Nuhr, Dieter
Muss ich das verdauen? Wo ist dieses Suppenzeug, wo die Verdauung praktisch
schon beim Schlucken erledigt ist?« Aber auf Dauer ist der Körper dankbar, und
überlebt möglicherweise ein paar Jahre. Bis dann doch vielleicht die
Außerirdischen kommen, und uns vernichten. Wenn nicht wegen der Tütensuppe,
dann wegen geschälter Kartoffeln aus dem Glas!
Memoiren 15. Juni 2003
Da fällt mir auf: Ich habe noch gar nicht meine Memoiren
geschrieben, und wie es momentan auf dem Büchermarkt so aussieht, bin ich da
fast der Einzige. Es gibt ja Menschen, wie Stefan Effenberg, die ernsthaft
glauben, dass sich jemand für ihr verkorkstes Leben interessiert. Und was das
Schlimmste ist: Es interessiert sich wirklich jemand dafür.
Warum, weiß keiner. Was bringt Menschen dazu, diese Bücher
durchzulesen? So viele Buchstaben, geheimnisvoll hintereinander aufgereiht, um
Tausende von Worten zu bilden, die wiederum Sätze, ja ganze Kapitel formen, die
sich alle zusammentun zu einer Galaxie der Wortkaskaden, die sich gravitätisch
anziehen, um am Ende in einem schwarzen Loch der völligen Bedeutungslosigkeit
zerdrückt zu werden.
Angeblich ist es die Sprache, die uns vom Tier
unterscheidet. Das scheint auch zu stimmen, denn kein Affe hat bisher seine
Memoiren geschrieben. Aber ist der Mensch deshalb dem Affen auch überlegen?
Oder ist es nicht sogar ein Zeichen animalischmoralischer Überlegenheit, dass
uns bisher kein Tier von seinen Schwellkörperbrüchen berichtet hat? Wie Dieter
Bohlen.
Die Reispflanze hat angeblich doppelt so viele Gene wie
ein Mensch. Wahrscheinlich befähigt gerade diese Kombination die Reispflanze
dazu, keine Memoiren zu schreiben.
Wollen wir wirklich wissen, wie Hillary Clinton die Nachricht
vom Oralverkehr ihres Mannes aufgenommen hat? Ja, das wollen wir wissen - und
was schreibt Hillary Clinton? Ich habe es gelesen, und man halte sich fest: Sie
war sauer. Na sowas! Für so eine sensationelle Enthüllung lese ich doch gerne
mal ein paar 100 Seiten
Selbstbeweihräucherung.
Es ist höchst erstaunlich, woran Menschen sich in ihren
Erinnerungen alles erinnern. Und natürlich nicht, weil sie sich selbst in ein
gutes Licht rücken wollen, nein, sondern aus reinem Interesse an der Wahrheit.
Deshalb bin ich gespannt, welche Wahrheiten noch auf uns warten, wahrscheinlich
wird uns Susan Stahnke bald von ihrer Hollywoodkarriere berichten, und wie sie
keinen Oscar bekam, weil sie den Bus zur Verleihung verpasste. Überhaupt: Was
ist eigentlich mit dem Hund von Dieter Bohlen? Der weiß bestimmt auch einiges.
Oder: Reinhold Messner berichtet uns aus seinem geheimen
Sex-Tagebuch über sein Leben mit dem Yeti: »Er war nicht reif genug für eine
feste Bindung.« Und das Buch mit der Gegendarstellung vom Yeti kommt dann
pünktlich zum Weihnachtsgeschäft. Ich bin gespannt.
Nach Karte fahren 28. Juni 2003
Neulich habe ich gehört, wie einer so abfällig saget: »Typisch!
Frau am Steuer! Dass es so was noch gibt.« Dass es so etwas noch gibt! Meine
Güte: Frauen fahren doch nicht schlechter! Höchstens anders. Beispielsweise
unfallfrei. Und Frauen fahren oft nicht den direkten Weg. Der Mann ist da
anders. Der Mann denkt digital. Kreuzung, links, rechts, ja, nein. Die Frau ist
analog, sie denkt: »Wie hieß noch mal dieser Planet?« Und dann machen sie
etwas, was Männer nie tun würden: Sie fragen jemanden, der sich auskennt. Ein
Mann weiß, wo er ist, fährt in die Zielrichtung, und dann kommt er nie an, weil
er sich vertan hat.
Die Strategie von Frauen ist im richtigen Leben viel erfolgreicher.
Nehmen wir mal eine Testsituation an. Ein großer Raum, 100 Meter lang, und am anderen Ende steht ein Schrank.
In dem Schrank befindet sich ein Koffer mit 10 Millionen
Euro. Die Testperson weiß: Der Koffer ist für mich, ich darf das Geld behalten,
und ich habe Zeit.
Die Frau kommt zuerst dran, geht los, ohne große Eile,
ungefähr in Richtung Schrank, geht am Rand des Versuchsgeländes noch kurz zum
Friseur, guckt ein bisschen Schaufenster, kommt nach wenigen Stunden am
Schrank an, öffnet den Schrank, sieht den Geldkoffer und lässt ihn stehen, weil
er nicht zur Jacke passt.
Anders der Mann. Er rast wie eine gesengte Sau los. Gerade
auf den Schrank zu, gegen den Schrank. Paaf! Bricht mit einer blutenden
Platzwunde zusammen und bleibt bewusstlos liegen. So fahren Männer auch Auto,
zielgerichteter als Frauen, mit entsprechenden Ergebnissen. Frauen denken
irgendwie breiter, gestreuter.
Ein anderes Beispiel.
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