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Novizin der Liebe

Novizin der Liebe

Titel: Novizin der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CAROL TOWNEND
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Feuer brannte mehr schlecht als recht in der Feuerstelle in der Mitte des Raumes und ließ dicke Rauchwolken zum Rauchabzug im Dach aufsteigen. Mehrere Wochen Regenwetter hatten nicht nur das Stroh, sondern auch den Putz an den Wänden durchweicht, und es würde mehr brauchen als einen Abend Kaminfeuer, um die Feuchtigkeit aus dem Gebäude zu vertreiben.
    Die Männer unterhielten sich entspannt, scherzten und lachten, offenbar froh darüber, in ihrer neuen Heimat ein Dach über dem Kopf gefunden zu haben. Ihre Stimmen, männliche Stimmen, klangen fremd in Cecilys Ohren, da sie jahrelang fast nur Frauenstimmen vernommen hatte. Ihre Hände zitterten ein wenig. Wie ein Fisch auf dem Trockenen kam sie sich vor. Was sollte sie erwarten? All das war höchst verunsichernd. Verstohlen betrachtete sie die glatt rasierten Wangen und die kurz geschorenen Haare der Männer, die sie ungemein jungenhaft wirken ließen. Einige von ihnen waren tatsächlich noch sehr jung – zu jung, um sich zu rasieren? Wie viel von ihrem Auftreten mochte bloß gespielte Tapferkeit sein?
    Cecily bewegte sich möglichst unauffällig, während sie mit Ale gefüllte Trinkkrüge auf die aufgebockte Tafel stellte. Ale war das übliche Getränk zu den Mahlzeiten, denn es war zu riskant, Wasser direkt aus dem Brunnen zu trinken. Auch jetzt noch mied sie Sir Adams Blick.
    Mehr als jede andere im Kloster hatte sie keinen guten Grund, ihn und seine Männer im Kloster willkommen zu heißen, doch Mutter Aethelflaedas Geiz war beschämend. Lastete er ihr diesen armseligen Empfang an? Hoffentlich nicht, denn Cecily wagte es nicht, seinen Unmut zu wecken – nicht, wenn sie darauf angewiesen war, dass er sie mit nach Fulford nahm.
    Die Nonnen hatten Bienenwachskerzen in der Kapelle – warum hatten sie nicht einige davon hergebracht? Kerzen aus Bienenwachs brannten gleichmäßiger und verströmten einen angenehmen Duft, eine Wohltat im Vergleich zu dem ranzigen Gestank der Talgkerzen. Ein wenig mehr Gastfreundschaft hätte wahrlich nicht geschadet. Talgkerzen wurden hauptsächlich von der Landbevölkerung verwendet; sie waren billig, doch sie zischten und flackerten und sonderten einen widerlichen schwarzen Rauch ab. Der ganze Raum war voll davon. Und um die Sache noch schlimmer zu machen, hatte die Priorin das gesamte trockene Feuerholz in die Zellen der Nonnen bringen lassen und darauf bestanden, dass sie grünes Holz für das Feuer im Gästehaus verwendeten. Das unvermeidliche Ergebnis war ein fauchendes, zischendes Feuer und noch mehr Rauch.
    Sir Richard hustete und wedelte mit der Hand vor dem Gesicht herum. „Hier drinnen ist es schlimmer als in Teufels Küche“, bemerkte er. Womit er zweifellos recht hatte.
    Cecily ließ den Blick über den Tisch hinweg zu Sir Adam schweifen. Er saß auf den Ellbogen gestützt da und beobachtete sie ruhig, während er weiterhin mit seinem Freund plauderte, ohne sie dabei jedoch auch nur für einen Moment aus den Augen zu lassen.
    Die Wangen rot vor Scham, senkte Cecily den Kopf, ging eilig zu dem großen Kessel mit Graupensuppe hinüber und widmete sich ganz der Aufgabe, diese in flache Holzschalen zu schöpfen. Der Gedanke an Sir Adam ließ sie dennoch nicht los. Sie hatte sich ihm angeboten …! Was musste er nur von ihr denken?
    „Wo ist Tihell?“, murmelte Sir Richard.
    Mit dem Austeilen der Suppe beschäftigt, entging es Cecily, wie Sir Adam flüchtig den Kopf schüttelte. „Oh, nur ein kleiner Botengang.“
    Sir Richard senkte die Stimme noch weiter, und Cecily glaubte, den Namen ihrer Schwester zu vernehmen. Sie lauschte angestrengt, um noch mehr zu hören, doch Sir Adams Antwort war nicht zu verstehen, und aus dem Augenwinkel heraus meinte sie zu sehen, wie er flüchtig den Zeigefinger auf die Lippen legte.
    Maude platzierte geräuschvoll einen halb verschimmelten Käse und einige Laibe altbackenes Brot auf den Tisch.
    Sir Richard nippte an seinem Ale und verzog das Gesicht. „Angelsächsisches Gesöff“, murrte er. „Kein Wein. Sogar Met wäre besser als das hier.“
    Abgesehen von Sir Richards Bemerkungen über die angelsächsischen Trinksitten, kamen Cecily keine weiteren Beschwerden über das Essen zu Ohren. Als sie jedoch eine dampfende Schale Graupensuppe vor Adam Wymark auf den Tisch stellte, vernahm sie deutlich, wie sein Magen knurrte. Im Bewusstsein, dass sich kein einziges Stück Fleisch in der Suppe befand und sie auf Weisung von Mutter Aethelflaeda Novizinnenportionen austeilte, von denen nicht

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