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Nuerburghoelle

Nuerburghoelle

Titel: Nuerburghoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Internet blockieren?«, schmunzelte sie. »Entdeckst du etwa im Alter die Schönheit und Weite der Welt?« Bisher habe er es außer nach Huppenbroich privat gerade einmal zu einem Spaziergang auf den Lousberg zum Café Belvedere im Drehturm und zum Obelisken geschafft, der an den Geografen Tranchot erinnerte und von dem man einen weiten Blick über das Aachener Land werfen konnte. Oder er habe es gerade einmal geschafft, mit ihr durch den ›Öcher Bösch‹, wie die Aachener ihren Wald nennen, zu wandern. Die meisten Stellen und Orte in der Region hatte er durch seinen Beruf bei der Kripo Aachen kennengelernt.
    »Deine Witze am frühen Morgen können mich nicht erheitern«, knurrte Böhnke, der sich ärgerte, sich am heißen Kaffee die Zunge verbrannt zu haben. Das kam davon, wenn er morgens von seinen Gepflogenheiten abrückte. Und zu diesen Gepflogenheiten gehörte es üblicherweise, den Kaffee kalt werden zu lassen. Aber ihm blieb dazu keine Zeit. Lieselotte drängte zum Aufbruch.
    »Ich muss mich mal im Internet umschauen, ob ich etwas herausfinden kann, das mit Bahns Geschichte zusammenhängt. Vielleicht gibt es ja doch etwas, von dem ich nichts weiß, das ich aber wissen sollte.«
    »Was man weiß, was man wissen sollte«, feixte die Apothekerin in Erinnerung an eine Ratesendung aus grauer Vorzeit des deutschen Fernsehprogramms. »Du glaubst etwa doch Bahn?«, fragte sie.
    »Glauben ist zu viel gesagt. Ich möchte mich eher vergewissern, dass nichts an seiner Befürchtung dran ist. Auch zu seiner eigenen Beruhigung und Sicherheit.«
    »Und was ist mit der Drohung?«
    »Wenn ich jede Drohung ernst genommen hätte, die ich in meinem Berufsleben erhalten habe und die mir so mancher Verbrecher ins Gesicht gebrüllt hat, dann hätte ich mich schon längst mit einer neuen Identität in die Anonymität einer entlegenen Kanareninsel zurückziehen müssen.«
    Die Begeisterung beim Personal hielt sich in engen Grenzen, als die Chefin mitteilte, das Büro sei bis zum Mittag blockiert.
    »Länger hast du nicht, Commissario«, drohte sie liebevoll, »sonst kündigen mir meine Mädels.«
    Erst das Rennen, dann die Personen. So hatte sich Böhnke seine Vorgehensweise vorgestellt. Er hatte, auch schon in seinem Beruf, immer wieder auf die verfluchte digitale Technik, die Abhängigkeit von den empfindlichen Rechnern und den laufenden Abstürzen während der Arbeit geflucht.
    »Das ist alles Mist!«, hatte er unlängst bei einem Elektromeister geschimpft, als er über die Möglichkeit eines Internetanschlusses in Huppenbroich nachgefragt hatte.
    »Die verkaufen uns das Zeug als Hightech, in Wirklichkeit ist es unausgereift. Wissen Sie, was das Beste ist, wenn nichts mehr klappt und Ihr Rechner mal wieder einen Selbstmordversuch unternimmt, sich also aufhängt?«, fragte der Techniker, und gab selbst die Antwort: »Einfach alle Stecker rausziehen, die Stromzufuhr kappen und bis zehn zählen. Wenn Sie dann alles wieder eingestöpselt haben und es tut sich immer noch nichts, schmeißen Sie den Schrott in die Tonne. Ansonsten haben Sie wenigstens wieder für ein paar Tage Ruhe mit der Technik. Vielleicht.«
    In der Hoffnung, die elektronische Technik würde ihn nicht im Stich lassen, machte sich Böhnke an seine Internetrecherche. Die Auswahl an Seiten über das 24-Stunden-Rennen war geradezu atemberaubend groß. Böhnke schränkte die Auswahl auf die Nachrichten ein, und bekam dadurch x-fach die Information über das Ergebnis des gestrigen Rennens. Vielfach deckten sich die Zeitungsberichte über Verlauf und Endstand, der Tod eines Rennfahrers spielte eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger schien den Berichterstattern der Hinweis, dass wegen des ungewöhnlich milden Wetters, das zu dieser Jahreszeit in der Eifel so selten wie Schneefall im September auf Mallorca war, die Zuschauerzahl auf eine neue Rekordsumme von rund 200.000 geschätzt worden war, was bei der Abreise am Sonntagnachmittag zu massiven Verkehrsstaus rund um den Nürburgring geführt habe.
    Einen Hinweis, wonach Theberath vielleicht Opfer eines Attentats geworden sein könnte, vermisste Böhnke. Auch bei den Polizeimeldungen, die über OTS ins Netz gestellt worden waren, fanden sich keine Anhaltspunkte auf einen möglichen Anschlag. Dort war im Bericht der Einsatzwache Nürburgring der Polizeidirektion Mayen im spröden Beamtendeutsch die Rede von ›einem tödlich Verunfallten während eines Autorennens auf dem Nürburgring am Samstag gegen 16.47 Uhr‹.
    Eine

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