Notizen aus Homs (German Edition)
Arbeiter der Firma Mandarin (Pepsi) auszutauschen, die von den schabbiha um den 16. November herum gefangen genommen wurden. Sie wurden an einer mukhabarat -Straßensperre verhaftet, dann wurden die schabbiha angerufen, damit sie sie mitnehmen. Fünf Tage später hat die FSA die fünf entführt, und zwei Tage später haben sie einen Austausch ausgehandelt.
Von den beiden Frauen war eine Alawitin und eine Ismailitin. Die eine war die Frau, die andere die Schwester eines Offiziers. Die drei jungen Männer waren ebenfalls Alawiten, zwei schabbiha und ein Bordellbesitzer, behaupten sie.
Muhannad glaubt, dass angesichts der verstärkten Repression ein religiöser Konflikt wahrscheinlicher wird. »Die Tatsache, dass die alawitische Gemeinschaft das Regime uneingeschränkt unterstützt, kann zu einer konfessionellen Konfrontation führen. Aber diese Frage müssen die religiösen Verantwortlichen, die Scheichs, beantworten.
Uns ist klar, dass das Regime die Karte der konfessionellen Konfrontation ausspielt. Wenn aber das Regime stürzt, werden seine Methoden verschwinden. Es wird keine Repressalien geben. Die, die mitgemacht haben, werden angeklagt. Das betrifft die alawitische Gemeinschaft ebenso wie alle anderen Bürger Syriens. Jedenfalls kann man sie nicht auslöschen. Sie gehören zur syrischen Gesellschaft wie wir.
Ich weiß, wie die Menschen in der sunnitischen Gemeinschaft denken. Wir denken nicht so konfessionell.«
Wir lassen uns die Organisation des Viertels erklären. Es gibt drei Strukturen:
Der madschlis askari (Militärrat): 24 Mitglieder, davon 3 Zivilisten und 21 Militärs.
Der madschlis schura (Zivilrat oder Konsultativrat), der sich mit Fragen der Justiz, der humanitären Versorgung der Zivilisten und auch der Versorgung der FSA beschäftigt: 14 Mitglieder, davon 7 Zivilisten und 7 Militärs.
Die tansiqijat (örtliche Koordinierungskomitees): organisieren die Demonstrationen. Der maktab al-iilami (Informationsbüro) ist eines dieser Komitees.
Muhannad bestätigt, dass Abderrazzaq Tlass nicht der Kommandant der katiba ist. Er will den Namen des wahren Kommandanten nicht nennen. Abderrazzaq Tlass ist Mitglied des Militärrats, aber einige Mitglieder haben höhere Ränge als er, wie der naqib , den wir auf der Demonstration gesehen haben (er ist vor zwei Monaten desertiert).
Es gibt im Militärrat einen Koordinator – sein Name ist geheim –, der die Verbindung zu den tansiqijat sicherstellt und als Bindeglied zwischen dem Militärrat, den tansiqijat und dem Syrischen Nationalrat fungiert. Er ist es auch, der den Kontakt zu Riad al-Assaad hält.
Riad al-Assaad gibt Befehle zum generellen Kurs sowie Waffen und Geld. Sie erkennen seine Autorität an.
Der Militärrat stimmt mit der Sichtweise und den politischen Zielen des Syrischen Nationalrats überein. Er ist der Ansicht, dass der Nationalrat das revolutionäre Volk repräsentiert, und akzeptiert seine Autorität. Wenn sich eine Übergangsregierung bildet, wird er sich ihrer Autorität unterordnen.
Eintreffen eines alten Herrn im Anzug, sehr elegant, ein ehemaliger Offizier im Ruhestand, der anfängt, die Präzisionsgewehre in Anschlag zu bringen und Ratschläge zu erteilen. Dann große Diskussion unter den Männern, Hassan, Imad, dem Alten, Abu Dschauud, Abu Assad, ohne die Jungen. Am Ende holen Abu Dschauud und der Alte Geldscheine heraus, ein großes Bündel Syrischer Lira, und geben einen Teil davon Hassan, »für die Jungen«, wenn ich richtig verstanden habe. Hassan versucht abzulehnen, Diskussion, schließlich bleibt das Geld unter einem Aschenbecher liegen. Dann trennen sich alle, und wir gehen zu Dr. Ali, Internetzugang suchen.
*
Wir kommen in ein Zimmer voller Aktivisten, jeder arbeitet an einem Laptop auf Facebook oder woanders. Es sind Alusch, der die Demonstrationen organisiert, und Freunde. Sie machen eine Wasserpfeife fertig. Die Internetverbindung ist sehr langsam, aber safe , geschützt von Tor. Mein USB-Stick hat sich jedoch bei Abderrazzaq Tlass einen komplizierten Virus eingefangen. Unmöglich, ihn loszuwerden. »Ich habe ihn mir bei al-Dschaisch al-hurr , der freien Armee, geholt.« – » Al-Dschaisch al-hurr ist ein Virus!«
Ali, der lebende Märtyrer, ist da. Seine Freunde erzählen, wie sie ihn für tot hielten. Er wog zu der Zeit 100 kg, und sein Kumpel Abu Sliman, ein kleiner schmächtiger Kerl, konnte seinen leblosen Körper nicht mal ziehen. Sie haben die Straßensperren passiert und
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