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Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter

Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter

Titel: Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damian Raye
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Blick in sein liebes Gesicht hasste sich Anne, für das, was sie getan hatte, hasste Nox und die dunkle Seite ihrer Person, die sie nicht im Zaum halten konnte, obwohl sie das lange Zeit gedacht hatte. Sie würde jetzt jeden Tag an Alans Bett sein und seine Gesundung mit allem unterstützen, was ihr zu Gebote stand an Sorge, Aufmerksamkeit, Zuwendung und Liebe. Wie viel war das?, fragte sie sich. Oder war es nur Selbstmitleid?
     
    Sie horchte in sich hinein, versuchte die Tiefe ihrer Gefühle für Alan auszuloten, stieß aber wieder nur auf die schwarze Stille, die es ihr unmöglich machte, weiter einzutauchen, zu trauern, wirklich mitzufühlen. Irgendetwas in ihrem Kopf lachte böse – vermutlich Nox, die sich über das Scheitern ihrer Bemühungen amüsierte.
     
    Es konnte keinen anderen Herrscher neben ihr geben. Nox schritt an der Spitze ihrer Garde der Verdammnis durch die Säle ihres Palastes, überquerte den Innenhof mit den drei Säulen des Drachenbrunnens, durch die Halle der Priester, stieß die riesigen Flügel des Tores zum Tempel auf, ohne es auch nur zu berühren. Betende flohen entsetzt, die farbigen Scheiben des Tempels klirrten leise. Nox durchschritt den Raum und hielt vor dem Altar inne. Mit weitem Schwung stieß sie das Bildnis des Götzen von seinem Podest. Die Statue zerbarst in tausend Einzelteile, Nox stieg selbst hinauf auf den Sockel, hob die Arme empor zum Himmel, Terox Enna, den furchtbaren Stab der Bestrafung, in Händen.
     
    „Ich habe euch Heim und Schutz gegeben, habe euren Gebeten Zuflucht gewährt, eure seltsamen Rituale unter meinen Dächern geduldet. Was tut ihr zum Dank? Was sagen mir meine Agenten? Zwietracht habt ihr gesät, wüste Verdächtigungen gegen mich verbreitet, Verleumdungen ausgestreut, statt mir, eurer gnädigen Herrscherin, zu huldigen! Ihr habt in der Sonne meiner Gnade gelebt – seht, was ich für diejenigen habe, die von mir abgefallen sind!“
     
    Ein Flammenstrahl entfuhr dem Stab, verdichtete sich unter der Kuppel zu einer riesigen glühenden Kugel, an deren Hitze sich die Balken der Deckenkonstruktion knisternd entzündeten. Funken regneten herab, Fledermäuse taumelten brennend durch den Raum, andere flohen mit spitzen Schreien durch das Flammenchaos. Auch das Haus des Götzen schien Schmerzen zu empfinden, aus seinen Mauern krochen jammernde und klagende Töne, die Scheiben zersprangen, eine Regen bunter Glassplitter verwandelte den Boden in ein wüstes Mosaik der Zerstörung. Die Rüstungen der Garde der Verdammnis schienen in dunklem Rot zu glühen. Die Gardisten jagten mit Schwertern und Morgensternen die letzten Gläubigen und einen wild protestierenden Priester aus dem Tempel.
     
    Nox Eterna stieg von ihrem Sockel, wandte sich zum Portal und schritt hindurch, ohne den Blick noch einmal zu wenden. Kaum hatte sie den Vorplatz erreicht, zerbarst drinnen die Feuerkugel in einer gewaltigen Explosion. Der Tempel war zerstört, es gab nur noch eine Religion in Nethernox …
     
8. September 2010
    Anne wachte ein weiteres Mal erschrocken auf. Was hätte sie mittlerweile für einen ganz alltäglichen, unbefangenen und unschuldigen Morgen gegeben, an dem sie einfach die helle Morgensonne genießen konnte, die in ihr Zimmer schien? Wieder musste sie sich fragen: Was, wenn dieser Traum eine Entsprechung in der Wirklichkeit fand? Gut, Pfarrer Liffles hatte etwas gesagt, dass sich möglicherweise irrtümlich auf sie bezog. Aber gab dies Nox Eterna, ihrem anderen Ich, das Recht, auf so furchtbare Weise zu reagieren? Sie versuchte ihren gequälten Verstand zu beruhigen – Feuerkugeln gab es nicht in ihrer alltäglichen Wirklichkeit und auch keine schwarzen Gardisten. Aber wer konnte schon sagen, wann und wie es geschehen würde? Was, wenn Menschen dabei zu Schaden kamen? Was, wenn es genau jetzt geschah – in wenigen Minuten begann die Morgenmesse …
     
    Im Nu war Anne in den Kleidern und auf dem Fahrrad. Sie legte den Weg zur Kirche in nie gekannter Geschwindigkeit zurück, warf das Rad achtlos zur Seite, stieß, keuchend und mit wirren Haaren, die Flügeltüren auf und rannte zum Altar.
     
    „Schnell, die Kirche … etwas Furchtbares wird geschehen! Ihr müsst raus, alle! Ich habe … ich wollte doch nicht …“
     
    Die wenigen Gläubigen auf den Bänken sahen sie fassungslos an. In einigen Augen war Mitleid zu lesen.
     
    „Das arme Mädchen“, sagte jemand, und „sie ist nicht ganz richtig im Kopf.“
     
    Überklar hörte Anne jetzt die Stimmen

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