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Nr. 799 (German Edition)

Nr. 799 (German Edition)

Titel: Nr. 799 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yuna Stern
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vorgekommen.«
    Da begann er zu lächeln, ein wenig entschuldigend. Er zuckte mit den Achseln und entgegnete: »Dann wollen Sie ganz sicher nicht erleben, wie es hier eben überhauptnichtlocker zugeht.«

KAPITEL 13

Mia kam nicht wieder.
    In den nächsten Tagen war ich so deprimiert, dass mich niemand aufheitern konnte. Noch nicht einmal David. Doch er wusste das und versuchte es daher gar nicht erst. Auch ihm fehlte das Mädchen mit den Zahnlücken so sehr, dass er jedes Mal zusammenzuckte, wenn er an ihrem Zimmer vorbeiging. Wir hofften beide, dass sie wieder die Tür aufreißen und herausspringen würde, wie sie das an manchen Tagen getan hatte, wenn sie gut gelaunt war.
    Ich nahm mir Doktor Aurelian P.s Worte zu Herzen und versuchte nicht mehr dazwischen zu reden, aufzuzeigen oder zu anders zu wirken. Genau wie die anderen hockte ich stumm im Klassenzimmer, fertigte meine Aufzeichnungen an und senkte den Blick, insbesondere wenn Nummer Fünf wieder seine Wanderung durch die Tischreihen machte.
    Als er mich das erste Mal so demütig sah, lachte er erfreut auf. So als würde er mir damit beweisen wollen, dass er gewonnen hatte. Anschließend wisperte er noch: »Da hat sich ja endlich jemand gefügt.«
    Allein wegen dieser Worte wollte ich aufspringen und ihm in den Magen treten, aber ich unterließ es, verschränkte meine Hände ineinander, damit sie nichts taten, was ich nicht tun durfte.
    Schon bald sollte unsere erste Überführung stattfinden.
    Dazu mussten wir uns in der Halle vor den Untersuchungsräumen, wo ich die Märchenprinzessin bei meiner Ankunft kennengelernt hatte, Kapuzenmäntel aussuchen. Sie hingen an Kleiderständern, die im gesamten Foyer aufgebaut worden waren. In jeder Ecke probierten die Schüler ihre Arbeitskleidung an, berieten sich gegenseitig und hoben die Ware hoch, um sie im Licht besser betrachten zu können. Die Kapuzenmäntel gab es angeblich in unterschiedlichen Schwarztönen. Teilweise sollten sie sogar unterschiedliche Schnitte besitzen.
    »Wow«, murmelte ich David zu, der neben mir stand, »die verstehen ja was von Mode. So viel Auswahl, ich bin überwältigt.«
    Er grinste und wies auf eine – hm, wie sollte ich sie besser beschreiben – schwarze Kapuze . »Oh«, rief ich entzückt. »Das ist aber eine schöne Ultraschwarz-Version. Was hältst du von der anderen, daneben? Hat die nicht etwas von Espresso? Und die andere Farbe ist auch abgöttisch. So ein tolles mystisches Mahagonischwarz habe ich ja noch nie gesehen. Und der Schnitt erst. Da haben wahrscheinlich Elfenkinder den Saum genäht. Unfassbar naturecht. Ich bin sprachlos.«
    David zog einen Umhang hervor und reichte ihn mir. »Ich finde, der passt zu dir, den solltest du nehmen.«
    »Ja, genau, weil diese Kapuze so schattenhaft nebulös dunkel ist, dass ich darunter verschwinde und die Verstorbenen mich daher kaum noch wahrnehmen. Wie perfekt.«
    »Du meinst die Seelen?«
    »Ja, die Lichtbälle, die unseren Ausbilder jedes Mal in solche Freude versetzen, dass ich mir Sorgen um seine Psyche mache.«
    Er lachte leise und drehte sich um, weil er offenbar sichergehen wollte, dass niemand mich gehört hatte. »Er hat es noch immer auf dich abgesehen«, wisperte er anschließend und tat so, als würde er nun für sich selbst nach einem Kapuzenmantel suchen.
    »Ach ja?«
    Er nickte ernst. »Selbst wenn du gerade mitschreibst oder abgelenkt bist, der Typ ist ständig dabei, dich zu beobachten. Als würde er irgendwie ahnen, dass du ...« Er stoppte und sah mich intensiv mit seinen grauen Augen an.
    »Dass ich?«
    Abwartend blickte ich ihn an. Was genau ahnte er? Er wusste, dass ich mich manchmal erinnerte ... oder vermutete er es nur?
    »Dass du besonders bist«, murmelte er leise und trat einen Schritt näher auf mich zu, bis unsere Schultern sich berührten.
    Ich spürte, wie meine Wangen rot anliefen. Also räusperte ich mich und strich über den Stoff des Umhangs, der in meinen Armen lag. »Du meinst, sonderbar ?«
    Wieder grinste er schief. »Du weißt, dass ich genau das nicht meine. Du Irre.«
    »Hey«, protestierte ich und stieß ihn an. »Das ist nicht nett.«
    »Hm«, begann er, »aber war das nicht genau der Grund, weshalb du zu Beginn überhaupt Interesse an mir gezeigt hast? Als du gehört hast, dass ich eben nicht nett bin?«
    Verblüfft sah ich zu ihm hoch. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Na ja, irgendwie hast du einen viel – ich weiß nicht – hingerisseneren Eindruck auf mich gemacht, als dir die

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