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Nuancen der Lust (German Edition)

Nuancen der Lust (German Edition)

Titel: Nuancen der Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilly Grünberg , Antje Ippensen , Emilia Jones , Sira Rabe , Jasmin Eden
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dann: »Du fehlst mir auch.«
    Melanie schluckte hart und kämpfte mühsam mit den Tränen. »Es tut mir leid«, murmelte sie und legte dann auf.
    Am Morgen des siebten Tages stand Melanie wieder in der Schlange des Cafés. Diesmal regnete es nicht, aber sie war sich sicher, wenn der unbekannte Verehrer sie noch einmal kontaktieren würde, er es an diesem Ort tun. Erik hatte sie eigentlich zur Arbeit begleiten wollen, doch sie hatte ihn vorgeschickt. Das hier gehörte ihr, und tief in sich fürchtete sie, dass Eriks Anwesenheit ihn verscheuchen würde. Doch nichts geschah – keine raue, tiefe Stimme, die ihr nahezu unverständliche Worte zuflüsterte, kein Päckchen, keine Botschaft, nichts. Melanie musste sich eingestehen, dass der siebte Tag gekommen war, und nichts geschah. Sie verspürte Enttäuschung und Neugierde, aber sie konnte schlecht nach einem Mann fahnden lassen, den sie in ihrem ganzen Leben noch nicht persönlich gesehen hatte.
    In diesen Gedanken verloren, lief sie geradewegs in einen entgegen kommenden Passanten. Der Aufprall war so heftig, dass Melanie der Becher aus der Hand flog und mit einem lauten Platschen auf demBoden landete. Sie fluchte und sah auf, aber ihr Gegenüber war bereits wieder verschwunden.
    »So was!«, regte sie sich auf und bückte sich nach dem Becher. Als sie das tat, stach sie etwas Spitzes in die Seite und hastig richtete sie sich wieder auf. Was war das denn gewesen?
    Sie schob ihren Mantel auf und sah aus der Innentasche die Kante eines nachlässig hineingestopften Umschlages hervorblitzen. Melanie war sich sicher, dass sie kein Kuvert in ihren Mantel gesteckt hatte. Verwirrt sah sie sich um, in der Hoffnung, den Unbekannten doch noch ausfindig zu machen, doch der war bereits im Strom der ankommenden Studenten, die aus der gerade eingefahrenen U-Bahn kamen, verschwunden.
    Ihr Herz klopfte so laut, dass sie glaubte, dass jeder es hören musste, doch die Studenten trotteten mit gleichmütigen Gesichtern an ihr vorbei, ohne sonderlich auf sie zu achten.
    Melanie presste den Umschlag fest an sich, nahm ihre Tasche und lief ins Café zurück. Diesen Umschlag wollte sie nicht in aller Öffentlichkeit aufmachen. Stattdessen verschwand sie so unauffällig wie möglich auf der Toilette und verriegelte die Tür hinter sich. Erst als sie sicher sein konnte, dass sie ungestört war, zog sie nahezu ehrfürchtig den rechteckigen Umschlag aus der Tasche. Das Papier war schwer und ein wenig rau; teuer, vermutete Melanie. Sie atmete tief durch und schob die Lasche auf. Der Inhalt bestand aus einer schmalen Karte mit bronzefarbener Bordüre – darauf war, in verschnörkelter Schrift, eine Einladung gedruckt. Sie galt explizit Melanie und war für den heutigen Abend ausgestellt. Die Einladung kam von einem Club in der Innenstadt, von dem Melanie nur wusste, dass er recht exklusiv war. Abendkleidung war wohl ein Muss. Mehr stand dort nicht. Verwirrt drehte sie die Karte in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, was ihr Klarheit bringen würde, doch sie fand nichts.
    Sollte sie es wagen? Immerhin würde es sich um einen öffentlichen Ort handeln, sie war also nicht wirklich in Gefahr. Aber was war mit Erik? Sie schluckte. Und mit Daniel?
    Ihre Gefühle führten in ihr einen Veitstanz auf, den sie einfach nicht beherrschen konnte. Es gab für sie nur einen Weg, um endlich wieder zur Ruhe zu kommen – sie musste diesen Verehrer, der alldas ins Rollen gebracht hatte, gegenüberstehen, von Angesicht zu Angesicht. An diesem Abend würde es soweit sein.
    Pünktlich um sieben Uhr stand Melanie vor den geschlossenen Flügeltüren des Clubs, vor denen ein bulliger Türsteher in schwarzem Anzug stand und so tat, als würde er sie nicht sehen; von ihrer Sicherheit am Morgen war nur noch ein winziges Quentchen übrig, doch es hatte gereicht, um sie hierher zu führen. Sie würde nicht gehen, nicht, nach dem sie so weit gekommen war, auch wenn sie plötzlich weiche Knie hatte.
    Melanie ging zur Tür und hielt dem bulligen Türsteher ihre Karte hin. Auch wenn sonst niemand weit und breit zu sehen war, prüfte er die Einladung sorgfältig und musterte sie, ehe er wortlos die Tür öffnete und sie einließ. Sie fand sich in einem Foyer wieder, mit einem Tresen, hinter dem ein junger Mann stand. Er nickte ihr höflich zu und bat sie dann mit erstaunlich tiefer Stimme um ihren Mantel. Sie reichte ihn über den Tresen und erhielt dafür einen kleinen Schlüssel an einem Bändchen. »Gehen Sie einfach direkt in

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