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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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aufgewuchtet und dabei den Schließmechanismus aus dem Leder gerissen.
    »Na, also«, meinte der Chefermittler und nickte dem Uniformierten zu. »Immerhin etwas.« Er hob den völlig deformierten Deckel des Aktenkoffers an. Was sich den beiden Polizisten darbot, kommentierte Häberle nur mit einem kurzen »Oh«.
     
    Konstantin Rieder versuchte, trotz der Hitze Haltung zu bewahren. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn.
    »Der Mercedes«, wiederholte er einen Teil von Linkohrs Frage. »Auf meine Firma sind mehrere Fahrzeuge dieses Typs zugelassen. Ich versteh Ihre Frage nicht.«
    Der Jungkriminalist holte ein Papier aus seiner Jackentasche und las das Kennzeichen vor.
    Rieder schluckte und brauchte nach Linkohrs Gefühl ein paar Sekundenbruchteile zu lang, um eine Antwort zu finden.
    »Was soll mit dem Wagen sein?«, fragte er schließlich. Linkohr vermutete, sein Gegenüber wollte Zeit gewinnen.
    »Genau das wollte ich Sie fragen, Herr Rieder. Können Sie uns sagen, wo sich der Wagen befindet?« Linkohr blickte in unsichere Augen.
    Rieder verzog sein Gesicht zu einem gekünstelten Lächeln. »Verzeihen Sie mir, aber ich bin nicht darüber unterrichtet, wo sich unsere Firmenfahrzeuge gegenwärtig befinden.«
    »Wer kann über diesen Wagen verfügen?«
    »Es ist ein Direktionsfahrzeug, wenn Sie so wollen. Für die Abteilungsleiter. Aber vielleicht erklären Sie mir mal, weshalb Sie das interessiert.«
    Der junge Kripobeamte umging die Antwort erneut, wohl wissend, dass dies die Forderung nach einem Anwalt auslösen würde. »Es muss sich aber doch feststellen lassen, ob der Wagen hier irgendwo auf dem Hof steht.«
    »Ja …« Rieder suchte nach einer Erklärung. »Natürlich muss sich das feststellen lassen. Die Disposition …«
    »Wenn es aber ein Direktionsfahrzeug ist, wie Sie sagen – dann müssten Sie es doch auch wissen.«
    Jetzt war der Punkt erreicht. Rieder holte tief Luft. »Nun hören Sie mal zu, Herr Linkohr. Wenn Sie nun damit anfangen, mich in irgendetwas hineinziehen zu wollen, dann bestehe ich darauf, dass dies nur in Gegenwart meines Anwalts geschieht. Was ist mit diesem Wagen passiert?«
    Linkohr zögerte. Nun musste er behutsam vorgehen, um noch ein paar Fragen nachschieben zu können. »Wir wollen Sie in nichts hineinziehen«, beschwichtigte er, »sondern Sie möglichst vor weiteren Unannehmlichkeiten bewahren, um Ihre Zeit nicht zu strapazieren.«
    Rieders Blick blieb finster. Er dachte nach. »Sie meinen diesen C-Klasse-Mercedes«, lenkte er ein und zeigte wieder ein gezwungenes Lächeln. »Das ist der Wagen, der immer unten steht und der schnell mal von diesem und jenem benutzt werden kann – um ehrlich zu sein. So richtig Buch geführt wird da darüber nicht. Wenn aber etwas mit ihm geschehen ist, wird sich dies feststellen lassen.«
    Linkohr überlegte, wie die plötzliche Offenheit zu werten war. »Das heißt«, knüpfte er an Rieders Schilderung an, »dann kann ihn jeder aus der Chefetage nehmen, wie er ihn braucht?«
    Rieder nickte. »Aber jetzt sagen Sie mir doch endlich, worauf Sie hinauswollen.« Er war kurz davor, die Beherrschung zu verlieren.
    »Und der Schlüssel? Wo ist der normalerweise deponiert?«
    »Draußen bei meiner Sekretärin in einem Körbchen«, erwiderte der Manager schnippisch.
    »Und – liegt er denn da?«
    Rieder zuckte mit den Schultern, während Linkohr sofort an die große Frau mit den dunklen Strähnen im blonden Haar denken musste.
    »Keine Ahnung. Aber das können wir gleich klären, wenn das für Sie so wichtig ist.« Er stand auf und öffnete die Tür zum Vorzimmer, worauf Linkohr die Blondine erspähte. »Frau Nuding, schauen Sie doch bitte mal, ob der Schlüssel für den Mercedes da ist.«
    »Tut mir leid, Herr Rieder. Er ist nicht da.«
    »Wissen Sie zufällig, wer damit unterwegs ist?«
    »Bedaure«, antwortete die Blondine und erschien wieder in Linkohrs Blickfeld. »Aber Frau Ringeltaube hat nichts hinterlassen.«
    »Danke«, sagte Rieder, kam wieder in sein Büro zurück, schloss die Tür und wandte sich an Linkohr. »Sie haben es gehört. Aber jetzt bestehe ich darauf, dass Sie mir sagen, was mit dem Fahrzeug los ist.«
    Der junge Kriminalist war für einen Moment abwesend. Irgendetwas hatte in seinem Kopf Alarm geschlagen. Er wusste nur noch nicht so recht, was es war.

18
    In Peking war es bereits kurz nach 21 Uhr. Trotzdem war es brütend heiß. Doch bei Einbruch der Dunkelheit war die gelb-bräunliche Luftschicht nicht mehr zu sehen, die wie

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