ticket zumindest der Getötete in den ICE gestiegen.
    Noch während in den Lehrsaal des Polizeireviers Tische und Stühle geschafft und Computer vernetzt wurden, beratschlagten Häberle, sein junger Assistent Mike Linkohr und die inzwischen herbeigeeilte Chefin Manuela Maller, genannt Maggy, im Büro des Geislinger Außenstellenleiters Rudolf Schmittke das weitere Vorgehen. Auch Pressesprecher Uli Stock war mitgekommen, um sich über den Stand der Ermittlungen informieren zu lassen.
    »Die Journalisten aus der ganzen Region sind im Anmarsch«, gab er zu bedenken, um auf die Bedeutung der Pressestelle hinzuweisen. Er zündete nervös eine Zigarette an. Zuletzt hatte es in dieser Kleinstadt einen ähnlichen Auflauf gegeben, als dort kurz vor der Fußballweltmeisterschaft der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann entführt worden war. Aber daran wollte Stock jetzt lieber nicht denken.
    Für Manuela Mallers inzwischen pensionierten Vorgänger hätte der Hinweis auf Kameras und Mikrofone großen Stress bedeutet. Sie aber schien es gelassen zur Kenntnis zu nehmen.
    »Beraumen Sie für den Spätnachmittag eine Pressekonferenz an«, wandte sie sich an Stock, der dies mit einem tiefen Seufzer quittierte. Es war ja nichts anderes zu erwarten gewesen. Er würde die Medienvertreter über den üblichen E-Mail-Verteiler einladen und für sie eine Pressemitteilung formulieren müssen. Wie üblich, in dürren Worten und abgesegnet vom übermächtigen Staatsanwalt in Ulm.
    Häberle hatte sich einen Stuhl an Schmittkes Schreibtisch herangezogen.
    »Es gibt einige interessante Ansatzpunkte«, fasste er die Erkenntnisse der vergangenen beiden Stunden zusammen, während seine Zuhörer auf unterschiedlich hohen und wenig bequemen Stühlen um ihn versammelt saßen. »Unser Toter hatte keinerlei Papiere bei sich, was mir ziemlich ungewöhnlich erscheint. Das Einzige, was wir haben, ist ein Schlüsselbund, eine Parkkarte fürs Parkhaus ›Deutschhaus‹ in Ulm, sein Ticket und sein Handy, das allerdings abgeschaltet war. Deshalb dauert es noch eine Zeit lang, bis die Computerspezialisten das Passwort geknackt haben. Dann aber wissen wir ziemlich bald seine Nummer und auf wen sie registriert ist.« Er schaute in die Gesichter der aufmerksam lauschenden Kollegen.
    »Er muss aber nicht zwangsläufig der Registrierte sein«, wandte Schmittke auf seine übliche distanzierte Art ein.
    Manuela Maller nickte. »Überhaupt erscheint es mir ungewöhnlich, dass einer, der durch die halbe Republik reisen will, nichts dabei hat. Keine Papiere, keine Akten.«
    Linkohr nickte ebenfalls zustimmend.
    »So ist es«, stellte Häberle fest. »Oder der Täter hat alles mitgenommen.«
    Linkohr gab zu bedenken: »Keiner der Zeugen hat jedenfalls bei dem Mann, der aus dem Zug geflüchtet ist, einen Aktenkoffer oder etwas Ähnliches gesehen. Nur sein heller Sommermantel ist aufgefallen.«
    »Dazu sei noch erwähnt«, fuhr Häberle fort und sah zu Stock, der die neuesten Meldungen aus Hofstett am

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