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Notrufsender Gorsskij

Notrufsender Gorsskij

Titel: Notrufsender Gorsskij Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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wer­den. Liegt das ge­ne­rell im Wunsch­be­reich von po­si­ti­ven Mu­tan­ten? Müs­sen sie bös­ar­tig und macht­gie­rig wer­den?«
    »Auf kei­nen Fall«, lehn­te Besch­ter ab. »Sie kön­nen emp­find­lich sein ge­gen Hän­se­lei­en. Mit fort­schrei­ten­der Rei­fe wer­den sie si­cher­lich nor­ma­le Men­schen von oben her­ab an­se­hen, aber das hat mit plan­mä­ßi­gen Ver­bre­chen nichts zu tun.«
    »Es müs­sen die El­tern sein«, be­haup­te­te Ka­re­nin. Er schi­en zu frös­teln. »Nur le­bens­er­fah­re­ne Er­wach­se­ne, die über­dies an Leib und See­le ge­schä­digt wur­den, kön­nen sol­che Pla­nun­gen aus­ar­bei­ten. Die mu­tier­ten Kin­der sind ein Pro­dukt ih­rer Er­zie­hung. Die­ser Jun­ge dürf­te schwer ver­letzt sein. Wenn er nach Hau­se kommt, wird man ihn we­gen sei­ner Un­vor­sich­tig­keit ta­deln oder gar züch­ti­gen. Das er­weckt neue Haß­ge­füh­le.«
    »Züch­ti­gen?« spöt­tel­te Han­ni­bal. »Lie­ber Freund, ich wür­de Ih­nen nicht ra­ten, ge­gen einen Mu­tan­ten die­ser Art die Hand zu er­he­ben. Das wer­den auch sei­ne El­tern nicht ris­kie­ren. Beim ge­rings­ten Wut­an­fall zer­fetzt er sie in der Luft, oder läßt sie ins Herd­feu­er mar­schie­ren. Was den­ken Sie sich ei­gent­lich!«
    Ka­re­nin schluck­te krampf­haft. Er hat­te sei­nen Schock noch nicht ganz über­wun­den.
    »Ich ver­ste­he, ver­zei­hen Sie. Gor­ss­kij ist be­reits in Mos­kau. Al­le Com­pu­ter lau­fen auf Hoch­tou­ren. Wenn wir nicht ge­stört wer­den, dürf­te es kein Pro­blem sein, die El­tern zu fin­den. Ich schät­ze, daß wir den in Fra­ge kom­men­den Per­so­nen­kreis auf et­wa zehn Men­schen be­gren­zen kön­nen. Wir ken­nen ge­nau die we­ni­gen Or­te, wo ein Über­le­ben wäh­rend und nach der Ex­plo­si­on über­haupt mög­lich war. Wir stel­len fest, wer sich da­mals dienst­lich dort auf­hielt oder wer Punkt elf Uhr sechs­und­vier­zig als Be­su­cher in den Stütz­punk­ten ge­we­sen sein konn­te.«
    »Das dürf­ten die Schnüff­ler und Men­schen­schin­der Ih­res da­ma­li­gen Ge­heim­diens­tes be­stimmt haar­ge­nau ge­wußt und re­gel­mä­ßig an die Zen­tra­le ge­mel­det ha­ben«, höhn­te Han­ni­bal. »So war es doch, oder? Wer konn­te in staats­wich­ti­gen For­schungs­zen­tren schon un­be­ob­ach­tet einen Schritt ma­chen? Doch wohl nie­mand.«
    Ser­gej Iwa­no­witsch ging mit ei­nem tro­ckenen »doch« über die Grund­fra­ge hin­weg.
    »Was?« staun­te der Klei­ne un­gläu­big. »Wir wis­sen aus ei­ge­ner Er­fah­rung, daß je­der je­den be­spit­zel­te.«
    »Es war so, aus­ge­nom­men die Be­am­ten und ho­hen Of­fi­zie­re der Ab­wehr«, kor­ri­gier­te Ka­re­nin. »Wenn am 10. Au­gust 1991 ein In­spek­teur auf­kreuz­te, kön­nen wir es an Hand un­se­rer Un­ter­la­gen nicht fest­stel­len. Er wur­de nicht be­schat­tet, und ei­ne Be­suchs­mel­dung konn­te die Zen­tra­le nicht mehr er­rei­chen. Hof­fen wir al­so, daß an die­sem Ta­ge al­les nor­mal ver­lief. Wir ver­fü­gen auch noch über an­de­re Mög­lich­kei­ten, even­tu­ell Über­le­ben­de ziem­lich ex­akt zu er­mit­teln. Das Aus­maß der Schä­den ist be­kannt. Wir ken­nen je­den Win­kel, wo sich die Leu­te in Si­cher­heit ge­bracht ha­ben kön­nen, bis die Pri­mär­strah­lung so weit ge­mil­dert war, daß man sich wie­der in Ober­flä­chen­bau­wer­ke vor­wa­gen konn­te. Sie wis­sen aus Ih­rem Si­bi­ri­enein­satz, wie vie­le ne­ga­ti­ve Mu­tan­ten die Tai­ga be­völ­ker­ten.«
    »Sag­ten Sie Tai­ga?« lach­te ich hu­mor­los auf. »Ser­gej Iwa­no­witsch – das war kei­ne Tai­ga mehr, son­dern ein mu­tier­ter Ur­wald von schreck­lichs­ten For­men. Das große Land­drei­eck zwi­schen den Flüs­sen Le­na und Wil­juj ist ei­ne ein­zi­ge Höl­le, die jetzt noch töd­lich strahlt. Kom­men Sie nicht auf die Idee, uns dort noch ein­mal hin­schi­cken zu wol­len. Da spie­le ich nicht mit!«
    »Völ­lig mei­ne Mei­nung«, be­kräf­tig­te Han­ni­bal. »Fin­den Sie die Na­men der Mu­tan­te­n­el­tern her­aus. Dann se­hen wir wei­ter. Aber las­sen Sie sich nicht zu­viel Zeit, mein Lie­ber. Wir ha­ben näm­lich kei­ne mehr.«
     
     

6.
     
    »Was …?«
    Ich

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