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Nottingham Castle, letzte Tuer links

Nottingham Castle, letzte Tuer links

Titel: Nottingham Castle, letzte Tuer links Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leana Wyler
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die Mägde. Nicht nach diesem aufdringlich süßen Parfum
der Damen aus den guten Familien. Susannah roch so frisch und vielversprechend
wie ein früher Sommermorgen, an dem der Tau noch an den Gräsern hing, wenn man
über die Wiesen galoppierte. Das hatte er lange nicht gemacht, fiel ihm ein,
morgens einfach sein Pferd zu nehmen und …
    „Eadric!”
Die schrille Stimme ließ ihn ruckartig hochfahren.

*
    Susannah
zuckte zusammen, als sie aus dem Nebenraum plötzlich die Stimme einer Frau
hörte. Nottingham sprang auf, als hätte ihn der Leibhaftige höchstpersönlich
gerufen, wie sie überrascht feststellte.
    „Eadric,
wo bist du, zum Henker!”
    Irgendetwas
polterte nebenan und die Stimme kam näher.
    Er
gab ihr ein Zeichen, sich ruhig zu verhalten, und schlüpfte in Windeseile in
frische Kleidung, die auf einem Stuhl schon für ihn hergerichtet worden war.
    „Moment
noch, ich bin gleich bei dir, Mutter.”
    Mutter?
Susannah riss die Augen auf. Seine Mutter kam so spät am Abend in seine
Gemächer? Hektisch suchte sie nach ihrem Kleid und zog es möglichst leise an.
    Nottingham
öffnete die Tür des Schlafzimmers und betrat den Nebenraum.
    „Was
verschafft mir die Ehre deines Besuchs?”, fragte er demütig und gab der Tür hinter
sich einen Schubs. Sie fiel allerdings nicht ganz zu, ein kleiner Spalt blieb
offen, genug, dass Susannah das Gespräch mitanhören konnte.
    „Hast
du noch jemanden bei dir?”, fragte seine Mutter. „Diese vermaledeite Hebamme,
die du dir schon mehrmals hierher geholt hast? Ich habe sie heranreiten sehen,
aber das ist schon Stunden her. Du lässt sie doch nicht hier übernachten,
Eadric?”
    Susannahs
Herz hämmerte. Sie verkroch sich in eine Ecke und hielt die Luft an.
    „Unsinn.
Ich habe sie heimgeschickt. Was sollte ich so lange mit ihr treiben?”, hörte
sie Nottingham sagen.
    Wieder
vernahm Susannah dieses eigenartige schabende Geräusch, als würde ein
Möbelstück bewegt.
    „Mir
gefällt es nicht, dass sie so oft hier ist”, sagte seine Mutter mit herrischer
Stimme. „Sie ist nichts für dich. Nimm dir eine Magd, wenn du es brauchst, die einfachen
Dinger sollen dankbar sein, wenn sie dir zu Diensten sein dürfen. Aber dieses
Weib aus dem Dorf, die will ich hier nicht mehr sehen, hörst du?”
    Susannah
spitzte die Ohren.
    „Das
ist immer noch meine Sache, wen ich mir ins Bett hole”, erwiderte er kühl.
    „Ist
es nicht, du Tölpel!”, konterte die Alte. „Du wirst Marian heiraten und uns
beide an den Hof des Königs bringen, darauf habe ich mein ganzes Leben
hingearbeitet. Das lasse ich mir nicht zerstören, nur weil du dich von einer
dahergelaufenen Kräuterhexe betören lässt wie ein dummer Tagelöhner!”
    „Bist
du mitten in der Nacht hergekommen, um mit mir mein Liebesleben zu besprechen?”
    „Natürlich
nicht, du törichter Bengel!” Wieder schabte irgendetwas über den Holzboden und
es quietschte, als würde ein Rad gedreht. Susannah schlich näher an die Tür
heran und wagte einen Blick durch den schmalen Spalt. Überrascht hielt sie den
Atem an. Sie sah eine spindeldürre alte Dame, die in aufrechter Haltung in
einem hohen Stuhl saß und ihren Sohn mit eisigem Blick anstarrte. Ihre weißen Haare
waren zu einem strengen Zopf gebunden, der Mund war schmal und nach unten
gebogen. Tiefe Linien durchzogen ihr hartes Gesicht. Der Holzstuhl war eine
eigenartige Konstruktion. Seitlich waren Räder montiert worden und am oberen
Ende der Lehne war ein Griff angebracht, sodass jemand den Stuhl schieben
konnte. Doch Lady Nottingham trug lederne Handschuhe, aus denen vorne ihre
freien Finger herausragten, so war es ihr möglich, die Räder selbst in Bewegung
zu setzen.
    Susannah
hatte so ein Gefährt noch nie gesehen. Normalerweise wurden Gebrechliche, wenn
überhaupt, in einer alten Karre herumgeschoben. In diesen Kreisen jedoch behalf
man sich ganz offensichtlich mit ausgeklügelteren Erfindungen.
    Die
herrische Alte gab den Reifen des rollenden Stuhls schon wieder einen Schubs,
sodass sie näher an ihren Sohn heranfuhr und diesen wie eine Rachegöttin
anfunkeln konnte. Schnell verschwand Susannah wieder in ihrer sicheren Ecke.
    „Mein
Bote hat mir die Nachricht überbracht, dass Sir John ablehnt, das Lösegeld für
Richard zu zahlen.”
    Um
ein Haar hätte Susannah vor Überraschung einen Laut von sich gegeben. Das war
unglaublich! Sie biss sich auf die Unterlippe.
    „Was?”,
hörte sie Nottingham statt ihrer bellen. „Er lässt seinen Bruder

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