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NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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hatte ich sie gleich zum
Außeneinsatz mitgenommen, um sie nicht den andern beiden Nörglern zu
überlassen. Wir stiegen aus dem Becken und gingen, ohne uns abzutrocknen, durch
den beheizten Gang zu ihrer Kabine. Ihr spröder Leib sah aus wie der Maine
Lobster, den ich vor etwa fünfzehn Jahren in Baltimore ..., und sie hatte einen
so niedlichen Hintern.
     
    Als die Warnzeichen
aufbrannten, reagierte ich geistesabwesend. Ich drückte das rote Licht weg und
überlegte, was ich falsch gemacht hatte. Das lichtlose Grau ihrer
aufschreckenden Augen starrte mich an.
    „Du hast die
Enteisung abgestellt!“
    Dabei war ich der
festen Überzeugung, ich hätte nur die Überfunktion dereguliert. Ich übergab die
Steuerung an die Automatik und versuchte mich auf das Armaturenbrett zu
konzentrieren. Leider bin ich ein wenig nachtblind, und so zerstreut, wie ich
im Augenblick war, dauerte es etliche Sekunden, bis die tanzenden Lichtflecke
zu entzifferbaren Anzeigen wurden. Der Rover verlangsamte die Fahrt. Ein
metallisches Raspeln und Sägen drang aus dem Unterboden. Es warf uns nach
vorne, ein verebbendes Rumpeln ging in gequältes Knirschen über. Ich sah
bildlich vor mir, wie sich etwas festfraß, Eis in Metall. Und das Eis war
härter.
     
    Die Schadensmeldung
war soweit tadellos. Die hintere Achse war verzogen. Die Aufhängung des rechten
Hinterrades völlig demoliert. Felge und Schutzblech waren zu einem schrillen
Klumpen verbacken, von Zentnern stahlblauen Eises überschorft. Der Unterboden
hatte sich erwärmt, und als ich auf den falschen Knopf drückte und die Heizung
abschaltete, kam es zu schockartiger Eisbildung, die sämtliche beweglichen
Teile blockierte. Der Bewegungsimpuls des tonnenschweren Fahrzeugs riss die
verklemmte Achse aus der Verankerung.
    Ricardas Schweigen
war so dunkelblau wie die morgenlose Nacht, die um uns wehte. Vorsichtshalber
hatte ich die Musik abgestellt. Die leeren zerknautschten Ärmel ihres Mantels
sahen aus wie die Tüllen einer Zwangsjacke.
    „Du spinnst“,
zischte sie.
    „Es sind nur knapp
drei Kilometer, und wir können der Piste folgen.“
    „Ich warte hier.“
    „Ricarda, die Kiste
ist Schrott. Selbst wenn wir das Chassis enteist kriegen, können wir keinen
Meter damit fahren.“
    Wieder prallte ich
an ihrer Fähigkeit ab, bestimmte Tatsachen einfach nicht zur Kenntnis zu
nehmen. Ich habe sie noch nie gefragt, ob sie Geschwister hat. Natürlich hätten
wir auch im Rover bleiben können. Die Fahrgastzelle war soweit intakt, man
konnte zur Not eine Woche darin überleben. Aber der nächste Räumroboter kam
erst in etwa 24 Stunden, und bis wir irgendjemand alarmiert hätten, hätte es
mindestens genauso lange gedauert. Außerdem war das Shuttle zur Base bestellt.
Jedenfalls hätte es endlose Scherereien gegeben.
    „Drei Kilometer vor
uns ist eine Station. Zwar keine staatliche, sondern irgendeine private Anlage,
aber sie ist besetzt. Auf alle Fälle hat sie einen Notraum. Im Übrigen ...“
    „Du könntest zuerst
einmal anrufen und fragen, ob jemand zu Hause ist. Vielleicht haben sie auch
einen Jeep, mit dem sie uns abholen können.“
    Ich weiß gar nicht,
ob wir diese Option noch haben, wollte ich gerade sagen, als ein Teil der
Anzeigen zu tremolieren begann und der Rest erlosch. Wir hatten die
Kommunikationseinheit verloren. Der Gerätetrakt hinter der Personenkabine hatte
doch einiges mehr abgekriegt, als es zuerst den Anschein hatte, und auch die
Akkumulatorenzelle war aufgebrochen und den arktischen Temperaturen
preisgegeben.
    „Ricarda, ich kann
nicht garantieren, wie lange wir noch Energie haben. Gut möglich, dass die
Klimatisierung in ein paar Stunden auch den Geist aufgibt.“
    Trotzdem bestand sie
darauf, dass ich zunächst allein rausging. Ich zappelte mich in den Overall,
zog den Mundschutz über und legte die Plexibrille an, die verhindert, dass die
Augenflüssigkeit gefriert und man in Sekunden erblindet. Dann entriegelte ich
die Fahrertür und sprang hinaus. In der Kadettenanstalt mussten wir nackt eine
Hundert-Meter-Bahn mit Eiswasser durchschwimmen. Spätestens nach der Hälfte der
Strecke hatte man kein Gefühl mehr im Körper. Viele zerschnitten sich an den
Eiskrusten, die auf der Oberfläche trieben, die Arme und gingen unter wie
Steine. Nicht alle wurden wieder heraufgeholt. Die es schafften, waren
unterkühlt und brauchten Tage, um sich zu erholen. Aber vorher wurde man zur
Prüfung gar nicht zugelassen. Der Sprung in das Wasser, das

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