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Nuerburghoelle

Nuerburghoelle

Titel: Nuerburghoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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du meine Behauptung etwa infrage stellen?«
    »Du stellst ja auch Bahns Behauptung infrage«, entgegnete sie schnell. »Solange du mir nicht beweisen kannst, dass dein Friseur tatsächlich in Urlaub ist, solange bewerte ich dies als reine Schutzbehauptung.«
    »Und was hat das mit Bahn zu tun?« Böhnke wusste nicht, was Lieselotte beabsichtigte.
    »Nichts«, antwortete die Apothekerin, »wobei ich allerdings bezweifle, dass seine Behauptung eine reine Schutzbehauptung ist.« Sie ließ ihn über ihre These grübeln, während sie in der zulässigen Geschwindigkeit über die Bundesstraße durch Roetgen schlich.
    Was er zu tun gedenke, fragte sie endlich.
    »Wegen Bahn werde ich gar nichts tun. Wegen des Friseurs werde ich morgen nach Simmerath laufen und ansonsten werde ich mich einer Übersetzung widmen«, antwortete er. Übersetzen, das war für ihn eine lieb gewordene Beschäftigung, ein kostenloses Hobby, bei dem er die Gebrauchsanweisungen für Haushaltsgegenstände in ein verständliches Deutsch übertrug.
    Allerdings biss er sich an der aktuell vor ihm liegenden Gebrauchsanweisung für einen Videorekorder gewissermaßen die Zähne aus. Was ein Schalter von dritter Seite an links für eine Funktion haben sollte, wenn er identisch war mit dem Schalter von dritter Seite an rechts und es überhaupt nur fünf Knöpfe auf der Bedienungsleiste gab, erschloss sich ihm nicht, weil ihm das Wissen um ein ›Switching packin‹ einfach fehlte. Ein solches Sprachengewirr kam dann dabei heraus, wenn eine ostasiatische Gebrauchsanweisung zunächst ins Englische und danach in einer zweiten Stufe in angebliches Deutsch übersetzt wurde.
    Nachdem er schon mehrere Abende verzweifelt an der Anweisung getüftelt hatte, schlug ihm seine Liebste vor, damit aufzuhören: »Videorekorder haben doch längst ausgedient, jetzt gibt es doch nur noch DVD-Player.«
    Aber von dieser Änderung auf dem Elektrotechnik-Sektor wollte er sich nicht beirren lassen. Also knobelte er an der Anleitung und an dem vermaledeiten dritten Knopf von rechts und links.
    Der Alltag hatte ihn endlich wieder.
    Von wegen Urlaub. Ein Friseur in der Eifel fährt nicht in Urlaub. Erstens hat er kein Geld dafür und zweitens lebt er doch ständig in einer Urlaubsregion. Der Friseur fuhr rasant mit dem Kurzhaarschneider über Böhnkes Kopf und sorgte für die gleichmäßige Länge der grauen Haare.
    So schnell ließ sich also eine Behauptung bestätigen oder widerlegen, dachte sich Böhnke schmunzelnd. Er wusste, was seine bessere Hälfte bemerken würde, wenn sie am Wochenende kam.
    Bahns Behauptung blieb wahrscheinlich im Raum stehen. Es gab die angebliche Drohung und das angebliche Attentat. »Das reicht nicht«, sagte Böhnke laut zu sich, als er durch das Tiefenbachtal auf seinem Rückweg am Jugendzeltplatz angekommen war und er sich sammeln musste, um die Abkürzung aus dem Tal ins Dorf über den Wiesenweg zu bewältigen.
    Als er die Haustür erreicht hatte, hatte er die Anstrengungen des steilen Weges bergauf wieder verkraftet. Das war schon ein wenig riskant, bis an seine bescheidene Leistungsgrenze zu gehen, nur um die Serpentinen abzukürzen. Es könnte ihm durchaus passieren, dass er mitten auf der Strecke schlappmachen würde, und dann wäre es aus, hatte ihn sein Hausarzt gemahnt. Andererseits würde er seinen Organismus und seinen Körper trainieren, was vielleicht seinem Gesundheitszustand zuträglich sei. Mit anderen Worten: Die Ärzte legten sich nicht fest und überließen ihm die Entscheidung, dachte er sich, als er in den Hühnerstall trat.
    Schon im kleinen Flur hörte er das Klingeln seines Handys. Er hatte, wie so oft, vergessen, es einzustecken, als er das Haus verlassen hatte, obwohl er Lieselotte hatte versprechen müssen, es immer bei sich zu tragen. Möglicherweise könnte es in einem Notfall sein Leben retten. Wie gut, dass das Gerät wenigstens an einer Stelle im Wohnraum lag, an der es einen Empfang gab. In der Küche wäre es nicht angesprungen.
    »Endlich!« Böhnke vernahm zunächst nur eine hektische Männerstimme, die er auf Anhieb niemandem zuordnen konnte. »Endlich heben Sie ab. Ich versuche schon seit einer Ewigkeit, Sie zu erreichen, und habe mir die Finger wund gewählt«, keuchte die Stimme, die der von Bahn sehr ähnlich war.
    »Sind Sie es, Herr Bahn?«, fragte Böhnke vorsichtig.
    »Ja. Wer denn sonst, Mann?« Der Journalist war unüberhörbar aufgebracht. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht.
    »Was ist passiert?«
    »Was soll

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