NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)
gemacht.
Es
ist deine Aufgabe, du bist eine Flirt-Fee, schon vergessen? Wenn er
ausgerechnet diese unbedingt wollte...
Ja,
ich weiß. Vielleicht verschwindet sie ja schnell wieder. So wie die letzte
auch.
Vielleicht.
Moment,
ich versuche mal etwas.
Schweigen,
Warten, die Tänzerin verharrte in ihrer Pose, betrachtete ihren ausgestreckten
Arm, den Nebel neben ihrem Körper. Plötzlich änderte sich ihre Haltung, der Arm
sank herab .
Geschafft.
Was
hast du gemacht?
Dich
aus dem Wartemodus gelöst.
Stimmt,
ich kann mich bewegen.
Sie
drehte eine Pirouette auf der Stelle. Abrupt hielt sie inne.
Er
wird es merken.
Nein,
wird er nicht. Der merkt gerade gar nichts mehr.
Die
Tänzerin sah zu dem Bett an der anderen Wandseite herüber.
Stimmt.
Er hat sie gerade auf allen Vieren vor sich, der sieht nichts anderes mehr.
Schwungvoll
drehte und schwebte sie sich herum, wirbelte Arme und Beine in die Luft.
Tanzen.
Ich
weiß nicht, ob ich das schaffe.
Versuch
es. Bitte.
Gut.
Gib mir etwas Zeit, deine Programmzellen zu finden. Da müssten die Moduscodes
gespeichert sein .
„Und,
was machen deine Spielereien?“ Inz stellte Kar einen Becher Kaffee hin, ließ
sich auf den Hocker neben ihn fallen. „Wie steht es mit der Liebeskunst?“
Entnervt
schob Kar die Tasse beiseite. „Ach, hör mir bloß auf damit. Arin ist die totale
Zicke geworden. Nichts kann man ihr mehr recht machen. An allem muss sie
rumnörgeln, und dann hat sie auch noch angefangen, meine Wohnung
umzudekorieren. Ihr würde das Chaos dort nicht mehr passen. Und überall liegen
ihre Klamotten rum, du müsstest mal mein Badezimmer sehen. Voll mit rosa
Plastiktierchen und irgendwelchen Duftfläschchen und so komischem Zeug. Wozu
brauchen Frauen das alles?“ Missmutig zog Kar sich den Kaffee wieder heran und
drehte die Tasse in den Händen.
„Keine
Ahnung,“ antwortete Inz. „Das brauchst du mich nicht fragen. Du wohnst
doch seit neuestem mit deiner Freundin zusammen. Läuft wohl nicht so, hm? Tut
mir leid. Die Flirt-Fee hat doch ...“
„Hör
mir bloß auf,“ unterbrach ihn Kar ärgerlich. „Das Ding hat mir den ganzen
Schlamassel doch eingebrockt. Und nun sitze ich da, mit dieser Furie in meiner
Wohnung.“
„Also,
wenn du den Kubus nicht mehr haben möchtest, ich nehme sie gerne.“
Zögernd
sah Kar ihn an. „Warum eigentlich nicht? Mir hat sie kein Glück gebracht. Obwohl
ich sie doch so sorgfältig mit Erkennungsmustern gefüttert habe. Vielleicht ist
irgendetwas schief gelaufen.“ Er stellte die Kaffeetasse unsanft wieder ab.
„Weißt du was, ich grounde das Ding heute Abend und dann bringe ich sie dir
morgen mit. Leer und unbespielt.“ Augenzwinkernd nickte er in Richtung der
Kellnerin. „Mal sehen, was sie dir anschleppt.“
Du
hast es geschafft!
Tatsächlich.
Das sind die Codes.
Seine
Gedanken.
Wenn
du es so sehen willst.
Sein
Tanz, seine Bewegungen, seine Muster .
Ja.
Kannst
du sie ändern?
Nein.
Der Input für die Codes muss von außen erfolgen, akustisch. Was für eine
veraltete Technik.
Ja,
das sagtest du bereits. Was siehst du noch?
Nichts.
Wie,
nichts?
Ich
habe die Speicher mit den Mustercodes gefunden. Mehr nicht.
Aber
da muss doch noch mehr sein.
Nein.
Wo
bin dann ich? Wo ist das Muster, das ich jetzt, in diesem Augenblick bin?
Die
Tänzerin erhielt keine Antwort. Ihre Gestalt flackerte, sie verschwamm wie ein
verwischtes Bild, Farben flossen ineinander, wechselnde Silhouetten von
Frauenkörpern, großen Brüsten, schmalen Hüften, durchsichtige Nachthemden,
lederne Korsagen. Wie eine instabile Fata Morgana flimmerten unzählige Bilder
übereinander.
Wo
bin ich?
Ich
weiß es nicht.
Schweigen.
Das halbdunkle Zimmer um sie herum, ein verlassenes Bett, zugezogene Vorhänge .
Doch,
du weißt es. Ich weiß es. Ich bin hier. Ich bin in den Mustercodes. Ich bin die
Mustercodes. Mehr gibt es nicht. Mehr bin ich nicht.
Die
Fee antwortete nicht.
Habe
ich recht?
Schweigen.
Antworte
mir. Habe ich recht?
Vielleicht.
Schweigen.
Lösch
sie.
Was?
Lösch
die Mustercodes.
Das
geht nicht!
Doch.
Das geht. Wenn du sie sehen kannst, kannst du sie löschen.
Aber
dann verschwindest du auch. Ich würde auch dich löschen.
Vielleicht.
Vielleicht auch nicht.
Das
kann ich nicht.
Doch.
Du bist die einzige, die mir helfen kann. Lösch die Codes. Ich will keinen Tanz
tanzen, der keiner ist. Der nicht meiner ist.
Vielleicht
kann ich mit ihm reden, ihn überzeugen, dich anders zu
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