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Nr. 799 (German Edition)

Nr. 799 (German Edition)

Titel: Nr. 799 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yuna Stern
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so: »Du, Hanna.«
    »Ja?« Ich setze mich auf und hole aus meiner Strandtasche die Sonnencreme hervor.
    »Ich ... ich hab Scheiße gebaut.«
    Ich erstarre mitten in der Bewegung. Und klappe den Verschluss der Creme wieder zu. »Was meinst du damit?«
    Er reibt sich über die Stirn und dreht sich zu mir um. Sein Gesicht ist an den Stellen, an denen er sich nicht genügend mit Sonnenschutz eingecremt hat, rot angelaufen. Genau an dem Punkt über seiner Nase und an seinem Kinn, wo er offenbar ein paar Pickel aufgekratzt hat, die nun eine Kruste gebildet haben.
    »Hm, Bastian?«
    »Du, du erinnerst dich noch, also ...«
    Ich schweige und starre ihn weiterhin abwartend an.
    Er fährt sich mehrmals durch seine schwarzen Haare und wirkt reumütig. »Also bei dieser Party, letztens. Da ist etwas passiert.«
    Ich atme tief ein und unterbreche ihn anschließend, denn ich will nichts mehr hören: »Was auch immer, das interessiert mich nicht. Erzähl mir nichts davon.« Ich will mir am liebsten die Ohren zuhalten. Ich kann ihm ansehen, was passiert ist. So sieht er nur aus, wenn er sich wirklich für etwas schämt. Dann legt er seine Stirn immer in Falten, zuckt mehrmals mit seinen Mundwinkeln, ohne ein Wort herauszubringen.
    Verdammt, ich kenne ihn gut genug.
    »Aber ...« Er sieht mich verwundert an. »Ich ... es ist wichtig. Ich habe mit Rebecca –«
    Schroff falle ich ihm ins Wort. »Nein, mit Rebecca also? Mit meiner besten Freundin? Sind wir nun Schauspieler in einer bescheuerten Soap?« Ehe er noch etwas sagen kann, fahre ich spöttisch fort: »Und nächste Woche sehen Sie, wie Bastian, dessen Freundin sich gerade ein Tattoo für ihn gestochen hat, mit Rebecca, der heißen Rockgöre, die zufälligerweise auch noch den Status der besten Freundin seiner Freundin innehat, ganz zufällig im Bett landet. Schalten Sie ein, es wird spannend.«
    Aus Bastians Kehle dringt ein merkwürdiger Laut, wie bei einem Hund, dem man versehentlich auf den Schwanz getreten ist. Er räuspert sich schnell und wendet den Blick von mir ab. »Du kannst manchmal so fies sein, Hanna. Es tut mir ehrlich leid. Und wir sind nicht im Bett gelandet. Wir haben nur so komisches Zeugs eingeschmissen, da hab ich sie irgendwie ... mit dir verwechselt.«
    Obwohl mich seine Worte ärgern, muss ich plötzlich lachen. »Du hast uns also verwechselt?! Das ist die beste Ausrede, die ich je gehört habe. Aber vergiss es, es ...« Ich winke ab, obwohl ich nun doch etwas eifersüchtig bin. Obwohl ich ihn anschreien will und fragen, warum er mir das erst jetzt verrät, wo ich gerade so eine schöne Zeit habe. Hier. Jetzt. An diesem zauberhaften Strand.
    »Es spielt sowieso keine Rolle«, erkläre ich. »Ich verzeihe dir. So etwas passiert eben.«
    Als er mich völlig geschockt anstarrt, als hätte ich ihm gerade eine Morddrohung vorgetragen, wiederhole ich: »Wirklich, das ist mein purer Ernst. So etwas passiert. Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen. Insbesondere wenn ihr was intus hattet, das ist doch nicht ...«
    »Ich wusste es«, schnaubt er.
    »Wie?« Verdutzt runzele ich die Stirn. »Was wusstest du?«
    »Du ... du hattest was mit ihm, oder?«
    »Wen meinst du?«
    Er funkelt mich wütend an. »Ich habe gesehen, wie du mit ihm geredet hast. Mit so einem Typen da auf der Party. Wahrscheinlich ist mir deshalb dieser Ausrutscher passiert ... Weil du dich ihm an den Hals geworfen hast.«
    »Was?! Von wem sprichst du?«, rufe ich und bin nun ebenfalls sauer. Es ist nicht das erste Mal, dass sich Bastian in seiner krankhaften Eifersucht an Dinge zu erinnern meint, die nie vorgefallen sind. Ich hatte mich bestimmt niemandem an den Hals geworfen. »Und wie war das noch mal? Vorhin meintest du ja noch, dass du uns verwechselt hättest? Und nun meinst du, dass du das aus Rache getan hast? Und alles auch noch meine Schuld ist? Sag mal, hast du sie noch alle?«
    Er ballt seine Hand zur Faust und hält sie in die Höhe, wie ein schmächtiger Gladiator. Ich würde ihn gerne für süß befinden, so wie er gerade aussieht, aber stattdessen ärgere ich mich darüber, dass er alles so dramatisiert. Typisch Schauspielstudent.
    »Ich werde ihn umbringen«, kündigt er an.
    »Was?«
    Ich schaue ihn perplex an. So verbittert habe ich ihn noch nie gesehen.
    »Ist das dein Text für deine nächste Probe?«, fauche ich sarkastisch.
    »Nein«, zischt er zurück. »Ich find’s einfach nur scheiße, dass du mir nicht die Wahrheit sagst. Ich habe dir alles gebeichtet, aber du

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